Apps, Tools und soziale Medien für Lehrkräfte
Die Notenvergabe digital verwalten, eigene Lernvideos produzieren oder Snapchat-Stories statt Referate vergeben: Lehrkräften stehen zahlreiche organisatorische Apps sowie neue didaktische Methoden zur Verfügung. Die GEW stellt einige vor.
Planung, Klassenbuch und Notenverwaltung
Zuletzt aktualisiert am 15.09.2024
Mit der kostenfreien Lehrerapp für Android und iOS können Lehrkräfte ihren Unterricht planen, Anwesenheitslisten von Schülerinnen und Schülern führen und Schülerprofile inklusive Notenvergabe verwalten. Der Kalender bietet eine Übersicht über die Tages-, Wochen oder Monatsplanung. Laut Anbieter werden die Daten sicher verschlüsselt und die Server überwacht.
Die iOS-App Teachertool ist digitaler Lehrerkalender, Notenbuch und Kursheft in einem. In Kombination mit dem Stundenplan weiß die App, in welcher Klasse sich die Lehrkraft befindet und zeigt diese an. Auch die interaktive Analyse von Leistungsentwicklungen ist möglich. Daten werden nur auf dem Gerät gespeichert. Es gibt eine Abo- und eine Kaufversion sowie ein Grundmodul und eine Erweiterungs-App.
Eine weitere Anwendung zur Verwaltung von Klassen, Schülerinnen und Schülern sowie Noten ist die Android-App Tapucate. Von einzelnen Schülerinnen und Schülern lässt sich jederzeit das vollständige Portfolio überblicken. Die App ermöglicht auch den Datenexport in eine CSV- Datei. Diese kann auf den PC kopiert und von Tabellenkalkulationsprogrammen eingelesen werden. Tapucate baut keine Verbindung zum Internet auf und verschlüsselt die Daten. Die Datenspeicherung erfolgt ebenfalls lokal. Es gibt eine Abo- und eine Kaufversion (knapp 25 Euro).
Teachertool und Tapucate wurden vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg getestet und empfohlen.
Auch Teacherstudio vereint Notenverwaltung, Lehrerkalender und Kursheft in einem. Die App gibt es für alle Betriebssysteme. Zwei Kurse können mit vollem Funktionsumfang kostenlos verwaltet werden. Um mehr als zwei Kurse zu verwalten, muss Teacherstudio gekauft werden, die Preise variieren zwischen rund 25 und 30 Euro.
Einen Überblick über aktuelle Kurse, Termine, Erinnerungen und Notizen gibt zudem der Schulplaner Timetex.
Interne Kommunikation, digitales Brainstorming und gemeinsame Textarbeit
Zuletzt aktualisiert am 15.09.2024
Chatprogramme wie Slack helfen, die interne Kommunikation etwa im Kollegium zu vereinfachen, indem die Zahl sehr kurzer E-Mails verringert wird. Bei Slack lassen sich beliebig viele Channels einrichten, Einzelpersonen können aber auch direkt miteinander kommunizieren sowie Audio- und Videonachrichten verschicken. Nutzer können Dateien hochladen und kommentieren. Diskussionen oder Dateien lassen sich über eine Suchfunktion finden, Korrespondenzen können archiviert werden. Zudem lässt sich Slack mit Diensten wie Dropbox, Google Drive, Microsoft OneDrive oder Zoom verknüpfen. Von Slack gibt es eine Gratis- und drei kostenpflichtige Versionen. Ähnliche Programme sind Rocketchat oder Ryver.
Mit Mindmapping-Tools lassen sich Ideen aller Kollegiumsmitglieder zentral und in Diagrammen optisch übersichtlich sammeln. Der Vorteil im Vergleich zum klassischen Brainstormen ist das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten abseits fester Konferenzen oder Besprechungen. Als Beispiele lassen sich Mindmeister, das englischsprachige Mind42 und Creately nennen.
Zur gemeinsamen Bearbeitung von Texten in Echtzeit eignet sich das ebenfalls englischsprachige Etherpad. Alle Änderungen oder Ergänzungen an Dokumenten sind sofort bei allen Nutzern farblich markiert. Im Textbearbeitungsfenster kann auch gechattet werden. Das von Studierenden und Wissenschaftlern entwickelte Bibsonomy ist ein Lesezeichenverwaltungssystem zur gemeinsamen Nutzung von Publikationen. Es dient Nutzern zum Beispiel zum Literaturaustausch. Dazu werden Bookmarks und Texte in einer Webdatenbank abgelegt und indexiert.
