GEW: „Grundbildung weltweit stärken!“
Bildungsgewerkschaft zum „Weltalphabetisierungstag“: „Wir brauchen verlässliche Strukturen in der Grundbildung“
Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Bundesregierung mit Blick auf den „Weltalphabetisierungstag“ am Samstag, die UNO-Mitgliedstaaten stärker als bisher zu unterstützen. Nur so sei das Ziel „Grundbildung für alle Menschen“ zu erreichen. Dieses hatten die Vereinten Nationen als erstes Unterziel einer inklusiven, gleichberechtigten und hochwertigen Bildung für alle und einer Förderung des lebenslangen Lernens im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele beschlossen. So würden auch die Gleichstellung der Geschlechter sowie die soziale, politische und wirtschaftliche Beteiligung der Frauen gefördert. „Die Bildungsgewerkschaft setzt sich für eine Grundbildung ein, die über Lesen und Schreiben hinausgeht. Grundbildung muss auch der persönlichen und beruflichen Entfaltung sowie der politischen und kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft dienen“, betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. Den 6,2 Millionen so genannten funktionalen, erwachsenen Analphabeten in Deutschland öffne sich der Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe viel zu langsam. „Wir brauchen vielfältige öffentliche Angebote, die die Menschen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz vor Ort abholen. Neben betrieblichen Maßnahmen können Grundbildungszentren an Volkshochschulen entscheidende Schritte leisten, wenn sie personell und finanziell gut ausgestattet sind“, sagte Tepe.
Zu der 2016 in Deutschland gestarteten Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung stellt GEW-Berufs- und Weiterbildungsvorstand Ansgar Klinger fest: „Die Dekade ist nur dann erfolgreich, wenn nicht Projekte und ‚Leuchttürme‘ auf- und abgebaut werden, sondern wenn am Ende verlässliche, dauerhafte Strukturen für die gesellschaftliche Daueraufgabe Grundbildung geschaffen werden. Wir brauchen ein Recht der Bürger auf Grundbildung. Nur mit einem Rechtsanspruch wird es verbindliche und verlässliche Strukturen geben.“ Bei allen Akteuren bestehe Einigkeit, dass eine erfolgreiche Grundbildung mehr Professionalität benötigt. „Honorarlehrkräfte und in Projekten auf befristeten Stellen tätige Lehrkräfte brauchen zukunftssichere, tarifvertraglich gesicherte Dauerstellen, um gute Arbeit in diesem besonders fordernden Bereich leisten zu können.“
Klinger sieht in der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Unternehmen wichtige Akteure. „Neben der beruflichen Qualifizierung muss die BA in ihren Maßnahmen und Programmen auch die notwendige Grundbildung vermitteln. Die Ansätze arbeitsplatzorientierter Grundbildung in den Betrieben, die bisher über öffentliche Projekte finanziert wurden, müssen Teil betrieblicher Weiterbildung werden“, so Klinger. Dies müsse Aufgabe der „Nationalen Weiterbildungsstrategie“ werden. „Gerade angesichts des immer wieder beschworenen Fachkräftemangels ist eine Gesamtstrategie von Bund, Ländern und Kommunen für flächendeckende Bildungsberatung und -angebote dringend notwendig, will man die funktionalen Analphabeten endlich gezielt unterstützen und gesellschaftlich beteiligen“, hob der GEW-Experte hervor.
60489 Frankfurt