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Bildungspolitisches Forum (BPF) 2021

Mit MINT zu mehr Klimaschutz

Die Fridays-for-Future-Bewegung zeigt, wie wichtig jungen Menschen das Thema Klimawandel ist. Bildungsexperten hoffen, dass dieses Interesse auch zu einem Schub für MINT-Berufe führt.

Um mehr junge Menschen für MINT-Ausbildungsberufe zu gewinnen, muss nach Ansicht von Fachleuten stärker kommuniziert werden, wie wichtig diese Jobs für globale Herausforderungen wie den Klimaschutz sind. (Foto: IMAGO/agrarmotive)

Klimawandel, Energiewende, Pandemiebekämpfung: Die großen aktuellen Probleme können nicht ohne umfassende Kenntnisse in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) gelöst werden. Interessierten biete sich eine „berufliche Lebensperspektive“, warb Prof. Olaf Köller, Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Ende Oktober beim Bildungspolitischen Forum (BPF) 2021.

Zwar ist es ihm zufolge um den MINT-Sektor hierzulande gar nicht so schlecht bestellt. Unter den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen kämen fünf aus dem MINT-Bereich. Fast 40 Prozent der Erstsemester wählten MINT-Studiengänge, im internationalen Vergleich liege Deutschland mit einer Absolventinnen- und Absolventenzahl von 35 Prozent an der Spitze. Aber: „Wir brauchen noch viel mehr Fachkräfte.“ Das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) legte daher beim jährlichen Austausch mit der Politik ein Positionspapier mit Forderungen an alle Bildungseinrichtungen vor.

Mit Blick auf den Elementar- und Primarbereich plädieren die Autorinnen und Autoren dafür, in allen Kitas Lernmöglichkeiten für naturwissenschaftliches Denken zu schaffen. Schon bei Fünfjährigen zeigten sich herkunftsbedingte Differenzen, sagte Köller. Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund hinkten um zwei Jahre hinterher. Laut TIMS-Studie 2019 haben 25 Prozent der Kinder nach der 4. Klasse nur sehr niedrige mathematisch-naturwissenschaftliche Kompetenzen.

Digitale Kenntnisse sollen laut Positionspapier zwar in allen Fächern gestärkt werden. Um konkret informatische Fähigkeiten zu fördern, müsse indes das Fach Informatik ausgebaut werden. Die Leiterin der Studie ICILS 2018, Prof. Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn, sagte, Deutschland liege beim „Computational Thinking“ zurück.

Mehr junge Menschen gewinnen

Um mehr junge Menschen für MINT-Ausbildungsberufe zu gewinnen, muss nach Ansicht der Fachleute stärker kommuniziert werden, wie wichtig diese Jobs für globale Herausforderungen wie den Klimaschutz sind. Zugleich müssten Jugendliche besser qualifiziert werden: Laut PISA-Studie 2018 gehören 20 Prozent der 15-Jährigen zu der Risikogruppe, die es schwer haben wird, sich erfolgreich in die berufliche Ausbildung einzufädeln. In der hochschulischen MINT-Bildung müsse ein Fokus darauf liegen, die hohe Zahl der Studienabbrüche zu senken.

Ebenfalls Thema im Positionspapier sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Der Anteil der Frauen an MINT-Ausbildungsberufen beträgt nur rund 11 Prozent, lediglich ein Drittel der MINT-Studienanfängerinnen und -anfänger sind Frauen.

Beim „Bildungsdialog“ ging es vor allem um eine engere Kooperation von Schule mit Betrieben, Verbänden und Stiftungen. Während sich die GEW seit langem gegen eine Einflussnahme von Wirtschaft und Industrie engagiert, war sich das Podium einig: Diese Zusammenarbeit müsse ausgebaut werden.

Schule müsse sich stärker öffnen, um mehr Jugendliche für MINT-Ausbildungen zu gewinnen, betonte Rainer Schulz, Staatsrat der Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg. Die Leiterin der MINT-Vernetzungsstelle Deutschland, Stephanie Kowitz-Harms, sprach sich für mehr Verzahnung von schulischem und außerschulischem Bereich aus. Susanne Müller von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sagte, Studien- und Berufsorientierung müsse curricular verankert werden – aber ohne dies den Lehrkräften zuzumuten. Auch IPN-Professorin Ilka Parchmann mahnte, die Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter zu überfrachten.