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GEW: „Kontraproduktiv und am Arbeitsalltag der Lehrkräfte vorbei“

Bildungsgewerkschaft zum Interview mit dem OECD-Bildungsdirektor Schleicher in der Stuttgarter Zeitung

Frankfurt am Main – Als „kontraproduktiv und am Arbeitsalltag der Lehrkräfte völlig vorbei“ hat Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Aussagen von Andreas Schleicher, Bildungsdirektor bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in einem Interview in der heutigen Ausgabe der Stuttgarter Zeitung bezeichnet. Schleicher hatte die Lehrkräfte scharf kritisiert, ihnen mangelnde Innovations- und Teamfähigkeit sowie unzureichende Eigeninitiative vorgeworfen.

„Viele Studien und jüngst die neueste PISA-Studie haben deutlich gemacht, dass das Schulsystem in Deutschland vom Kopf auf die Füße gestellt werden muss, Kinder länger gemeinsam lernen müssen. Politik, Verwaltung, Gewerkschaften und Beschäftigte müssen sich gemeinsam auf den Weg machen, um dieses große Rad zu drehen. Jetzt Lehrkräfte-Bashing zu betreiben und ihnen fast ausschließlich die Verantwortung für die Misere in die Schuhe zu schieben, hat nichts mit der Realität zu tun und macht diejenigen zum Buhmann, die wichtige Motoren der Entwicklung sein müssen – und wollen“, betonte Finnern. „Wer ausblendet, dass in Deutschland der größte Lehrkräftemangel in der Geschichte herrscht, der die Lehrerinnen und Lehrer seit Jahren ans Belastungslimit bringt und die notwendigen Reformen blockiert, argumentiert nicht seriös. Alle Arbeitszeit- und Belastungsstudien belegen, dass der Lehrberuf extrem herausfordernd ist. Die Landesregierungen und Kultusministerien müssen endlich umsteuern: Sie müssen mehr junge Menschen für den Lehrberuf ausbilden und zusätzliche Lehrkräfte einstellen. Deshalb muss für den Beruf des Lehrers, der Lehrerin mit attraktiven Arbeitsbedingungen geworben werden – und nicht die Lehrkräfte, die unter schlechten Rahmenbedingungen, die sie nicht zu verantworten haben, leiden und trotzdem das Beste für mehr Chancengleichheit der Kinder und Jugendlichen geben, in den Senkel gestellt werden. Und: Das ist auch eine Frage des Geldes, das in die Schulen investiert wird.“

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