GEW: „Mehrarbeit in den Kitas ist keine Option“
Bildungsgewerkschaft zur Veröffentlichung der durch die Hans-Böckler-Stiftung geförderten Pilotstudie „Nur Teilzeit in der Kita? Arbeitszeitumfänge und Beschäftigungspotentiale in der Kindertagesbetreuung“ (TeKit)
Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht mit Blick auf die vor wenigen Tagen veröffentlichte und von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Pilotstudie „Nur Teilzeit in der Kita? Arbeitszeitumfänge und Beschäftigungspotentiale in der Kindertagesbetreuung“ (TeKit) die Politik in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu verbessern. 45 Prozent der für die Studie Befragten möchten ihre Arbeitszeit weiter reduzieren. Nur 7 Prozent würden aufstocken. Von 56 Prozent der Teilzeitbeschäftigten wünschen sich lediglich 1,8 Prozent einen Vollzeitvertrag. Von den befragten Vollzeit-Kräften möchten rund 57 Prozent ihre Arbeitszeit reduzieren.
„Wir haben nicht viel erwartet, aber das ist schon erschreckend. Anstatt einer Chance, dass die Beschäftigten in den Kitas ihre Arbeitszeit aufstocken könnten, sehen wir nun, dass fast die Hälfte noch weniger arbeiten will – auch aufgrund der hohen Belastungen“, kommentierte Doreen Siebernik, GEW Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, die Ergebnisse der Studie. Als Belastungsfaktoren nannten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Personalengpässe, steigende Betreuungsumfänge und Bedarfslagen von Kindern.
„Die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, um einer weiten Reduzierung der Arbeitszeit entgegen zu wirken. Die Ampelregierung muss in ihrem Haushaltentwurf für das kommende Jahr die dringend benötigten Mittel für das Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz bereitstellen und zwingend in die frühkindliche Bildung investieren. Ohne eine finanzielle Beteiligung des Bundes wird es nicht gelingen, die dringend benötigten Qualitätssteigerung und eine nachhaltige Fachkräfteoffensive zu stemmen. Mehrarbeit in der Kita ist keine Option gegen den Fachkräftemangel“, fasste Siebernik zusammen.
Die Analysen zeigen, dass gerade weibliche Fachkräfte mit Kindern im Grundschulalter ihren Erwerbsumfang aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten reduzieren. „Angesichts des sehr hohen Frauenanteils von 94 Prozent im Bereich der frühkindlichen Bildung und Betreuung ist dies ein doppeltes Dilemma“, so Siebernik.
Info: Befragt wurden 1215 Personen aus vier Bundesländern. Teilzeit ist und bleibt die vorherrschende Arbeitsform in Kitas: Rund 77 Prozent der Fachkräfte ohne Leitungsaufgaben arbeiten in Teilzeit, wobei eine Wochenarbeitszeit zwischen 21 bis 32 Stunden überwiegt. Im Juni startet die Folgestudie, die das bundesweite Ausmaß unter die Lupe nehmen soll. Auch die Zunahme und Auswirkungen von Leiharbeit soll untersucht werden. Die Studie "Nur Teilzeit in der Kita?" ist auf der DGB-Website zu finden.
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