Fotos: Dr. Bettina Lehnhardt
Der Einsatzort Shanghai stellt sich als riesige, laute, verkehrsreiche, hektische Metropole dar mit sehenswerten historischen Vierteln und faszinierender moderner Architektur, anonymen 30-stöckigen Wohnsiedlungen, schön angelegten villenartigen Wohnanlagen mit viel Grün, relativ vielen, großzügigen, innerstädtischen Parks mit einer fast unüberschaubaren Fülle von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein besonderer Reiz besteht darin, dass sich mitten durch die Stadt der breite Fluss Huangpu zieht und der schmale Fluss Suzhou schlängelt.
Mal richtig ins Grüne zu fahren bedeutet: lange Wege zurückzulegen und ggf. auch lange Zeit im Stau zu stehen. Die Meeresküste ist etwa 40 km entfernt und entspricht nur an wenigen Stellen der Vorstellung von einem Badestrand. Das Nebeneinander von Arm und Reich ist krass und manchmal bedrückend. Bei den kleinen Leuten, die oft nur einen kleinen Ladenraum besitzen, in dem sie arbeiten und wohnen, herrscht Aufbruchsstimmung.
Lebensbedingungen in Shanghai
Die Bedürfnisse des täglichen Lebens (Wohnen, Essen, Transport, medizinische Versorgung, Freizeitgestaltung) können innerhalb einer breiten Skala zwischen typisch chinesischen und westlichen Möglichkeiten bestens befriedigt werden. Es gibt zahlreiche große Einkaufszentren, Supermärkte und gut sortierte Convenience Stores mit chinesischen und westlichen Produkten, Freizeit- und Wellness-Möglichkeiten (Traditionelle chinesische Massage, Spas), gute chinesische und internationale Restaurants. - Die medizinische Versorgung auf Basis westlicher Medizin ist gut und teuer.
Das typisch chinesische kulturelle Angebot (chinesische Oper, Artisten, Museen, Ausstellungen etc.) wird bereichert durch ausländische Gastspiele (Ballett, Konzert, Musical, Filmfestspiele, Literaturfestival). Deutsch- und englischsprachige Internetforen und regelmäßige Veranstaltungen der deutschen Community (Deutsche Schule, Deutscher Club, Goethe-Institut) fördern die Begegnung untereinander sowie mit der chinesischen Kultur. Der Umfang des kulturellen Angebots kann allerdings nicht mit dem einer deutschen Großstadt konkurrieren.
Ein besonderes Ereignis war die Expo 2010. In viele Bereiche der Stadt wurde zur Restaurierung und Verschönerung investiert. Insbesondere wurden weite Teile des Huangpu-Ufers mit Parks, Promenaden und Radwegen neu gestaltet. Das öffentliche Verkehrsnetz (Taxi, Bus, Metro) in Shanghai ist dicht. Gerade das Metronetz ist in den letzten Jahren in beeindruckender Schnelligkeit ausgebaut worden. Auf den Straßen gibt es aufgrund der hohen Verkehrsdichte in Stoßzeiten nur ein sehr langsames Vorankommen. Alle diese Verkehrsmittel sind im Vergleich zu Deutschland sehr preisgünstig. Der Verkehrslärm liegt weit über dem aus Deutschland gewohnten Pegel. Die Verkehrsregeln entsprechen im Prinzip denen in Deutschland, in der täglichen Praxis hat jedoch der schwächere Verkehrsteilnehmer nur das Recht, den stärkeren nicht zu behindern. Es gibt eine große Zahl von Schulbussen, mit denen Schüler und Lehrer die Schule erreichen. Morgens dauert die Fahrt durchschnittlich 30 Minuten, die Rückfahrt kann länger dauern.
Die öffentliche Sicherheit ist sehr gut gewährleistet. Die chinesische Bevölkerung kommt den Ausländern sehr freundlich, interessiert und reell entgegen. Tricksereien sind nicht üblich. Taschendiebstähle kommen vereinzelt vor. Die öffentliche Sicherheit hat sich als so groß erwiesen, dass die Eltern ihre Kinder sogar abends ohne Aufsicht in die Stadt fahren lassen. Kontrollen im Sinne des Jugendschutzes wie in Deutschland finden in den Bars und Diskotheken allerdings nicht statt. Gute Lebensbedingungen für Kinder finden sich in vielen Wohnanlagen (Compounds), insbesondere, wenn dort auch Mitschüler wohnen. Hier gibt es meist auch Angebote für Freizeitaktivitäten (Schwimmbecken, Clubhaus, Sauna, Tennisplatz, Tischtennisplatten, Fitnessraum, Squashanlage, Spielplätze). Einige dieser Compounds liegen in der Nähe der Schule aber damit weit weg von der Innenstadt.
