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Apps, Tools und soziale Medien für Lehrkräfte

Die Notenvergabe digital verwalten, eigene Lernvideos produzieren oder Snapchat-Stories statt Referate vergeben: Lehrkräften stehen zahlreiche organisatorische Apps sowie neue didaktische Methoden zur Verfügung. Die GEW stellt einige vor.

Foto: Pixabay / CC0

Planung, Klassenbuch und Notenverwaltung

Mit der kostenfreien Lehrerapp für Android und iOS können Lehrkräfte ihren Unterricht planen, Anwesenheitslisten von Schülerinnen und Schülern führen und Schülerprofile inklusive Notenvergabe verwalten. Der Kalender bietet eine Übersicht über die Tages-, Wochen oder Monatsplanung. Laut Anbieter werden die Daten sicher verschlüsselt und die Server überwacht. 

Die iOS-App Teachertool ist digitaler Lehrerkalender, Notenbuch und Kursheft in einem. In Kombination mit dem Stundenplan weiß die App, in welcher Klasse sich die Lehrkraft befindet und zeigt diese an. Auch die interaktive Analyse von Leistungsentwicklungen ist möglich. Daten werden nur auf dem Gerät gespeichert. Die App kostet knapp 28 Euro.

Ein weitere Anwendung zur Verwaltung von Klassen, Schülerinnen und Schülern sowie Noten ist die Android-App Tapucate. Von einzelnen Schülern lässt sich jederzeit das vollständige Portfolio überblicken. Die knapp zwölf Euro teure App ermöglicht auch den Datenexport in eine CSV Datei. Diese kann auf den PC kopiert und von Tabellenkalkulationsprogrammen eingelesen werden. Die Datenspeicherung erfolgt ebenfalls lokal.

Teachertool und Tapucate wurden vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg getestet und empfohlen.

Auch Teacherstudio (28 Euro) vereint Notenverwaltung, Lehrerkalender und Kursheft in einem. Einen Überblick über aktuelle Kurse, Termine, Erinnerungen und Notizen gibt zudem der Schulplaner Timetex. Daten von Schülerinnen und Schülern sowie Klassen und Kursen lassen sich ebenfalls mit Teacherorg (ab 49 Euro) verwalten.

Interne Kommunikation, digitales Brainstorming und gemeinsame Textarbeit

Chatprogramme wie Slack helfen, die interne Kommunikation etwa im Kollegium zu vereinfachen, indem die Zahl der sehr kurzen E-Mails verringert wird. Bei Slack lassen sich beliebig viele Chaträume einrichten, Einzelpersonen können aber auch direkt miteinander kommunizieren. Nutzer können Dateien hochladen und kommentieren. Diskussionen oder Dateien lassen sich über eine Suchfunktion finden, Korrespondenzen können archiviert werden. Zudem lässt sich Slack mit Diensten wie Dropbox oder Google Drive verknüpfen. Von Slack gibt es eine Gratis- und zwei kostenpflichtige Versionen. Ähnliche Programme sind Rocketchat, Ryver oder Yammer.

Mit Mindmapping-Tools lassen sich Ideen aller Kollegiumsmitglieder zentral und in Diagrammen optisch übersichtlich sammeln. Der Vorteil im Vergleich zum klassischen Brainstormen ist das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten abseits fester Konferenzen oder Besprechungen. Als Beispiele lassen sich Mindmeister, Mind42 und Creately nennen. Webspiration bietet sogar eine „Classroom“-Version.

Zur gemeinsamen Bearbeitung von Texten in Echtzeit eignet sich Etherpad. Alle Änderungen oder Ergänzungen an Dokumenten sind sofort bei allen Nutzern farblich markiert. Im Textbearbeitungsfenster kann auch gechattet werden. Das von Studierenden und Wissenschaftlern entwickelte Bibsonomy ist ein Lesezeichenverwaltungssystem zur gemeinsamen Nutzung von Publikationen. Es dient Nutzern zum Beispiel zum Literaturaustausch. Dazu werden Bookmarks und Texte in einer Webdatenbank abgelegt und indexiert. Ähnlich funktioniert auch Citeulike. Mit Slideshare können Präsentationen, Dokumente, Videos oder Onlineseminare getauscht und archiviert werden.

Foto: Pixabay / CC0

Infografiken, Datenvisualisierungen und multimediale Präsentationen für den Unterricht

Um Infografiken nicht nur mit Balken, Kreisen oder Kegeln darzustellen, gibt es das Open-Source-Programm Timeline Storyteller. Damit lässt sich zum Beispiel eine Chronologie der deutschen Bundeskanzler und -kanzlerinnen visualisieren. Daten können auch über Tabellendokumente oder Google Drive hochgeladen werden, auch Bilder und Texte lassen sich integrieren. Mit der kostenlosen Android und iOS-App Nearpod lassen sich Multimediapräsentationen erstellen und an die Smartphones der Lernenden schicken.

Wie Lehrkräfte eigene Lernvideos per Screencast produzieren können, welche Soft- und Hardware dafür nötig,  und was bei Ton, Schnitt und Upload zu beachten ist, erklärt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Mit der App Explain Everything können interaktive Whiteboards und Screencasts erstellt werden. Digitale Folien können vorbereitet und im Unterricht vervollständigt werden, indem Aussagen von Schülerinnen und Schülern oder Studierenden ergänzt werden. Die Aufnahmefunktion ermöglicht außerdem das Erstellen von Lehrvideos.

