Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf den "Weltlehrertag 2016" mehr Wertschätzung für alle Pädagoginnen und Pädagogen angemahnt. "Wir brauchen eine Aufwertung aller pädagogischen Berufsfelder. Das gilt insbesondere für Berufe, in denen wie an Kitas oder in Grundschulen fast ausschließlich Frauen arbeiten", sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe heute in Frankfurt a.M. zum Weltlehrertag, der unter dem Motto "Lehrkräfte wertschätzen, ihren Status verbessern" steht.
"Grundschullehrkräfte müssen besser bezahlt werden. Das alte Motto 'Kleine Kinder, kleines Gehalt; große Kinder, großes Gehalt' ist längst überholt", betonte Tepe. Insbesondere seit die Ausbildung der Grundschullehrkräfte an Universitäten genauso lange dauere wie für alle anderen Schularten, gebe es keine Gründe mehr, an Grundschulen schlechter als an den anderen Schulformen zu bezahlen. "In einem Beruf, in dem fast zu 90 Prozent Frauen arbeiten, ist das eine mittelbare Diskriminierung von Frauen. Diese muss beendet werden. Grundschullehrerinnen verdienen mehr", unterstrich Tepe. Sie machte deutlich, dass in Kita und Grundschule die Weichen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und damit die Lebenschancen der Kinder gestellt würden. "Auf den Anfang kommt es an, um die Freude der Kinder am Lernen zu erhalten", sagte die GEW-Vorsitzende. Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen trügen eine hohe Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler, dafür bringen sie eine hohe fachliche und pädagogische Kompetenz mit. Im Berufsleben sei die Arbeitsbelastung an Grundschulen zwar anders, aber mit der an anderen Schularten vergleichbar. Für die Arbeits- und Ansprechzeiten der Grundschullehrkräfte gebe es kaum Grenzen. Grund dafür sei auch, dass die Unterrichtsverpflichtung höher ist als an allen anderen Schulformen. "Wir müssen den Beruf auch deshalb attraktiver machen, weil wir an Grundschulen auf einen kräftigen Lehrkräftemangel zusteuern", warnte Tepe.
"Der Beruf der Erzieherin muss weiter aufgewertet werden: Mit den langen Streiks im vergangenen Jahr haben die Frauen gezeigt, dass ihre Geduld endlich ist - und mit ihren Aktivitäten einen ersten Schritt in Richtung besserer Bezahlung gegenüber den Arbeitgebern durchgesetzt. Weitere müssen folgen", sagte die GEW-Vorsitzende. "Die gesellschaftlichen Erwartungen an diese Berufsgruppe sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Damit sind auch die Anforderungen an Qualifikation und Arbeit der Erzieherinnen gestiegen." Diese Entwicklung spiegele sich noch zu wenig in einer deutlich besseren Bezahlung wider. "Zu wenige junge Menschen entscheiden sich für den Erzieherberuf, weil die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung nicht ausreichend sind. Um den Fachkräftemangel zu verhindern, müssen endlich spürbare Verbesserungen her", sagte die Vorsitzende. In den Kitas liege der Frauenanteil bei über 95 Prozent.
Tepe machte sich für mehr feste Stellen für Daueraufgaben an Hochschulen stark. "Es ist nicht zu bestreiten: Die Hochschulen sind unterfinanziert, sie haben einen erheblichen Zusatzbedarf an Lehr- und Forschungspersonal", sagte Tepe. Deshalb müsse die Grundfinanzierung der Hochschulen erhöht werden. Dafür solle der Bund den Ländern unter die Arme greifen. "Wir brauchen eine Entfristungsoffensive, die 50.000 zusätzliche Dauerstellen im akademischen Mittelbau schafft", unterstrich Tepe. Das sei der zentrale Vorschlag der "Wittenberger Erklärung", die die GEW in der vergangenen Woche vorgestellt hat.
"Integrationslehrkräfte müssen besser integriert werden", verlangte die Vorsitzende. Sie forderte die Festanstellung der Honorarlehrkräfte und eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. "So sieht echte Wertschätzung aus", sagte Tepe. Sie machte deutlich, dass Lehrkräfte, die die gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernähmen, zugewanderten und geflüchteten Menschen den Einstieg in ein Leben in Deutschland zu ermöglichen, immer noch zu schlecht bezahlt würden - trotz der jüngsten Erhöhung der Kostenerstattungssätze für die Träger durch das Innenministerium.
"Deutschland muss deutlich mehr Geld in seine Bildungseinrichtungen stecken, um die Qualität der Lehr- und Lernprozesse zu verbessern: Auf dem Dresdener Bildungsgipfel haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder versprochen, bis 2015 sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung und drei Prozent in die Forschung zu stecken. Davon sind wir auch heute noch weit entfernt. Gute Bildung und gute, wertgeschätzte Arbeit sind zwei Seiten einer Medaille", sagte Tepe.