Zum Inhalt springen

GEW: „Sparmaßnahmen auf Kosten der Arbeitslosenversicherung stoppen!“

Bildungsgewerkschaft zur BA-Studie über pädagogische Saisonarbeit

Frankfurt a.M./Nürnberg - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert scharf, dass die Bundesländer Lehrkräfte vor den Ferien entlassen und nach den Ferien wieder einstellen. Wie weit diese skandalöse Praxis verbreitet ist, belegt eine aktuelle Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Demnach seien die Arbeitslosmeldungen von Lehrkräften 2015 in den Sommerferien sprunghaft gestiegen. "Das Hire-and-Fire-Prinzip wird weder den Schülerinnen und Schülern noch den Lehrkräften gerecht. Die Bundesländer als Arbeitgeber sanieren sich auf Kosten der Beitragszahler der Sozialkassen", stellte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. fest.

Das Phänomen der saisonalen Lehrerarbeitslosigkeit gebe es bereits seit mehreren Jahren. Die Zahl der zusätzlich arbeitslos gemeldeten Lehrkräfte lag laut BA im Sommer 2015 bei rund 7.000, seit 2012 steigt die Zahl der betroffenen Lehrkräfte. Spitzenreiter mit 2.040 zusätzlichen Arbeitslosen sei Baden-Württemberg. Aber auch die anderen westlichen Bundesländer bedienten sich dieses Instruments, die östlichen seien etwas zurückhaltender, sagte Tepe.

"Zu den gemeldeten Arbeitslosen ist noch eine unbekannte Zahl entlassener Lehrkräfte hinzuzurechnen. Diese melden sich gar nicht erst arbeitslos, da sie wegen fehlender Leistungsvoraussetzungen kein-Arbeitslosengeld erwarten oder auf einen Anschlussvertrag nach den Ferien hoffen", erklärte Tepe. Schulpersonalräte berichteten, dass auch andere Schulferien bei Vertretungsverträgen gerne ausgespart werden. Die Zahl befristet beschäftigter Lehrkräfte sei leider nicht genau zu erfassen, bemängelte die GEW-Vorsitzende.

Tepe wies auf die Konsequenzen dieser Befristungspraxis hin: "Die Schulen haben zu Beginn eines neuen Schuljahres noch keine Gewissheit über die Lehrkräfteversorgung und müssen die Stundenpläne oft zwei Wochen oder länger ändern. Darunter leiden auch die Schülerinnen und Schüler. Für die betroffenen Lehrkräfte bedeutet dieses Sparmodell andauernde Jobunsicherheit und unbezahlte Arbeit. Denn: Auch wenn der Arbeitsvertrag ausgelaufen ist, der Unterricht für das neue Schuljahr muss trotzdem vorbereitet werden."

Info: Die Bundesagentur für Arbeit hat jetzt den Bericht "Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien 2015" veröffentlicht. Demnach fällt bereits seit mehreren Jahren "der sprunghafte Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Sommerferienmonaten auf".

Kontakt
Ulf Rödde
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands, Pressesprecher / Redaktionsleiter E&W
Adresse Reifenberger Str. 21
60489 Frankfurt
Web:  gew.de
Telefon:  069-78973-114