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GEW: „Wir brauchen neuen Forschungsansatz, der Rahmenbedingungen von Schule erforscht“

Bildungsgewerkschaft zu den Ergebnissen der PISA-Studie: „In Deutschland nichts Neues“

Frankfurt a.M. - Mit Blick auf die heutige Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse schlug die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen neuen Forschungsansatz vor, der das Umfeld, die Probleme und die Rahmenbedingungen von Schulen genauer beleuchtet. Die Bildungsgewerkschaft hält eine Abkehr von der bisherigen Untersuchungspraxis exemplarischer Messungen der Leistungen der Schülerinnen und Schüler für notwendig. Diese förderten keine neuen Erkenntnisse mehr zu Tage. "Wir brauchen Studien, die die Gelingensbedingungen für eine Schule, die alle Kinder und Jugendlichen zu einer umfassenden Bildung, Verantwortungsbewusstsein und einer demokratischen Grundhaltung führt, herausarbeiten", betonte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie zeigte sich von den PISA-Ergebnissen wenig überrascht. "Die Erkenntnisse sind mehr oder weniger immer die gleichen. Was fehlt, sind die entsprechenden politischen Konsequenzen und Handlungsstrategien!"

"Insbesondere müssen mehr Ressourcen für die Bildungsbenachteiligten bereit gestellt und gezielt Förderkonzepte für diese Gruppe aufgelegt werden. Zudem brauchen wir Strukturveränderungen: die 'eine Schule für alle Kinder' und einen Ausbau qualitativ hochwertiger Ganztagsangebote", sagte Hoffmann. "PISA bestätigt noch einmal das Kardinalproblem des deutschen Schulsystems: die starke Kopplung zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen. Außerdem verfestigt sich die 'Risikogruppe', das sind Jugendliche mit zu wenig Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz, um sich in dieser Gesellschaft eine Lebensperspektive aufzubauen, immer mehr", begründete die GEW-Expertin ihre Forderung. Die indirekten Folgen: Mehr als 1,9 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hätten keine berufliche Ausbildung, zudem gebe es 7,5 Millionen funktionale Analphabeten in Deutschland.

"Für jedes Kind in Deutschland müssen die bestmöglichen Lernbedingungen geschaffen werden. Dafür brauchen wir endlich ein sozial gerechteres, inklusives Schulsystem, das mit den notwendigen personellen und materiellen Ressourcen ausgestattet ist", sagte Hoffmann. "Die Studie bestätigt noch einmal die negativen Effekte, wenn man die Kinder früh in der Schule trennt und in verschiedene Bildungsgänge steckt: Die Chancengleichheit bleibt auf der Strecke." Wie in den vergangenen PISA-Runden seien die Durchschnittswerte der Schülerinnen und Schüler in Deutschland nicht besser als "recht ordentlich". Zudem gebe es große Unterschiede zwischen den Leistungen von Jungen und Mädchen in vielen Bereichen. "Das zeigt: Deutschland hat Nachholbedarf bei der Entwicklung und Stärkung einer gendersensiblen Schulpädagogik und Didaktik", betonte die GEW-Expertin.

Sie machte deutlich, dass Studien, die auf Durchschnittswerten beruhen, nur sehr grobe Einschätzungen ermöglichten. Sie sagten nur sehr wenig über die Arbeit der Einzelschule und deren Möglichkeiten, für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, aus. Auch darüber, wie stark demokratische und soziale Werte bei den Schülerinnen und Schülern verankert sind und inwieweit diese Verantwortung und Gestaltungskompetenzen entwickeln, ließen die Studienergebnisse kaum Rückschlüsse zu. "Da die Resultate der PISA-Studien immer sehr ähnlich sind, muss man sich fragen, welche Entwicklungen sie noch anstoßen können. Angesichts der Erosion demokratischer Grundwerte und der zunehmenden sozialen und ethnischen Spaltung in der deutschen Gesellschaft, müssen andere Fragen an das Schulsystem gestellt werden. Die Strukturen und Rahmenbedingungen schulischen Lernens müssen auf den Prüfstand", sagte Hoffmann.

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