Infografiken, Datenvisualisierungen und multimediale Präsentationen für den Unterricht
Zuletzt aktualisiert am 15.09.2024
Um Infografiken nicht nur mit Balken, Kreisen oder Kegeln darzustellen, gibt es das englischsprachige Open-Source-Programm Timeline Storyteller. Damit lässt sich zum Beispiel eine Chronologie der deutschen Bundeskanzler und -kanzlerinnen visualisieren. Daten können auch über Tabellendokumente oder Google Drive hochgeladen werden, auch Bilder und Texte lassen sich integrieren. Mit der kostenlosen und ebenfalls englischsprachigen Android und iOS-App Nearpod lassen sich Multimediapräsentationen erstellen und an die Smartphones der Lernenden schicken.
Wie Lehrkräfte eigene Lernvideos per Screencast produzieren können, welche Soft- und Hardware dafür nötig, und was bei Ton, Schnitt und Upload zu beachten ist, erklärt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Mit der App Explain Everything (englischsprachig) können interaktive Whiteboards und Screencasts erstellt werden. Digitale Folien können vorbereitet und im Unterricht vervollständigt werden, indem Aussagen von Schülerinnen und Schülern oder Studierenden ergänzt werden. Die Aufnahmefunktion ermöglicht außerdem das Erstellen von Lehrvideos.
OpenBoard ist eine plattformübergreifende Opensource-Software, die ein interaktives Whiteboard aus jedem Laptop macht. Lehrkräfte können damit Inhalte, Tafelbilder oder Aufgaben erstellen, über den Beamer wiedergeben oder auch mit den Lernenden zusammen erarbeiten und verändern. Andere Medien können vielfältig eingearbeitet werden, zum Beispiel Bilder, Texte, Videos, Internetseiten oder bestimmte Ausschnitte aus einer Webseite. Nutzerinnen und Nutzer sind nicht auf die Software eines Herstellers interaktiver Tafeln festgelegt.
Für den Musikunterricht gibt es das Opensource-Notensatzprogramm Musescore: Dessen Datenbank liefert viele freie Noten bekannter Komponisten. Die Smartphone-App kann zum Üben und Hören oder Mitlesen eingesetzt werden. Teure Spezialsoftware ist damit unnötig, Schülerinnen und Schüler können die Anwendung herunterladen und direkt loslegen.
Didaktisches von Blogs bis Rap
Zuletzt aktualisiert am 15.09.2024
Blogs machen Lernende zu Inhaltsproduzenten, vermitteln Lernstoff nachhaltig und fördern zugleich die Medienkompetenz. Sie eignen sich sowohl als aktuelles Lerntagebuch als auch zur Publikation von Arbeitsergebnissen sowie zur Dokumentation von Projektabläufen. Technisch ist dazu nur ein funktionierender Internetarbeitsplatz im Klassenraum notwendig. Inhaltlich kann ein Blog als ergänzende Unterrichtsmethodik zu jedem Fach und jedem Thema eingesetzt werden. Zur Realisierung eines Blogprojektes in der Schule gibt die Bundeszentrale für politische Bildung zehn Empfehlungen.
Flocabulary ist eine Methode zum Vokabellernen via Hiphop: Musik und Rhythmen bilden einen Anker, der hilft, Wörter besser zu erinnern. Zu den jeweiligen Songs werden Hintergründe, Texte, Tests und Übungen zur Verfügung gestellt. So wird Hiphop auch eingesetzt, um sich mit der US-Geschichte auseinanderzusetzen. Es gibt eine kostenfreie Testversion, danach kann ein Angebot angefordert werden.
Soziale Netzwerke: Instagram, TikTok, Twitter, Snapchat und Youtube
Zuletzt aktualisiert am 15.09.2024
Facebook ist bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren mittlerweile mehr oder weniger out. Inzwischen dominieren soziale Medien und Apps wie Instagram, WhatsApp, TikTok oder Snapchat - die sich auch für den Unterricht nutzen lassen.
Der Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume empfiehlt Instagram etwa für den Literaturunterricht. Auf seinem Blog erläutert er Möglichkeiten zum Figurencasting, zu einem Figurenaccount und zur Figurenrede. Eine Figur wird so zum Leben erweckt, kann Bilder von Orten machen und Hashtags setzen, die ihr Leben beschreiben. Ein solcher Zugang visualisiert das Gelesene und bietet die Möglichkeiten, Text und Bild miteinander zu verknüpfen. Instagram sei für den Unterricht generell eine interessante Fundgrube, sagt Blume. Wenn Schulbücher schon einige Jahre alt seien, könne man dort in Fächern wie Geografie oder Geschichte nach aktuellen Fotos suchen.
