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GEW: „Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz jetzt!“

Bildungsgewerkschaft zur Bundestagswahl: „Gute Bildung – gute Arbeit“

Frankfurt a.M. – Der Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz für alle jungen Menschen soll gesetzlich verankert werden. Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit Blick auf den Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September vorgeschlagen.

„Junge Menschen brauchen die bestmögliche Bildung und Ausbildung, unsere Gesellschaft ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen. Fast 2,2 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren haben jedoch keinen Ausbildungsabschluss. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal ersten Ranges, den wir uns aus sozialen Gründen, aber auch ökonomisch nicht erlauben können“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. „Alle jungen Menschen müssen nach dem Schulabschluss eine Ausbildung bekommen, ohne Warteschleifen durchlaufen zu müssen.“ Die GEW-Vorsitzende stellte fest, dass im vergangenen Jahr rund 270.000 Jugendliche im sog. Übergangssystem steckten – insbesondere junge Menschen mit Hauptschulabschluss. Die zahllosen und teuren Maßnahmen führten in aller Regel aber nicht zum Ziel. „In den Warteschleifen wird die Lebenszeit der jungen Menschen vergeudet, denn der Sprung in einen Ausbildungsplatz und damit die Chance auf einen qualifizierten Berufsabschluss gelingt in den seltensten Fällen“, betonte Tepe. „Wir wollen und können es uns nicht leisten, auch nur einen einzigen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen zurückzulassen.“

„Das Recht auf Ausbildung darf nicht von der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland abhängen. Eine Ausbildungsplatzumlage, die ausbildungswilligen Unternehmen ermöglicht, zusätzliche Lehrstellen zu schaffen, wäre eine gute Lösung“, sagte Tepe. Sie machte deutlich, dass nur noch gut ein Fünftel aller Betriebe ausbilde – Tendenz weiter fallend. Zudem hätten die Arbeitgeber selbst die vergleichsweise gute konjunkturelle Lage nicht genutzt, um ein deutliches Plus an Ausbildungsplätzen zu schaffen. „Wer auf die Kräfte des Marktes setzt, wird seiner Verantwortung gegenüber der nachwachsenden Generation nicht gerecht“, unterstrich Tepe.

Zudem müssten Betriebe und junge Menschen besser unterstützt und begleitet werden, damit die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen werden kann. „Die Arbeitgeber sind gut beraten, ihren Blick auf junge Menschen zu verändern und diese nicht länger als ‚nicht ausbildungsreif‘ zu stigmatisieren, sondern bestmöglich zu fördern. Hohe Abbrecherquoten deuten darauf hin, dass bei der Ausbildung in den Betrieben noch Verbesserungen möglich sind“, sagte die GEW-Vorsitzende.

„Für Jugendliche, die ohne Ausbildungsplatz bleiben, müssen außer- und überbetriebliche Ausbildungsplätze bereitgestellt werden, die einen engen Bezug zur betrieblichen Praxis ermöglichen“, hob Tepe hervor. „Die duale Ausbildung soll systematisch durch weitere anerkannte, auch vollzeitschulische Alternativen ergänzt werden.“ Ziel sei ein reformiertes Berufsbildungssystem, das unabhängig von regionalen Problemlagen, demographischen Schwankungen, ökonomischen Krisen und der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft allen jungen Menschen eine ausreichende Auswahl qualifizierter Ausbildungsplätze anbietet. Die öffentliche Hand müsse im Interesse der Jugendlichen in die Bresche springen, wenn die Arbeitgeber ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die berufliche Ausbildung der jungen Generation nicht nachkommen. Bildung und Ausbildung seien Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.

„Die berufliche Erstausbildung und anschließend eine lebensbegleitende Weiterbildung sind unabdingbare Voraussetzung für angemessene gesellschaftliche Teilhabe, ein ausreichendes Einkommen und ein selbstbestimmtes Leben der Menschen in Deutschland. Dieses Recht, das auch die Sozialcharta der Vereinten Nationen anspricht, wollen wir in Form einer Ausbildungsgarantie verwirklichen“, sagte die GEW-Vorsitzende. Dies sei zugleich eine wichtige Grundlage für das Gelingen von Inklusion in der beruflichen Aus- und Weiterbildung.

Info: Die Ausbildungsgarantie, die die GEW vorschlägt, soll in den Sozialgesetzbüchern verankert werden.

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Ulf Rödde
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