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GEW: „Hochschulen müssen Antidiskriminierungsschutz aufbauen“

Bildungsgewerkschaft präsentiert Studie zur Chancengleichheit der Menschen mit Migrationshintergrund

Dresden – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Hochschulen zu einer aktiven Antidiskriminierungspolitik aufgefordert. „Menschen mit Migrationshintergrund haben in Deutschland deutlich schlechtere Chancen, ein Hochschulstudium aufzunehmen, dieses erfolgreich abzuschließen und eine akademische Laufbahn einzuschlagen, als Menschen ohne. Die Hochschulen müssen Menschen mit Migrationshintergrund besser fördern, Benachteiligungen abbauen und eine wirksame Beschwerdestruktur aufbauen“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, am Donnerstag aus Anlass der Vorstellung einer Studie zur Chancengleichheit der Menschen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem während der GEW-Wissenschaftskonferenz in Dresden.

Nach dem Vorbild des aus den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks bekannten „Bildungstrichters“ hat Studienautor René Krempkow einen „Migrations-Bildungstrichter“ entwickelt. Dieser stelle anschaulich dar, wie es mit der Chancengleichheit der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund bei Übergängen im Bildungssystem von der Grundschule bis zur Doktorarbeit bestellt sei, sagte Keller. Er hält die Befunde für „ernüchternd“. „Bereits beim Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen der Sekundarstufe I werden Kinder mit Migrationshintergrund stark benachteiligt. Das setzt sich in der Sekundarstufe II und an den Hochschulen, insbesondere beim Studienerfolg im Bachelorstudium, fort. Während 34 von 100 Kindern aus Familien ohne Migrationshintergrund ein Bachelorstudium abschließen, sind es bei Familien mit Migrationshintergrund gerade mal 16. Wer außerdem aus einer armen Herkunftsgruppe kommt, ist besonders benachteiligt“, betonte der GEW-Hochschulexperte.

„Die Bildungsbenachteiligung verletzt nicht nur das völkerrechtlich verbriefte Recht auf Bildung, sondern verschärft auch den Fachkräftemangel in Deutschland. Die Bundesrepublik kann sich nicht länger ein exklusives Bildungssystem leisten. Inklusive Bildung und Chancengleichheit müssen endlich umgesetzt werden. Dazu gehören längeres gemeinsames Lernen an den Schulen, die soziale Öffnung der Hochschulen etwa durch eine grundständige BAföG-Reform, verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft, aber auch die individuelle Förderung der Studierenden auf Basis besserer Betreuungsrelationen sowie der Aufbau einer wirksamen Antidiskriminierungsstruktur“, unterstrich Keller.

Info: Die Studie „Gleiche Chancen für alle? Konzeption und Ergebnisse eines ‚Migrations-Bildungstrichters‘“ des Soziologen René Krempkow, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, kann kostenlos auf der GEW-Website heruntergeladen werden. Die Max-Traeger-Stiftung der GEW hat die Untersuchung gefördert.

Die 11. GEW-Wissenschaftskonferenz „Perspektiven für Hanna: Dauerstellen für Daueraufgaben – Gleiche Chancen für alle“ läuft noch bis Samstag in Dresden. Für Freitag ist die Veröffentlichung eines Gesetzentwurfs der GEW für ein „Wissenschaftsentfristungsgesetz“ angekündigt.

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Ulf Rödde
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