GEW: „Bildung kann nicht warten!“
Bildungsgewerkschaft zur Aufnahme ukrainischer Kinder in den Schulen
Frankfurt a.M. – Mit Blick auf die aktuellen Daten zur schulischen Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Länder und Kommunen mit Nachdruck auf, die notwendigen Sofortprogramme auf den Weg zu bringen und Schulen deutlich besser auszustatten. Recherchen des Mediendienstes Integration zeigten ebenso wie aktuelle Lageberichte aus den Bundesländern, dass dringend personelle und räumliche Kapazitäten ausgebaut werden müssen, um das Recht auf Bildung in Deutschland zu garantieren.
„Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind über 200.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine in den Schulen in Deutschland angekommen. Der dramatische Lehrkräftemangel führt dazu, dass die Bildungseinrichtungen und die Beschäftigten bereits seit langem am Limit arbeiten. Sie tun ihr Bestes zum Wohl der Kinder und Jugendlichen, brauchen aber endlich deutlich mehr Unterstützung, um guten Unterricht anbieten zu können - ob in Vorbereitungs- und Willkommens- oder Regelklassen“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt am Main in Reaktion auf eine Pressekonferenz des Mediendienstes Integration. Zudem warteten tausende schulpflichtige Geflüchtete seit Monaten auf den Platz in einer Schule. Im Winter würden viele weitere junge Menschen nach Deutschland fliehen und einen sicheren Zufluchtsort brauchen. „Die zuständigen Ministerien müssen aufhören, die Situation schön zu reden und ihrer Verantwortung gerecht werden: Bildung kann nicht warten!“, unterstrich Finnern. Sie betonte: „Der Lehrkräfte- und Raummangel war bereits vor dem Krieg ein Riesenproblem - und zwar ein hausgemachtes. Im Zuge der Corona-Pandemie und der permanenten Überlastung steht das Bildungssystem vor dem Kollaps. In vielen Schulen werden Klassengrenzen überschritten, Unterrichtsausfall ist an der Tagesordnung – so kann die Bildungsteilhabe geflüchteter sowie benachteiligter Schülerinnen und Schüler nicht verbessert werden. Die soziale Kluft wird größer.“
„Damit die Schulen geflüchtete Kinder und Jugendliche gut aufnehmen und bedarfsgerechte Bildungs- und Unterstützungsangebote - zum Beispiel bei Traumatisierungen - machen können, werden dringend multiprofessionelle Teams benötigt“, hob Finnern hervor. In diesen arbeiteten Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Fachkräfte für Schulsozialarbeit und -psychologie sowie Pädagoginnen und Pädagogen mit Kenntnissen in Herkunftssprachen zusammen. Die GEW-Vorsitzende unterstützte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Anstrengungen vieler Bundesländer, zusätzliches Personal einzustellen, darunter auch pädagogische Fachkräfte und Lehrerinnen aus der Ukraine. „Diese sind für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen und das Bildungssystem in Deutschland auch mit Blick auf den Fachkräftemangel enorm wichtig. Allerdings sollten sie nicht nur kurzfristig zur Unterstützung in Klassen
für ‚Deutsch als Zweitsprache‘, als pädagogische Hilfen im Regelunterricht, für den Ukrainisch-Unterricht oder als Sprachmittler beschäftigt werden. Sie brauchen auch bessere und langfristige Anerkennungs- und Beschäftigungsperspektiven.“ Daher begrüße die GEW die Reformen zur Fachkräfteeinwanderung der Bundesregierung und mahne verstärkte Anstrengungen an, um die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Berufserfahrungen in pädagogischen Berufen zu erleichtern sowie zielgruppengerechte Beratungs- und (Nach)Qualifizierungsangebote für neu zugewanderte Lehrkräfte in den Ländern auszubauen.“
60489 Frankfurt