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GEW: „Länder haben Ausbildung von Lehrkräften verschlafen“

Bildungsgewerkschaft schlägt Sofortprogramm zur Erhöhung der Ausbildungskapazitäten vor / Einschulungszahlen 2017 veröffentlicht

Frankfurt a.M./Wiesbaden – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt ein Sofortprogramm zur Erhöhung der Ausbildungskapazitäten von Lehrkräften vor. Dies müsse von einem Bündel an Maßnahmen begleitet werden, um den akuten Lehrkräftemangel in der Bundesrepublik zu bekämpfen. „Die Länder haben in den vergangenen Jahren verschlafen, ausreichend Lehrkräfte –insbesondere für Grundschulen - auszubilden, um die Unterrichtsversorgung trotz der Pensionierungswelle und gleichzeitig steigenden Schülerzahlen sicher zu stellen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag mit Blick auf die aktuellen Einschulungszahlen, die das Statistische Bundesamt heute veröffentlicht hat.  

Den Mangel an Grundschullehrkräften gebe es nicht erst, seit die Schülerzahlen wieder steigen. In den vergangenen fünf Jahren hätten bundesweit jeweils rund 4.000 Menschen ihre Ausbildung als Grundschullehrkräfte abgeschlossen, es wurden jedoch zwischen gut 5.000 im Jahr 2013 und knapp 6.500 im Jahr 2015 eingestellt. Ähnlich sehe es auch bei den Lehrämtern aus, die für Primarstufe und Sekundarstufe I qualifizieren: Auch hier seien bundesweit jährlich mindestens 1.000 Menschen mehr eingestellt als ausgebildet worden. Die Lücken seien überwiegend mit Menschen gefüllt worden, die kein Lehramtsstudium abgeschlossen haben, oder über andere Lehramtsausbildungen verfügen. „Dieser Weg ist problematisch: Wenn Zahnmediziner fehlen, käme auch kein Mensch auf die Idee, diese durch Tiermediziner zu ersetzen“, sagte Tepe. Trotz dieser Maßnahmen seien jedoch viele Stellen nicht besetzt worden.

„Die Misere ist hausgemacht, denn die Länder bilden die Lehrkräfte ja selber aus: Die Warnsignale haben sie jedoch seit Jahren geflissentlich überhört. Haushaltssanierung statt Ausbau der Ausbildungskapazitäten stand auf der Tagesordnung“, betonte Tepe. Zu den Maßnahmen, die die Länder jetzt dringend ergreifen müssen, gehöre die „Aufwertung des Berufs der Grundschullehrerinnen und -lehrer“. „Lehrkräfte an Grundschulen und in der Sekundarstufe I sollen künftig nach der Besoldungsgruppe A13 (Beamtinnen und Beamte) bzw. der Entgeltgruppe E13 (Angestellte) bezahlt werden. Es ist ein Anachronismus, dass diese Gruppen bis heute schlechter bezahlt werden als voll ausgebildete Lehrkräfte an anderen Schulformen“, sagte die GEW-Vorsitzende. Nur so seien die „Attraktivität des Berufs“ zu steigern und mehr junge Menschen als bisher als Pädagoginnen und Pädagogen zu gewinnen. Gleichzeitig müssten die Qualifizierungsprogramme für Quer- und Seiteneinsteiger in den Lehrkräfteberuf ausgeweitet und verbessert werden.

„Wenn der Zusammenhalt in der Gesellschaft nicht zerbrechen soll, muss in Bildung mehr Geld als bisher investiert werden – von der frühen Kindheit bis zum Schulabschluss sowie darüber hinaus. In der Grundschule wird die Basis geschaffen, damit Menschen ein selbstbestimmtes Leben in gesellschaftlicher Verantwortung führen können“, unterstrich Tepe.

Info: Der Anstieg der Einschulungszahlen in diesem Jahr ist kein statistischer Ausreißer, sondern Ausdruck einer Trendwende. Das belegt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Sommer 2017. Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Grundschüler von 2,8 (2015) auf knapp 3,2 Millionen (2030) wächst. Der Höchststand wird voraussichtlich im Jahr 2026 erreicht sein (s. S. 8). Hieraus ergibt sich für 2025 bundesweit ein Mehrbedarf von gut 24.000 Grundschullehrkräften, für 2030 immer noch von gut 21.000 (s. S. 21). Für die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler müssen Schulen gebaut werden: Bis 2025 werden bis zu 2.360 neue Grundschulen benötigt.

Zudem weist die GEW darauf hin, dass etwa für den Ganztag und die Inklusion dringend zusätzliche Lehrkräfte gebraucht werden, die bei den aktuellen Bedarfsberechnungen nicht berücksichtigt sind.

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Ulf Rödde
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