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GEW: „Gute Weiterbildung braucht gute Arbeitsbedingungen!“

Bildungsgewerkschaft will 30 Euro für Lehrkräfte in Integrationskursen

Berlin – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Weiterbildung endlich zur vierten Säule des deutschen Bildungssystems auszubauen. Dafür sei endlich eine solide Finanzierung des Weiterbildungsbereiches notwendig. „Gute Weiterbildung braucht gute Arbeitsbedingungen. Viele Beschäftigte in der Weiterbildung arbeiten jedoch zu Hungerlöhnen – trotz hohen Qualifikationsniveaus. Hier klafft eine riesige Lücke zwischen den Sonntagsreden der Politiker, die über die große Bedeutung lebensbegleitenden Lernens schwadronieren, und den Arbeitserfahrungen der Pädagoginnen und Pädagogen“, stellte Stephanie Odenwald, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Berufliche Bildung/Weiterbildung, am Freitag während einer Pressekonferenz in Berlin fest.

Sie forderte für Lehrende, die Integrationskurse für Migranten anbieten, ein Mindesthonorar von 30 Euro pro Unterrichtsstunde. „Wer einen Integrationskurs leitet, muss heute oft mit 15 Euro für eine Unterrichtsstunde auskommen, manchmal sind die Honorarsätze noch niedriger. Von diesem Geld müssen die Lehrenden Sozialabgaben abführen, für Vor- und Nachbereitungszeit des Kurses wird kein Cent zusätzlich gezahlt“, betonte Odenwald. Sie wies darauf hin, dass Lehrende jetzt auch noch die notwendige Zusatzqualifikation für die Integrationskurse vollständig aus der eigenen Tasche zahlen müssten. Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe mit dem im Sommer durchgewunkenen Sparpaket auch die bisher gewährten Zuschüsse gestrichen.

Odenwald verlangte von der Bundesregierung, den Branchentarifvertrag „Weiterbildung“ endlich für allgemeingültig zu erklären. Der Vertrag ziehe eine untere Haltelinie ein, mit der Dumpinglöhne im Weiterbildungsbereich gestoppt werden könnten. „Wer sich für die Eingliederung von Arbeitslosen im Rahmen der Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit engagiert, wird oft mit Almosen abgespeist. Honorare von zehn Euro in der Stunde, die insbesondere in den östlichen Bundesländern vorkommen, sind skandalös– und das für eine gesellschaftlich wertvolle Arbeit“, sagte die GEW-Sprecherin. Mit dem Branchentarifvertrag würden Brutto-Löhne von knapp über 2.000 Euro im Westen und 1.800 Euro im Osten abgesichert.

„Gute Weiterbildung darf kein Luxusartikel für wohlhabende Menschen sein! Auch die öffentlich geförderte Weiterbildung muss ein qualitativ hochwertiges Angebot machen. Dafür müssen pädagogische Arbeit anständig bezahlt werden und Arbeitgeber wie bei den Berliner Volkshochschulen üblich ihren Anteil an der sozialen Absicherung der Lehrenden leisten“, betonte Odenwald
Info: Die Integrationskurse werden bundesweit von rund 18.000 hochqualifizierten Weiterbildnern angeboten. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge soll der Mindesthonorarsatz für Integrationskurse bei 15 Euro liegen. In den neunziger Jahren hatte der damalige Sprachenverband 23,50 Euro bezahlt.

Heute, eine Woche vor dem Weiterbildungstag am 24. September (bundesweiter Aktionstag mit rund 100 000 Beteiligten aus mehr als 500 Bildungseinrichtungen, die Festveranstaltung findet im Bundestag statt), veranstaltet die GEW in Berlin einen Ratschlag zur Beschäftigung in der Weiterbildung, an dem u.a. Vertreter aller Bundestagsfraktionen teilnehmen. Im Weiterbildungsbereich arbeiten bundesweit rund 600.000 Honorarkräfte, von denen sich etwa 150.000 allein über diese Tätigkeit finanzieren (müssen).

Kontakt
Ulf Rödde
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands, Pressesprecher / Redaktionsleiter E&W
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