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GEW: „KMK hat nicht rechtzeitig und mutig für ausreichenden Gesundheitsschutz gesorgt“

Bildungsgewerkschaft zur Online-Tagung der Kultusministerkonferenz

Frankfurt a.M. – Mit der Ankündigung der Kultusministerkonferenz (KMK), sich jetzt auf die Schließung der Schulen in Deutschland einzustellen, „gesteht sie ein, nicht rechtzeitig und mutig für ausreichenden Gesundheitsschutz gesorgt zu haben“, erklärte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Wir haben wiederholt angemahnt, den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Leopoldina zu folgen und flächendeckend auf Wechselunterricht umzustellen, um Schulschließungen zu verhindern. Jetzt werden offenbar Schulschließungen und eine Verlängerung der Weihnachtsferien unvermeidlich sein. Damit wird das Recht auf Bildung eingeschränkt“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. mit Blick auf die Ergebnisse der KMK-Tagung und die rasant steigenden Corona-Zahlen. Während nahezu alle Virologen mittlerweile zu kleineren Gruppen und Wechselunterricht geraten hätten, habe die KMK bisher stur am Präsenzunterricht, an Stoff und Prüfungen festgehalten. Ihre Behauptung, die Schulen seien sicher, habe sich als falsch erwiesen. „Der Inzidenzwert bei Lehrkräften ist höher als im Durchschnitt der Bevölkerung“, sagte Tepe.

Sie forderte die Kultusministerien auf, jetzt gemeinsam mit Schulleitungen und Bildungsgewerkschaften alle möglichen Szenarien für die Zeit nach den Weihnachtsferien vorzubereiten: „Die Zeit, die Probleme zu verdrängen, ist endgültig vorbei. Die politischen Versäumnisse des Sommers und des Herbstes haben Schulen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler eingeholt und kommen diese nun teuer zu stehen. Jetzt darf nicht einfach weitergewurschtelt werden.“ Für Rechthaberei sei aber nicht die Zeit, deshalb „bieten wir den Kultusministerien die Zusammenarbeit bei der Suche nach Lösungen an“, sagte Tepe.

Sie mahnte, die Schulen in die Lage zu versetzen, dass Lehrkräfte gerade für benachteiligte Kinder und Jugendliche, die mehr Unterstützung brauchen, Luft und Zeit bekommen: „Unter den Bedingungen, die an vielen Schulen herrschen, ist zurzeit nur noch ein eingeschränktes pädagogisches Arbeiten möglich. Viele Schulen sind am Limit.“ Deshalb müssten sich die Kultusministerien von ihrer Fixierung auf Prüfungen und Tests sowie dem Festhalten an Stoffplänen lösen. Für Abschlussklassen seien die Anforderungen neu zu definieren. Der Druck, der auf den Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrkräften lastet, müsse reduziert werden.

„Die Kultusministerien müssen endlich für einen besseren Gesundheits- und Infektionsschutz sorgen und es möglich machen, dass die AHA-Regeln plus Lüften auch in Schulen eingehalten werden können“, unterstrich Tepe. „Zudem müssen endlich die Voraussetzungen geschaffen werden, damit digitales Fernlernen besser klappen kann und Kinder aus armen Familien nicht noch weiter abgehängt werden.“ Dazu gehörten beispielsweise, die digitale Infrastruktur der Schulen zu verbessern, IT-Administratoren einzustellen sowie die Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte auszuweiten und passgenauer zu gestalten. „Wir wissen, dass das im Januar noch lange nicht garantiert ist“, sagte die GEW-Vorsitzende.

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