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Trans*, inter*, nichtbinär: Für Geschlechtliche Vielfalt und die Gleichberechtigung aller Geschlechter

Die GEW steht ein für eine inklusive Geschlechterordnung, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht Respekt und Wertschätzung erfahren. Die geschlechtliche Vielfalt schließt neben der Zweigeschlechtlichkeit auch trans*, inter* und nicht-binäre Personen mit ein. Als Bildungsgewerkschaft setzt sich die GEW für die Repräsentation von Vielfalt in Unterrichtsmaterialien, sowie eine Verankerung des Themas in der Aus- und Fortbildung von pädagogischen Fachkräften ein.

Angesichts zunehmender öffentlicher Diskurse um geschlechtliche Vielfalt und zunehmende juristische Auseinandersetzungen um die Anerkennung von diversen Geschlechtsidentitäten will die GEW Lehrkräfte, pädagogisches Personal, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Eltern mit geschlechtersensiblen Informationen und Hintergründen unterstützen.

Dazu hat der Bundesausschuss Queer das Faltblatt "Trans*, inter*, nicht-binär: Für geschlechtliche Vielfalt und die Gleichberechtigung aller Geschlechter" erstellt. In diesem werden vorurteilsfreie Handlungsmuster und Antidiskriminierungskonzepte vorgestellt.

Definitionen

Die Vielfalt der Geschlechter findet sich in der Vielzahl der Begriffe wieder. Diese Selbstbezeichnungen und Fachausdrücke beschreiben, wie eine Person von anderen „gelesen“ wird, oder wie sie sich selbst sieht.

  • agender, genderless: Agender Personen, auch genderless genannt, haben kein Geschlecht, fühlen sich keinem Geschlecht zugehörig oder können mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen.
  • binär(geschlechtlich: (lat. bi = zwei) Personen, die sich mit einem der beiden binären Geschlechter Mann oder Frau identifizieren, werden als binärgeschlechtlich bezeichnet.
  • cis, cisgeschlechtlich: Personen, sich dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis (lat. cis = diesseits) ist in diesem Sinne das Gegenteil von trans*.
  • demigender: Demigender bezeichnet eine Geschlechtsidentität, bei der sich eine Person nur teilweise mit einem Geschlecht identifizieren kann und dient zeitgleich als Überbegriff für Begriffe wie Demiboy und Demigirl.
  • divers: ‚Divers‘ ist seit dem 01.01.2019 ein juristischer Geschlechtseintrag, der vor allem von intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen benutzt wird. Es handelt sich dabei nicht um ein eigenes Geschlecht, sondern um einen Schirmbegriff für viele verschiedene Geschlechter.
  • drittes Geschlecht: Es gibt nicht das eine ‚dritte Geschlecht‘, aber manche Menschen verwenden diese Bezeichnung für ihre Geschlechtsidentität, die zwischen männlich und weiblich liegt.
  • endo, endogeschlechtlich, auch: dyadisch: Menschen, die nicht intergeschlechtlich sind, deren Körper also in die normativen Kategorien ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘ passt.
  • gender: Gender beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und persönlichen Ebene die Geschlechtsidentität einer Person. Geschlechtsidentität bedeutet hier die persönliche Vorstellung vom eigenen Geschlecht und der eigenen Geschlechterrolle. Innerhalb der Gesellschaft ist Gender das Konzept, nach dem wir verschiedene Ideen wie sozialen Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft, Lebensplanung und Sexualität in die Kategorien Männlichkeit und Weiblichkeit einordnen.
  • genderfluid: Genderfluid bezeichnet eine Geschlechtsidentität, die sich mit der Zeit oder bezogen auf bestimmte Situationen ändert. Das Geschlecht kann zwischen allen möglichen Geschlechtern wechseln, z. B. von männlich zu weiblich, aber auch von weiblich zu nonbinary, von nonbinary zu agender, etc. Im Unterschied zu einer genderqueeren Identität ändert sich die Identität und ist beispielsweise nicht immer außerhalb der Geschlechterbinarität zu verorten.
  • inter*, inter: Sammelbegriff für Personen, die körperlich von Geburt an nicht dem zweigeschlechtlichen Paradigma entsprechen, das für die Einordnung in die binären Kategorien weiblich/männlich festgelegt wurde. Das Sternchen steht für die Vielfalt der Selbstbezeichnungen intergeschlechtlicher Personen. Inter* können sich zum Beispiel als Frau oder als Mann oder nicht-binär verstehen.
  • nicht binär, non binary, enby: Selbstbezeichnung von Personen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen (lassen), also nicht oder nicht ausschließlich Mann oder Frau sind.
  • trans*, trans: Sammelbegriff für Personen, die sich nicht oder nicht nur mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Das Sternchen steht als Platzhalter für die Vielfalt der Selbstbezeichnungen von trans* Personen (wie transgender, transident, transgeschlechtlich, transsexuell). Trans* können sich zum Beispiel als Frau oder als Mann oder als nicht-binär verstehen.
  • trans Frau bezeichnet eine Frau, die nach der Geburt als Junge klassifiziert wurde. Entsprechend ist ein trans Mann ein Mann, der nach der Geburt als Mädchen klassifiziert wurde. Beides sind Selbstbezeichnungen.
  • queer: Denk- und Forschungsrichtung, welche die Konstruktionsmechanismen der vorherrschenden, hierarchischen Zweigeschlechterordnung aufdeckt und Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht in diese Ordnung einfügen.