Rahmenbedingungen für den Unterricht
Die Deutsche Schule Shanghai ist eine Ganztagsschule. Die Schüler verbringen 7-9 Stunden täglich in der Schule und haben teilweise lange Schulwege. Der Eurocampus bietet die Möglichkeit zu vielfältigen schulübergreifenden Aktivitäten mit Schulen anderer Nationalitäten außerhalb des Unterrichts. Die Struktur des Unterrichts ist durch die Lehrpläne der Deutschen Schule Shanghai sowie durch die einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Biologie bzw. Chemie (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i. d.F. vom 05.02.2004) vorgegeben.
Entwicklung der Schülerzahlen an der Deutschen Schule Shanghai:
2007/2008: 840
2008/2009: 944
2009/2010: 995
2010/2011: 1088
Zum Schuljahr 2005/2006 wurden neu eingerichtete Fachunterrichts-, Sammlungs- und Vorbereitungsräume im Schulneubau bezogen (ein Fachunterrichtsraum Biologie, ein Fachunterrichtsraum Chemie, ein Vorbereitungsraum mit naturwissenschaftlicher Sammlung). Vorbereitungsraum und Sammlung werden gemeinsam mit den Kollegen der französischen Schule genutzt, Chemikalien, Laborgeräte, Modelle werden z. T. gemeinsam benutzt.
Arbeitsmaterial wie Chemikalien, Laborgeräte, Modelle, Lehrerhandbücher, Fachliteratur aus der sehr gut ausgestatteten Lehrer- und Schülerbibliothek, Lehrfilme, elektronische Medien, Klassensätze von Apple-Notebooks mit Internet-Zugang, Beamer, Overhead-Projektoren, Fotokopierer (s/w, farbig), Laminiergerät usw. sind in ausreichender Quantität und Qualität vorhanden. Die sehr gute Laborausstattung ermöglicht qualifizierten experimentellen naturwissenschaftlichen Unterricht auf der Basis von Schülerexperimenten. Das naturwissenschaftliche Labor wird von einer deutschen und einer chinesischen Laborassistentin sowie einer chinesischen Laborhilfskraft fachlich qualifiziert und sehr engagiert betreut.
Schülerschaft und Eltern
Die Schüler stammen aus i. d. R. akademisch gebildeten, wohlsituierten Elternhäusern. Die Väter sind oft Firmenmitarbeiter in leitender und mittlerer Position. Die Eltern sind am schulischen Fortkommen ihrer Kinder interessiert und unterstützen dieses. Die chinesische Regierung gestattet nur ausländischen Kindern den Besuch der Deutschen Schule. Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Das Leistungsprofil ist ähnlich wie in Deutschland mit wenigen sehr schwachen sowie wenigen sehr leistungsstarken Schülern. Die Leistungsbereitschaft kann durch die Expat-Situation und die Ganztagsorganisation der Schule beeinflusst werden: Für Kinder, die aus ihrer vertrauten Umgebung in Deutschland mit ihren Eltern nach Shanghai kommen mussten und hier durchaus an Heimweh und Eingewöhnungsschwierigkeiten leiden können, kommt der Schule und insbesondere der Klassengemeinschaft eine besondere Bedeutung zu. Neue Schüler werden von der Klassengemeinschaft sehr freundlich aufgenommen, was ihr Heimweh und ihre Eingewöhnungsschwierigkeiten mildert. So wird leicht verständlich, dass im Vergleich zur Situation in Deutschland die intensive Pflege sozialer Beziehungen und gemeinsames Freizeiterleben besonders wichtig werden.
Der Besuch einer Ganztagsschule bedeutet darüber hinaus, dass die Schüler erst am späten Nachmittag nach Hause kommen und wenig Zeit für Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten haben. Die Fächer Biologie und Chemie werden in der Sekundarstufe I mit jeweils 2 Wochenstunden und in der Sekundarstufe II mit jeweils 3 Wochenstunden unterrichtet. Sie werden in den Klassenstufen 11 und 12 als Wahlpflichtfächer angeboten. Zwei Naturwissenschaften sind verbindlich. Beide Fächer können als Reifeprüfungsfach gewählt werden. Eltern der Schüler sowie andere Vertreter von Firmen und Organisationen sind sehr aufgeschlossen, engagiert, großzügig und hilfsbereit, den Schülern Einblick in die Arbeitswelt zu geben oder wenn es darum geht, technische Fragen zur Laborausstattung und zur Beschaffung von Geräten und Materialien zu klären. Die Betreuung der Schüler im Betriebspraktikum war bei allen von mir besuchten Betrieben vorbildlich.