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GEW: „Lage auf Lehrerarbeitsmarkt bleibt auch in den nächsten Jahren angespannt“

Bildungsgewerkschaft zur Modellrechnung der Kultusministerkonferenz / Wacklige Datenbasis

Frankfurt a. M. - Die Lage auf dem Lehrerarbeitsmarkt werde auch in den nächsten Jahren angespannt bleiben. Die Entwarnung, die die Kultusministerkonferenz (KMK) gegeben hat, sei problematisch. Das stellte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute mit Blick auf die KMK-Modellrechnung für den Lehrerbedarf von 2010 bis 2020 fest. „Die aktuelle Bedarfsprognose kann junge Menschen abschrecken, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Dabei ist zu befürchten, dass sich der Lehrermangel, der bereits jetzt nicht zu übersehen ist, verschärfen wird. Änderungen der Schulstruktur, aber auch pädagogische Herausforderungen wie Inklusion und Ganztagsschule erfordern mehr Lehrkräfte, damit die Pädagogen erfolgreich arbeiten können", sagte Marianne Demmer, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Schule, am Mittwoch in Frankfurt a. M.

Ilse Schaad, im GEW-Vorstand für Angestellten- und Beamtenpolitik verantwortlich, betonte, dass die Datenbasis der Prognose „wacklig" sei. Die von den Ländern gemeldeten Daten seien teilweise nicht miteinander zu vergleichen. Zudem berücksichtigten sie Planungsdaten, die den Bedarf beeinflussen, nur ungenügend bis gar nicht. Die KMK habe politische Vorgaben und bildungspolitische Ziele der Länder offenbar nicht hinterfragt. Eine verlässliche Bildungspolitik könne nicht auf dieser Datenbasis aufbauen. „Leider entfalten solche Prognosen oft eine fatale Langzeitwirkung. Das wissen wir aus den Jahren gravierenden Lehrermangels", warnte Schaad.
 
„Der von der KMK errechnete jährliche Einstellungsbedarf von 28.000 Lehrkräften ist zu niedrig", sagte Schaad. Zwischen 2010 und 2020 gingen allein mehr als 293.000 Lehrkräfte in Pension oder Rente. Hinzu komme, dass alle Länder erhöhten Unterrichtsbedarf zwischen 1997 und 2007 mit sogenannten Vorgriffsstunden abgedeckt haben, die nun in fast allen Ländern bis 2019 zurückgezahlt werden müssten. Dies mache zusätzlich rund 3000 Stellen jährlich aus. Um 28.000 Lehrkräfte einstellen zu können, müsse es wegen der Teilzeitstellen, die etwa 30 Prozent der Lehrkräfte wählen, zirka 36.000 Bewerber auf dem Lehrerarbeitsmarkt geben.
Um den Einstellungsbedarf zu decken, müssten die Universitäten die Ausbildungskapazitäten mindestens halten, die Länder die Zahl der Referendariatsplätze von rund 30.000 auf 39.000 erhöhen. Deshalb stimme die GEW, so Schaad, mit der KMK überein, dass die Studienberatung bei der Wahl der Unterrichtsfächer frühzeitig steuern müsse.

Info:
Heute hat die Kultusministerkonferenz in einem Gespräch mit GEW und Lehrerverbänden ihre Modellrechnung für den Lehrerbedarf vorgelegt. Die KMK-Prognose kommt auf der Grundlage der von den Ländern gemeldeten Daten zum Ergebnis, dass es in der Gesamtschau eine ausreichende Lehrerversorgung geben werde. Mangel gebe es jedoch in einzelnen Fächern, Schulformen und Regionen bzw. unterschiedliche Bedarfe zwischen Ost und West.

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Ulf Rödde
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