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GEW: „Mehr Geld für gute Bildung!“

Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft Tepe zum „Tag der Arbeit“

Bochum – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich am „Tag der Arbeit“ für „mehr Geld für gute Bildung“ stark gemacht. „In Schulgebäuden fällt der Putz von der Decke, in den Kitas fehlen gut qualifizierte Kolleginnen und Kollegen, berufsbildende Schulen werden zusammengelegt oder geschlossen und an den Hochschulen herrscht ein unglaubliches Befristungsunwesen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe während der 1.-Mai-Kundgebung in Bochum. „Alles Gerede, mehr in Bildung zu investieren, hat sich als Schaumschlägerei erwiesen: Weder wird der Spitzensteuersatz angehoben, noch die Vermögensteuer wieder eingeführt, damit die öffentlichen Kassen mehr Geld für Bildung haben. Wir brauchen im Bildungsbereich jährlich zusätzlich rund 50 Milliarden Euro. Allein der Investitionsstau im Bildungswesen ist gewaltig. Was Bund, Länder und Kommunen an zusätzlichen Mitteln bereitstellen wollen, ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Gelder reichen kaum, um die größten Löcher zu stopfen.“

„Gute Bildung kostet Geld. Nur keine gute Bildung ist noch teurer“, unterstrich Tepe. „Alle Menschen in unserem Land sollen gut lesen und schreiben können. Bildung ist ein Menschenrecht. Bildung ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger. Sie ist Voraussetzung, damit alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. 7,5 Millionen funktionale Analphabeten sind davon in Deutschland aber praktisch ausgeschlossen – und es werden immer mehr. Das ist ein Skandal, ein Armutszeugnis für die Bundesrepublik.“ Dieser Entwicklung müsse mit dem konsequenten Ausbau eines inklusiven Bildungswesens, in dem alle Kinder von Anfang an individuell gefördert werden, entgegengesteuert werden.

Mit Blick auf die sinkende Zahl der Ausbildungsplätze verlangte die GEW-Vorsitzende die Umsetzung einer „Ausbildungsgarantie“ für alle jungen Menschen ohne Wenn und Aber. „Wir erwarten von der Bundesregierung, mit der im Koalitionsvertrag angesprochenen Ausbildungsgarantie sicherzustellen, dass alle Jugendlichen ohne Warteschleifen die Möglichkeit erhalten, eine anerkannte Ausbildung abzuschließen. Dafür müssen wieder mehr Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Unterstützungsmaßnahmen sowie die schulische Berufs- und Arbeitsweltorientierung müssen ausgebaut werden. Zudem ist die Qualität der Ausbildung in manchen Branchen zu verbessern“, betonte Tepe. Die Zahl der Ausbildungsverträge sei mit 530.000 auf einen historischen Tiefstand seit der Deutschen Einheit gefallen – trotz gestiegener Zahl der Schulabgänger und guter Konjunktur. 2013 seien gut 257.000 junge Menschen ohne Ausbildung geblieben. Sie gingen im sogenannten Übergangssystem verloren. Nur 21,3 Prozent aller Betriebe bildeten noch aus.

„Junge Menschen brauchen die bestmögliche Bildung und Ausbildung, unsere Gesellschaft ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen. Deshalb müssen wir die soziale Öffnung der Hochschulen – gerade auch für Menschen mit beruflicher Qualifikation – massiv vorantreiben“, hob Tepe hervor. Sie mahnte eine grundlegende Reform des BAföG an. „Die Bundesregierung muss endlich ein klares Bekenntnis für eine substanzielle Erhöhung und strukturelle Reform des BAföG ablegen. Nur wenn junge Menschen finanziell abgesichert sind, werden sie nicht vom Studium abgeschreckt. Dies gilt insbesondere für Kinder aus einkommensschwächeren Familien. BAföG ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Chancengleichheit in unserer Gesellschaft“, sagte die GEW-Vorsitzende.

Info: Der „Tag der Arbeit" steht 2014 unter dem Motto: „Gute Arbeit. Soziales Europa.“

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Ulf Rödde
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