Bei TikTok haben sich unter dem Hashtag #LernenmitTikTok inzwischen viele Bildungsinhalte gesammelt. Doch auch darüber hinaus werden Lerninhalte von Nutzerinnen und Nutzern publiziert und konsumiert. Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt in einem umfassenden Dossier eine Einführung in das Thema und erklärt beispielsweise die Bereiche Erinnerungskultur und politische Meinungsbildung via TikTok näher. Für den Unterricht gibt es Arbeitsblätter und Arbeitshefte. Angesprochen werden in dem Dossier auch gefährliche Challenges, falsche Informationen und Kriegspropaganda, Hatefluencer und rechtsextreme Mobilisierung. Bedenken gibt es auch mit Blick auf den Datenschutz: TikTok sammelt umfangreiche, sensible persönliche Daten von Nutzerinnen und Nutzern. Weitere Hintergründe und Leitfäden zu TikTok stehen auf der Plattform Klicksafe zur Verfügung.
Lehrkräfte können zum Austausch und zur Vernetzung mit Fachleuten, Branchenkontakten oder anderen Lehrenden auch X, ehemals Twitter, nutzen. Projektbeispiele für den Unterricht stellt beispielsweise der Medienpädagogik-Praxisblog vor. Wegen der Verbreitung von rechter Propaganda und Falschinformationen sollten Lehrkräfte sich jedoch gut überlegen, ob und wie sie X mit Schülerinnen und Schülern nutzen. Thematisiert werden sollte wenn auch, dass man sich mit bestimmten Hashtags in öffentliche Diskurse einklinkt und damit auch angreifbar macht - Stichworte Shitstorm und Hatespeech. Mittlerweile gibt es zudem Alternativen zur Plattform des Tech-Milliardärs Elon Musk, etwa das dezentral angelegte Bluesky und die Meta-App Threads.
„Kursraum ist leer. Schüler sind im Außengelände unterwegs und stellen Faust als Snapchat-Story nach“, twitterte der Saarbrücker Schulleiter Peter Jochum - und löste damit eine größere Debatte aus. Mit dem bei Teenagern beliebten Instant-Messaging-Dienst können Fotos, die nur einige Sekunden sichtbar sind, an Freunde versendet werden. Der Digitalexperte Patrick Breitenbach experimentierte mit einem Bildungsformat für Snapchat und erklärte den Pygmalion-Effekt. Der Freiburger Lehrer Dejan Mihajlovic sieht in Snapchat-Storys eine Alternative zum klassischen Referat. Für Lehrkräfte, die sich bei Snapchat einlesen wollen, gibt es im Netz Anleitungen von Bloggern und Digitalberatern.
Einen eigenen Youtube-Kanal mit mehr als 60.000 Abonnentinnen und Abonnenten hat der Bielefelder Mathematik-Professor Jörn Loviscach. Er nutzt ein Windows-Tablet mit einem USB-Mikrofon, eine kostenlose Bildschirmaufnahmesoftware und einen im Raum installierten Beamer. Seine elektronischen Vorlesungen dienen nur der Vorbereitung, die Unterrichtszeit nutzt er für Diskussionen und bei komplexen Aufgaben für Partnerarbeit. Dieses Verfahren nennt sich Inverted Classroom: Die Lerninhalte werden von den Schülerinnen und Schülern zu Hause erarbeitet, und die Anwendungen werden nicht als Hausaufgaben, sondern in der Schule gemacht.
Zu beliebten deutschen Wissenskanälen bei Youtube gehören zudem: Kurzgesagt mit Videos zu Themen aus Physik, Biologie, Philosophie und Politik, der Kanal des Pro7-Magazins Galileo, der von funk produzierte MrWissen2go und maithinkx mit der Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Der Lernkanal SimpleClub konzentriert sich auf verschiedene Schulfächer.
Zahlreiche Tipps rund um das Thema Umgang mit Social Media insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche gibt es in der Rubrik Unterrichtsmaterialien auf der GEW-Homepage.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und lässt sich weiter fortsetzen. Die GEW-Onlineredaktion freut sich über Tipps zu digitalen Hilfsmitteln, die von Mitgliedern genutzt und positiv bewertet werden. Zugleich möchten wir darauf hinweisen, dass vor der Nutzung einzelner Programme immer die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie landesspezifische Verordnungen zu prüfen und zu beachten sind.
- KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt"
- bpb: Digitale Bildung
- bpb: Digitale Tools und Technik im Bildungsalltag
- bpb: Lernorte
- Deutscher Bildungsserver: Medien und Bildung
- Portale der Bundesländer zur schulischen Medienbildung
- Materialien der EU-Initiative Klicksafe.de
- Medienpädagogik-Praxisblog: Materialien, Methoden, Projekte
- Lernplattform Goconqr: 10 Apps für Lehrer