Hinweis: Diese Begriffe und ihre Definitionen unterliegen einem Wandel, der mit dem gesellschaftlichen Verständnis und der Diskussion von Geschlecht einhergeht. Sie stellen daher nur eine Momentaufnahme dar.

Beratung und Unterstützungsangebote

Zur Beratung von Schüler*innen stehen die schulischen Ansprechstellen wie Schüler*innenvertretung, Klassen- und Schulleitung, Beratungs- und Vertrauenslehrer*innen sowie Schulsozialarbeiter*innen zu Verfügung. Der Schutz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gilt nicht für Schüler*innen öffentlicher Bildungseinrichtungen, da sie in der Regel keine Beschäftigten sind. Zwar nennt das AGG als Anwendungsbereich auch die Bildung, jedoch ist Bildung Ländersache, in der das AGG als Bundesgesetz keine Regelungen trifft. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt in ihrem zweiten Bericht 2013 im Bildungsbereich Diskriminierungen aus allen sechs im AGG genannten Gründen fest und empfiehlt landesgesetzliche Regelungen.

Außerhalb der Schule unterstützen die unten aufgeführten Verbände, Fach- und Beratungsstellen der LSBTI*-Community.

Der zuständige Personalrat und ggf. der Lehrkräfterat der Schule sollten immer ansprechbar sein, wenn Lehrkräfte diskriminiert werden, aber auch die Schulleitung (nach dem jeweiligen Personalvertretungsgesetz sowie im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht).

GEW-Mitglieder können auf die GEW-Rechtsberatung und gegebenenfalls GEW-Rechtsschutz zurückgreifen. Außerdem sind die Bundesausschuss Queer oder LSBTI*-, bzw. queere Gruppen der GEW-Landesverbände für Erfahrungsaustausch und kollegiale Beratung ansprechbar.

Antidiskriminierungsstellen: Suchportal für Beratungsstellen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Regenbogenportal: Datenbank und Informationspool zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Suchportal für Anlaufstellen.

BEFAH – Bündnis der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen: Das BEFAH bietet ratsuchenden Eltern und Angehörigen von homo-, trans- oder bisexuellen Kindern Hilfe an und kann regionale Elternselbsthilfegruppen nennen.

Bundesnetzwerk Schule der Vielfalt: Das bundesweite Antidiskriminierungsnetzwerk bietet regionale Workshops in Schulklassen für mehr Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen und gegen Homo- und Trans*feindlichkeit an.

Bundesverband Trans*: Der Bundesverband Trans* (BVT*) setzt sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen für die Anerkennung und Gleichberechtigung von trans* und nichtbinären Personen ein und stellt Materialien zur Verfügung.

Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.: Die dgti nimmt für sich in Anspruch eine Plattform zur Bildung einer Lobby für Transgender zu sein. Sie stellt insbesondere den Ergänzungsausweis aus, der Personen ohne Vornamens- oder Personenstandsänderung eine Möglichkeit zur Identifizierung bietet.