OpenBoard ist eine plattformübergreifende Opensource-Software, die ein interaktives Whiteboard aus jedem Laptop macht. Lehrkräfte können damit Inhalte, Tafelbilder oder Aufgaben erstellen, über den Beamer wiedergeben oder auch mit den Lernenden zusammen erarbeiten und verändern. Andere Medien können vielfältig eingearbeitet werden, zum Beispiel Bilder, Texte, Videos, Internetseiten oder bestimmte Ausschnitte aus einer Webseite. Nutzerinnen und Nutzer sind nicht auf die Software eines Herstellers interaktiver Tafeln festgelegt.

Für den Musikunterricht gibt es das Opensource-Notensatzprogramm Musescore: Dessen Datenbank liefert viele freie Noten bekannter Komponisten. Die Smartphone-App kann zum Üben und Hören oder Mitlesen eingesetzt werden. Teure Spezialsoftware ist damit unnötig, Schülerinnen und Schüler können die Anwendung herunterladen und direkt loslegen. 

Didaktisches von Blogs bis Rap

Blogs machen Lernende zu Inhaltsproduzenten, vermitteln Lernstoff nachhaltig und fördern zugleich die Medienkompetenz. Sie eignen sich sowohl als aktuelles Lerntagebuch als auch zur Publikation von Arbeitsergebnissen sowie zur Dokumentation von Projektabläufen. Technisch ist dazu nur ein funktionierender Internetarbeitsplatz im Klassenraum notwendig. Inhaltlich kann ein Blog als ergänzende Unterrichtsmethodik zu jedem Fach und jedem Thema eingesetzt werden. Zur Realisierung eines Blogprojektes in der Schule gibt die Bundeszentrale für politische Bildung zehn Empfehlungen.

Flocabulary ist eine Methode zum Vokabellernen via Hiphop: Musik und Rhythmen bilden einen Anker, der hilft, Wörter besser zu erinnern. Zu den jeweiligen Songs werden Hintergründe, Texte, Tests und Übungen zur Verfügung gestellt. So wird Hiphop auch eingesetzt, um sich mit der US-Geschichte auseinanderzusetzen.

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Soziale Netzwerke: Facebook, Twitter, Snapchat und Youtube

Facebook ist nicht nur mit Blick auf den Umgang mit persönlichen Daten ein Thema. Mit der Plattform lassen sich Lerngruppen bilden, und Lehrkräfte und Lernende können niedrigschwellig kommunizieren. Um Arbeit und Privates zu trennen, sollten Pädagoginnen und Pädagogen sich einen eigenen Account für die schulische Bildungsarbeit zulegen oder eine Facebook-Seite erstellen, der ihre Schülerinnen und Schüler folgen können. Eine eigene Gruppe bietet Raum, um Beiträge, Bilder, Links und Dokumente gezielt mit einem bestimmten Publikum zu teilen und sich auszutauschen. Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert über empfehlenswerte Einstellungen.

Lehrkräfte können Twitter zum Austausch und zur Vernetzung mit Fachleuten, Branchenkontakten oder anderen Lehrenden nutzen. Zudem kann das soziale Netzwerk in den Unterricht eingebunden werden, indem im Deutschkurs etwa Werke der Weltliteratur in 280 Zeichen zusammengefasst werden müssen. Twitter bietet ferner die Möglichkeit, Expertinnen und Experten direkt in den Unterricht einzubeziehen, indem diese angetwittert werden. Weitere Projektbeispiele stellt der Medienpädagogik-Praxisblog vor. Unbedingt in der Schule thematisiert werden sollte jedoch auch, dass man sich mit bestimmten Hashtags in öffentliche Diskurse einklinkt und damit auch angreifbar macht - Stichwort Shitstorm und Hatespeech.

„Kursraum ist leer. Schüler sind im Außengelände unterwegs und stellen Faust als Snapchat-Story nach“, twitterte der Saarbrücker Schulleiter Peter Jochum - und löste damit eine größere Debatte aus. Mit dem bei Teenagern beliebten Instant-Messaging-Dienst können Fotos, die nur einige Sekunden sichtbar sind, an Freunde versendet werden. Der Digitalexperte Patrick Breitenbach experimentierte mit einem Bildungsformat für Snapchat und erklärte den Pygmalion-Effekt. Der Freiburger Lehrer Dejan Mihajlovic sieht in Snapchat-Storys eine Alternative zum klassischen Referat. Die Lehrerin Monika Heusinger kann sich Sprachvermittlung via Snapchat vorstellen. Die kontroverse Debatte über den Einsatz von Snapchat in der Schule steht jedoch noch ganz am Anfang. Für Lehrkräfte, die sich derweil einlesen wollen, gibt es im Netz Anleitungen von Bloggern und Digitalberatern.

Einen eigenen Youtube-Kanal mit mehr als 60.000 Abonnentinnen und Abonnenten hat der Bielefelder Mathematik-Professor Jörn Loviscach. Er nutzt ein Windows-Tablet mit einem USB-Mikrophon, eine kostenlose Bildschirmaufnahmesoftware und einen im Raum installierten Beamer. Seine elektronischen Vorlesungen dienen nur der Vorbereitung, die Unterrichtszeit nutzt er für Diskussionen und bei komplexen Aufgaben für Partnerarbeit. Dieses Verfahren nennt sich Inverted Classroom: Die Lerninhalte werden von den Schülerinnen und Schülern zu Hause erarbeitet, und die Anwendungen werden nicht als Hausaufgaben, sondern in der Schule gemacht.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und lässt sich weiter fortsetzen. Die GEW-Onlineredaktion freut sich über Tipps zu digitalen Hilfsmitteln, die von Mitgliedern genutzt und positiv bewertet werden. Zugleich möchten wir darauf hinweisen, dass vor der Nutzung einzelner Programme immer die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie landesspezifische Verordnungen zu prüfen und zu beachten sind.