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GEW: „Es bleibt dabei: Der Gesundheitsschutz muss im Mittelpunkt stehen!“

Bildungsgewerkschaft zu Empfehlungen der Wissenschafts-Akademie Leopoldina

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat noch einmal bekräftigt, dass bei einer möglichen schrittweisen Öffnung der Bildungseinrichtungen der Gesundheits- und Infektionsschutz der Lehrenden und der Lernenden im Mittelpunkt stehen müsse. Bislang seien sowohl Fragen des Infektionsschutzes als auch der Hygiene und Sauberkeit an den Bildungseinrichtungen vielfach nicht gelöst. „Die Empfehlungen der Wissenschafts-Akademie Leopoldina sind nur bedingt hilfreich, weil sie wenig praktikabel sind. Viele Vorschläge gehen an der Realität in den Bildungseinrichtungen vorbei. Sie entsprechen zudem nicht dem Bildungsauftrag etwa der Kitas und Schulen, da sie lediglich Übergänge und Prüfungen in den Blick nehmen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag in Frankfurt a.M.

Vor einer Öffnung der Einrichtungen brauche es eine genügend lange Vorlaufzeit. Die Landesregierungen müssten mit den Gewerkschaften über die Modalitäten beraten. Die Schulen müssten die Unterrichtsplanung, Raumaufteilung, sanitäre Überprüfung vornehmen und dies dann durch einen Gesundheitscheck des Gesundheitsamtes freigeben lassen. „Die Empfehlung, Schutzmasken zu tragen, muss umzusetzen sein, sprich: Masken müssen in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt werden“, sagte die GEW-Vorsitzende.

„Die Vorschläge, erst einmal die ältesten Kitakinder, die ‚Abschlussklassen‘ der Grundschulen sowie die Schülerinnen und Schüler der Sek. I in die Einrichtungen zu schicken, zeigen, dass Schule immer noch in erster Linie von den Zensuren und Prüfungen her gedacht wird – und nicht von einem umfassenden Bildungsbegriff ausgegangen wird“, sagte Tepe. Die Vorschläge böten keine Hilfe im Umgang mit sozialen Benachteiligungen, die durch die Kita- und Schulschließungen verstärkt werden. Ungeklärt sei auch die Frage des Schülertransports: Im öffentlichen Nahverkehr könne die Gefahr von Infektionen kaum minimiert werden.

Die vorgeschlagene räumliche Trennung der Kita-Kinder sowie der Schülerinnen und Schüler scheitere an vielen Einrichtungen an den fehlenden Räumlichkeiten. Da die meisten Klassenräume sehr eng seien, können 15 Schülerinnen und Schüler nicht – wie empfohlen – mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Angesichts des Lehrkräftemangels und eines hohen Anteils von Pädagoginnen und Pädagogen sowie Erzieherinnen, die zur Risikogruppe gehören, sei ein Schichtbetrieb an vielen Einrichtungen nicht möglich. Auch Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern könnten zu Risikogruppen gehören. Die Empfehlungen gäben hier keine Hinweise. „Öffnet man Schule und Kitas nur für ‚gesunde und mobile‘ Kinder und Jugendliche, kommt es zu zusätzlichen Benachteiligungen“, betonte Tepe.

Mit Blick auf die Hochschulen stellte die GEW-Vorsitzende fest: „Die Hochschulen sind weder technisch noch didaktisch auf ein digitales Lehrangebot für alle Studiengänge vorbereitet. Wir erwarten daher von Ländern und Hochschulen, den Auswirkungen der Corona-Krise auf Lehre und Forschung ehrlich Rechnung zu tragen. Das Sommersemester kann nicht auf Biegen und Brechen durchgezogen werden. Wir brauchen dringend gemeinsame Regelungen, wie Prüfungen durchgeführt und anerkannt werden, die Lehrverpflichtung angepasst und für einen kollektiven Nachteilsausgleich der Studierenden gesorgt wird.“ Hochschulen und Lehrende müssten dabei unterstützt werden, digitale Lehr- und Lernformate zu entwickeln und die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Auf keinen Fall könne die Präsenzlehre vollständig durch Online-Kurse ersetzt werden – sinnvoll seien wie von der Leopoldina vorgeschlagen blended learning-Angebote, die Präsenz- und Online-Lehre kombinieren.

Tepe stellte klar: „Damit die Arbeit in Schulen und Kitas wieder Stück für Stück in Gang kommen kann, muss ein Bündel von Bedingungen erfüllt sein: Dabei spielt der Gesundheitsschutz des gesamten Personals sowie der Schülerinnen und Schüler die zentrale Rolle.“ Es sei höchste Zeit, dass Politik, Behörden und Träger das Thema Hygiene zur Chefsache machen. Sie müssten die hygienischen Verhältnisse an den Einrichtungen nachhaltig verbessern und für einen effektiven Infektionsschutz sorgen. „Das darf nicht am Geld scheitern“, unterstrich die GEW-Vorsitzende. „Dazu gehört zudem, dass die für den Infektionsschutz notwendigen Sicherheitsabstände gewährleistet werden können. Alle Beschäftigten, die zu den Risikogruppen gehören, dürfen nicht in den Einrichtungen arbeiten. Auch Lernende mit Vorerkrankungen müssen geschützt werden.“ Bei der Umsetzung der Maßnahmen brauchten die Schulleitungen umfassende Unterstützung und Beratung. Tepe machte deutlich, was das konkret bedeute: Schulen und Kitas müssten regelmäßig grundständig gereinigt, Toiletten teils saniert werden. Zudem würden Flüssigseife, warmes Wasser, Einmalhandtücher und Desinfektionsmittel sowie Atemmasken und von Fall zu Fall Schutzbekleidung benötigt.

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