Intersexuelle Menschen e.V. – Elterngruppe – Der Verein bietet eine Selbsthilfegruppe von Eltern, deren Kinder körperlich oder hormonell nicht eindeutig in das klassische Mädchen- oder Jungenschema passen.

ILSE – Bundesweite Initiative lesbischer und schwuler Eltern: Das bundesweite Netzwerk vereint Gruppen lesbischer und schwuler Eltern mit Regionalgruppen.

Jugendnetzwerk Lambda: Das Jugendnetzwerk bietet Online-Beratung „In&Out“ für lesbische, schwule, bi, pansexuelle, asexuelle, inter*, trans* und nicht-binäre Jugendliche und junge Erwachsene.

LSVD – Lesben- und Schwulenverband e.V.

OII Germany e.V.: Die Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen.

Queere Bildung: Der Bundesverband Queere Bildung e.V. vernetzt Vereine, Projekte und Initiativen, die Bildungs- und Aufklärungsarbeit zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt anbieten.

TRAKINE – Trans-Kinder-Netz: Die Initiative vereint internationale Gruppen von Eltern und Familienangehörigen von minderjährigen Trans*Kindern.

Broschüre „In meiner Klasse gibt es keine, oder?“ – Handreichung für Lehrkräfte zum Abbau von Homo- und Transphobie bei Kindern und Jugendlichen.

Broschüre „Vielfalt verankern“ – Handreichung und Methodensammlung für Gruppenleitungen, die mit Jugendlichen zu gender, geschlechtlicher Vielfalt und vielfältigen Lebensformen arbeiten.

Broschüre „Trans* und Schule“ – Handreichung zur Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule NRW.

Kompetenzstelle intersektionale Pädagogik (i-PÄD) – Handreichungen für Sozialarbeiter_innen, Erzieher_innen, Lehrkräfte und die, die es noch werden wollen. Ein Beitrag zu inklusiver pädagogischer Praxis, vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung.

Materialempfehlung für pädagogische Fachkräfte in der Jugendarbeit zum Thema LGBT-Lebensweisen - QUEERFORMAT Fachstelle Queere Bildung des Landes Berlin.

Maßnahmen zur Stärkung der Geschlechter-Diversität an Universitäten in Österreich.

Debus, Katharina (2017): Dramatisierung, Entdramatisierung und Nicht-Dramatisierung von Geschlecht und sexueller Orientierung in der geschlechterreflektierten Bildung. Oder: (Wie) Kann ich geschlechterreflektiert arbeiten, ohne Stereotype zu verstärken? In: Glockentöger, Ilke/Adelt, Eva (Hrsg.): Gendersensible Bildung und Erziehung in der Schule. Grundlagen – Handlungsfelder – Praxis. Münster: Waxmann. S. 25-42.

Kaszta, Mira & Reutlinger, Simon (2020): Intergeschlechtlichkeit: eine qualitative Fallstudie zur psychosexuellen Entwicklung. Frankfurt am Main: Brandes & Apsel.

Krell, Claudia/ Oldemeier, Kerstin (Hg. 2015): „Coming-out - und dann ...?!“ - Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Deutsches Jugendinstitut e.V., München.

Palzkill, Birgit/ Pohl, Frank G./ Scheffel, Heidi (2020): Diversität im Klassenzimmer. Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Schule und Unterricht. Berlin: Cornelsen.

Schmidt-Jüngst, Miriam (2020): Namenwechsel: Die soziale Funktion von Vornamen im Transitionsprozess transgeschlechtlicher Personen. Berlin: De Gruyter.

Spahn, Annika/ Wedl, Juliette (Hg. 2018): Schule lehrt/lernt Vielfalt Band 1. Praxisorientiertes Basiswissen und Tipps für Homo-, Bi-, Trans- und Inter*freundlichkeit in der Schule. Edition Waldschlösschen Materialien Heft 18. Göttingen: Waldschlösschen Verlag. (gedruckte Ausgabe gegen Porto)

Spahn, Annika/ Wedl, Juliette (Hg. 2020): Schule lehrt/lernt Vielfalt Band 2. Material und Unterrichtsbausteine für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Schule. Edition Waldschlösschen Materialien Heft 22. Göttingen: Waldschlösschen Verlag. (gedruckte Ausgabe gegen Porto)