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GEW zur Hochschulreform: „Wir können auch anders!“

Bildungsgewerkschaft präsentiert wissenschaftspolitisches Programm

Berlin - „Wir können auch anders!“ – unter diesem Motto hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute in Berlin ihr neues wissenschaftspolitisches Programm vorgestellt. „Die Proteste im Zuge des Bildungsstreiks haben deutlich gemacht: Studierende und Lehrende sind mit der gegenwärtigen Umstrukturierung ihrer Hochschulen unzufrieden. Wir brauchen jetzt überzeugende Alternativen. Mit unserem neuen wissenschaftspolitischen Programm haben wir ein Leitbild für eine alternative Entwicklung von Hochschule und Forschung vorgelegt“, erklärte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne. „Eine Reform der Hochschulen ist überfällig, aber der von Bund und Ländern eingeschlagene Kurs geht in die falsche Richtung. Die Alternative der GEW lautet: Wissenschaft demokratisieren, Hochschulen öffnen, Qualität von Forschung und Lehre entwickeln, Arbeits- und Studienbedingungen verbessern“, sagte das für Hochschulen verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller.

„Bei der Studienreform im Zuge des Bologna-Prozesses werden viele richtige Ziele formuliert: die Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre, die Förderung der Mobilität oder die Stärkung der sozialen Dimension des Europäischen Hochschulraums. Bei der Umsetzung der Studienreform werden aber schwere Fehler gemacht“, kritisierte Keller. Die GEW tritt daher für einen Kurswechsel im Bologna-Prozess ein. „Die Akzeptanz der neuen Bachelorstudiengänge bei den Studierenden und in der beruflichen Praxis muss von unten wachsen – sie kann nicht von oben verordnet werden. Wir fordern einen Rechtsanspruch auf ein Masterstudium für alle Bachelor – weder Quote noch Note dürfen die Zulassung zum Masterstudium beschränken.“

„Die GEW lehnt sowohl die staatliche Detailsteuerung der Hochschulen ab als auch den kompletten Rückzug von Parlamenten und Regierungen aus ihrer Verantwortung für die Hochschulen. Wir unterstützen die Hochschulautonomie dann, wenn die Mitbestimmungsrechte von Beschäftigten und Studierenden nicht abgebaut, sondern gestärkt werden“, sagte Keller. Eine weitere Forderung der GEW: eine aufgabengerechte Personalstruktur für Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Anders als in vielen ausländischen Wissenschaftssystemen gebe es in Deutschland jenseits von Professur und Professorenlaufbahn keine anerkannte Position für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Für Daueraufgaben in Hochschule und Forschung müssen daher mehr unbefristete Beschäftigungsverhältnisse zur Verfügung stehen“, verlangte Keller.

Ein Schwerpunkt des neuen wissenschaftspolitischen GEW-Programms sei die Forderung nach einer Öffnung der Hochschulen. „Wenn Deutschland wirklich Anschluss an die internationale Entwicklung halten und die Studienanfängerquote deutlich steigern möchte, müssen wir den Hochschulzugang erweitern. Die GEW fordert deshalb ein ‚Berufsabitur’: Der Abschluss von schulischen und beruflichen Berufsausbildungen sollte grundsätzlich eine Studienberechtigung vermitteln“, sagte Ulrich Thöne. Eine soziale Öffnung der Hochschulen setze deshalb die Abschaffung aller Studiengebühren und die strukturelle Erneuerung der Ausbildungsförderung voraus. „Statt Studierende zur Kasse zu bitten, sollte das BAföG perspektivisch zu einem elternunabhängigen Studienhonorar weiterentwickelt werden. Das ist zu finanzieren, wenn im Gegenzug ausbildungsbedingte Steuerfreibeträge und Kindergeld in die Ausbildungsförderung integriert und direkt an die Studierenden ausgezahlt werden.“

Info:
Am 28. April hat der 26. Gewerkschaftstag der GEW in Nürnberg das neue wissenschaftspolitische Programm beschlossen.

 

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Ulf Rödde
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