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GEW fordert Aktionsprogramm „Kurswechsel im Bologna-Prozess“

Bildungsgewerkschaft zum Gespräch bei der Bundesbildungsministerin

Berlin - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat aus Anlass des heutigen Gesprächs von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) mit Studierenden und bildungspolitischen Organisationen ein Aktionsprogramm „Kurswechsel im Bologna-Prozess“ gefordert. „Drei Wochen nach dem bundesweiten Bildungsstreik von Studierenden, Schülerinnen und Schülern dürfen Bund, Länder und Hochschulen nicht zur Tagesordnung übergehen. Im Bologna-Prozess darf es kein ‚Weiter so’ geben – die jungen Menschen warten jetzt auf ein Signal, dass es substanzielle Verbesserungen der Studienstrukturreform geben wird“, erklärte das für Hochschule und Forschung verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller.

Die GEW schlägt für das Aktionsprogramm „Kurswechsel im Bologna-Prozess“ drei Maßnahmen vor: „Das Vertrauen in die neuen Abschlüsse und Studiengänge kann nicht von oben verordnet werden, sondern muss bei Studierenden, Lehrenden und in der beruflichen Praxis wachsen. Daher sollte jede Studentin und jeder Student selbst entscheiden dürfen, ob sie oder er die Hochschule mit dem Bachelor-Zeugnis verlassen oder ein Masterstudium anschließen möchte. Wir fordern daher erstens den freien Zugang zum Masterstudium für alle, die ihr Bachelorstudium erfolgreich abgeschlossen haben“, sagte Keller.

Eine umfassende Studienreform, wie sie der Bologna-Prozess vorsieht, sei nicht zum Nulltarif zu haben, betonte der GEW-Sprecher. „Die Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre setzt eine bessere Betreuung der Studierenden voraus. Wir brauchen daher zweitens die Erweiterung des ‚Hochschulpakts 2020’ um eine Qualitätskomponente, mit der die 2008 vom Wissenschaftsrat empfohlene Verbesserung der Betreuungsverhältnisse erreicht werden kann“, forderte Keller.

Der GEW-Hochschulexperte machte deutlich, dass eine bessere Betreuung der Studierenden nicht mir ihrer Bevormundung verwechselt werden dürfe. „Bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland sind Länder und Hochschulen nicht selten über das Ziel hinausgeschossen – die Module spielen verrückt. Die neuen Studiengänge müssen aber studierbar werden: Anwesenheitskontrollen in Vorlesungen, volle Stundenpläne und ein Übermaß an Prüfungen haben in einem modernen Hochschulstudium nichts verloren. Die GEW fordert daher als dritte Maßnahme eines Aktionsprogramms ‚Kurswechsel im Bologna-Prozess’ eine Entrümpelung der Prüfungsordnungen und ‚Modulhandbücher’“, erklärte Keller.

Die Bildungsgewerkschaft begrüßte die Initiative der Ministerin zu dem heutigen Gespräch sowie ihre Zusage, sich für Korrekturen am Bologna-Prozess einzusetzen. Keller: „Wir werden die Ministerin beim Wort nehmen und erwarten jetzt eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Kritik und den Forderungen der jungen Menschen. Die GEW ist weiterhin bereit, sich an diesem Dialog konstruktiv zu beteiligen.“

Info:
Als Folge des von der GEW unterstützten Bildungsstreiks der Studierenden, Schülerinnen und Schüler vom 15. bis 19. Juni 2009 hatte Bundesbildungsministerin Annette Schavan für heute Studierende und bildungspolitische Organisationen zu einem Gespräch über die Umsetzung des Bologna-Prozesses eingeladen. Für die Bildungsgewerkschaft GEW, die Lehrende an Hochschulen und Studierende organisiert, hat Andreas Keller an dem Gespräch teilgenommen.

Auf ihrem 26. Gewerkschaftstag im April 2009 in Nürnberg hat die GEW in einem Appell an die europäischen Bildungsministerinnen und Bildungsminister einen „radikalen Kurswechsel im Bologna-Prozess“ gefordert.

Kontakt
Ulf Rödde
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands, Pressesprecher / Redaktionsleiter E&W
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