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GEW: „Wohlbefinden der Lernenden muss Indikator für Schulqualität werden!“

Bildungsgewerkschaft zum Schulbarometer der Bosch Stiftung

Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt an, das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum schulpolitischer Maßnahmen zu rücken und in ein ausgewogenes Verhältnis zu Unterricht und kognitiven Anforderungen in den Schulen zu setzen. „Die Ergebnisse des Schulbarometers sind alarmierend und besorgniserregend. Psychische Probleme können in einen Teufelskreis münden, der ganze Bildungsbiografien ins Wanken bringen kann. Die Schulen brauchen mehr Zeit und mehr multiprofessionelles Personal, um dem zu begegnen. Die schulpolitische Fokussierung auf immer mehr Diagnosen und Tests in den Kernfächern ist kontraproduktiv. Leistung und Lehrpläne sind nicht die besten Wegweiser durch die Krisen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, mit Blick auf das Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung, das heute veröffentlicht worden ist. 

„Schulen müssen als sichere, gesunde und wertschätzende Orte erlebt werden. Angesichts einer unsicheren Zukunft ist es von zentraler Bedeutung, Räume für soziale Beziehungen, Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeit zu eröffnen, eine positive Fehlerkultur zu etablieren sowie die psychische und physische Resilienz der Kinder und Jugendlichen zu fördern“, betonte Bensinger-Stolze. Sie schlug vor, das Wohlbefinden der Lernenden und Lehrenden als Indikator für Schulqualität einzuführen. 

Das GEW-Vorstandsmitglied begrüßte, dass das Schulbarometer Lernprozesse statt Lernergebnisse sowie die Bedeutung von Feedback und demokratischer Teilhabe stark akzentuiere. „Demokratie muss für alle Kinder und jungen Menschen erfahrbar und erlebbar sein. Gerade weil die befragten Schülerinnen und Schüler so deutlich Ängste mit Blick auf Kriege, Klimakrise und ihre eigene Zukunft äußern, ist es wichtig, dass Schulen Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen und die Lernenden die Welt wie auch ihre eigene Schule als gestaltbar erleben“, unterstrich Bensinger-Stolze.

„Voraussetzung dafür sind deutlich mehr Zeit im Schulalltag, also die Senkung der Unterrichtsverpflichtung, die bessere personelle Ausstattung mit Lehrkräften sowie mit Personal der Schulsozialarbeit und -psychologie“, sagte die GEW-Schulexpertin. Aber auch niedrigschwelligere Angebote wie die in einigen Bundesländern etablierten „Mental-Health-Coaches“ müssten ausgebaut und verstetigt werden. Mit zeitlich befristeten Projektmitteln sei jedoch weder den psychosozialen Problemen der Schülerinnen und Schüler noch der chronischen Überlastung der Beschäftigten an Schulen beizukommen, betonte Bensinger-Stolze. Sie sprach sich für die Etablierung von Gesundheitspersonal an Schulen aus, wie es etwa in Skandinavien zum Standard gehöre. Auch die gesundheitliche Versorgungsstruktur im Sozialraum müsse bekannter gemacht und ausgebaut werden. „Die langfristige Perspektive heißt: die schulische Auslese und die chronische Unterfinanzierung im Schulwesen beenden!“, hob Bensinger-Stolze hervor. 

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