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GEW: „Wir brauchen eine finanzpolitische Offensive von Bund, Ländern und Kommunen“

Bildungsgewerkschaft zur Veröffentlichung des Ländermonitors frühkindliche Bildung

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt, dass es dringenden Handlungsbedarf beim quantitativen und qualitativen Ausbau der frühkindlichen Bildung gibt und schlägt eine finanzpolitische Offensive vor. „Der Fachkräftemangel ist so groß, dass der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht einzulösen ist, die Wünsche der Familien nicht erfüllt werden können. Es ist skandalös, dass es keinen Fahrplan gibt, um sowohl bundesweit den Rechtsanspruch als auch die wissenschaftlich fundierten Qualitätsstandards zu sichern“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, mit Blick auf die Daten des Ländermonitors frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Frankfurt a.M. „Aktuell fehlen fast 100.000 Fachkräfte, allein um den Betreuungsanspruch der Sorgeberechtigten zu erfüllen. Wenn wir einen kindgerechten Personalschlüssel als Maßstab setzen, gibt es sogar weit über 300.000 Fachkräfte zu wenig.“ Die Zahlen machten zudem deutlich, dass die Unterschiede zwischen den Bundesländern groß seien. Von einem ernsthaften Bemühen, in Deutschland gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, könne nicht die Rede sein.

Siebernik unterstrich, dass Milliarden-Investitionen notwendig seien, um die dramatische Lage zu verbessern: „Wir brauchen eine finanzpolitische Offensive von Bund, Ländern und Kommunen. Mit den knapp 18 Milliarden Euro, die die Bertelsmann Stiftung veranschlagt, sind multiprofessionelle Teams, Qualifikation und Weiterbildung der Fachkräfte oder der Ganztag an Grundschulen noch nicht ausfinanziert.“ Das System müsse nachhaltig stabilisiert und qualitativ weiterentwickelt werden. „Jetzt rächt sich, dass wir zwar seit vielen Jahren wissen, was gute frühkindliche Bildung ausmacht, doch niemand die Verantwortung übernommen hat, das konkret umzusetzen.“ Die Beschäftigten in den Kitas seien hochmotiviert, sich zu qualifizieren und jedes Kind individuell zu fördern. Die Erzieherinnen und Erzieher wollen alle Kinder begleiten und unterstützen. Das gelinge aber nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Fachkräfte gute pädagogische Arbeit leisten können. „Es ist mehr als überfällig, dass die Politik die Erzieherinnen und Erzieher bei ihrer Aufgabe, das Grundrecht auf Bildung zu sichern und soziales Lernen zu vermitteln, nachhaltig unterstützt“, betonte Siebernik.

Info: Die Zahlen der Bertelsmann Stiftung zeigen, dass im kommenden Jahr bundesweit mehr als 383.000 Kita-Plätze und über 98.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt werden, um die Betreuungswünsche der Familien zu erfüllen. Die Stiftung veranschlagt die Kosten für die notwendigen Investitionen in den Platzausbau mit 4,1 Milliarden Euro und für den Fachkräftebedarf mit 13,8 Milliarden Euro.

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Ulf Rödde
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands, Pressesprecher / Redaktionsleiter E&W
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