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GEW: „Corona-Krise für Systemwechsel zur Inklusion nutzen“

Bildungsgewerkschaft zum UNESCO-Weltbildungsbericht „Für alle heißt für alle“

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf den gestern Abend vorgestellten UNESCO-Weltbildungsbericht angemahnt, die Corona-Krise für einen Systemwechsel hin zu mehr Inklusion zu nutzen. „Wir fordern von der Bundes- und den Landesregierungen eine beherzte Umsetzung der Inklusion in allen Bereichen. Die Corona-Pandemie hat die sozialen Spaltungen im Bildungssystem verstärkt und die eklatanten Versäumnisse in der Bildungspolitik besonders deutlich gemacht“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Mittwoch in Frankfurt a.M. „Jetzt rächt es sich, dass Bildung in Deutschland nur vom Abitur aus betrachtet und Inklusion halbherzig umgesetzt wird.“

Hoffmann stellte fest, dass sich Deutschland ein sozial benachteiligendes, diskriminierendes Schulsystem leiste. Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen werde bis heute   vom allgemeinen Schulsystem ausgeschlossen und diskriminiert. Kinder und Jugendliche aus armen Familien oder mit Migrationshintergrund würden überdurchschnittlich häufig als „sonderpädagogisch förderbedürftig“ etikettiert und damit stigmatisiert. „Es ist Zeit für die inklusive Schulen für alle – und zwar in ganz Deutschland“, betonte Hoffmann. Dafür müsse auch die Lehrkräftebildung verändert und inklusiv ausgerichtet werden. „Inklusion ist kein Zusatzmodul neben anderen, sondern ein Grundprinzip“, sagte die GEW-Expertin.

Sie warnte davor, Inklusion durch Digitalisierung und digitale Lernsysteme zu ersetzen. Es gehe um das Zusammenleben und -lernen aller Schülerinnen und Schüler, den Abbau von Vorurteilen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt - und nicht allein um Lerntraining und passgenaue Förderung.

„Für die Inklusion brauchen wir mehr Geld und mehr Personal“, unterstrich Hoffmann. Auch der Digitalpakt solle nicht nur der Wirtschaftsförderung dienen, sondern inklusiv ausgerichtet werden. Ziel sei, die Zugänge und die Teilhabe an den allgemeinen Bildungsangeboten für alle Menschen zu sichern und auszubauen. Kurzfristige Programme reichten nicht. „Wir brauchen nachhaltige Konzepte auch mit Blick auf die Digitalisierung und den Schulbau, denen das Prinzip der Inklusion zugrunde liegt. Dazu gehört auch, Schulen in prekären Lagen besonders zu fördern“, sagte Hoffmann.

Info: Der UNESCO-Weltbildungsbericht zeigt, wie stark Kinder und Jugendliche aufgrund ihres Sozialstatus‘, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder einer Behinderung von Bildung ausgeschlossen und benachteiligt werden. In vielen Ländern der Erde haben Mädchen und Kinder aus Armutsverhältnissen keinen Zugang zur Bildung. Die Corona-Pandemie hat dieses Problem verstärkt. Besonders schwierig ist der Zugang zu sekundärer Bildung in den armen Ländern der Erde.

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