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#unbezahlt

Zwölf Überstunden die Woche: WiMis arbeiten #unbezahlt

Häufig werden wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitet mit Teilzeitstellen abgespeist, müssen aber Vollzeit arbeiten – für das halbe Gehalt.

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schieben Überstunden – deutlich mehr als andere Beschäftigte – und außerdem in der Regel unbezahlt. Das hat die Sonderauswertung einer Befragung des Deutschen Zentrums für Wissenschafts- und Hochschulforschung (DZHW) ergeben, die das Hannoveraner Forschungsinstitut im Auftrag der Zeitschrift „Forschung und Lehre“ erstellt hat und über die Spiegel Online berichtete. „Schluss mit Ausbeutung und Lohn-Dumping, volles Gehalt für volle Arbeit“, forderte GEW-Vize Keller aus Anlass der Veröffentlichung der Ergebnisse.

Im Durchschnitt sind es nicht weniger als zwölf Überstunden pro Woche, die wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten. Deutlich mehr als andere Erwerbstätige: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland machen durchschnittlich vier Überstunden pro Woche. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die am Anfang ihrer Karriere stehen und noch keinen Doktortitel haben, kommen sogar auf rund 13,5 Überstunden pro Woche. Ihre vertraglich festgelegte Arbeitszeit liegt laut DZHW bei durchschnittlich 30 Wochenstunden. Die meisten Überstunden erbringen teilzeitbeschäftigte Männer: Sie arbeiten im Schnitt rund 17,5 Stunden pro Woche mehr als bezahlt.

Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Vorstandsmitglied für Hochschule der GEW, forderte die Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf, gegenzusteuern. „Nichts spricht gegen eine Teilzeitbeschäftigung – wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dies wünschen und außerhalb der Arbeitszeit tatsächlich nicht arbeiten müssen. Was aber nicht in Ordnung geht, ist, Beschäftigte gegen ihren Willen mit Teilzeitstellen abzuspeisen und volle Arbeit zu verlangen. Das ist nichts anderes als eine Gehaltskürzung auf kaltem Wege – Schluss mit #unbezahlt“, kritisierte der GEW-Hochschulexperte und spielte mit dem Hashtag auf eine Twitter-Kampagne von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Thema an.

Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen müsse daher grundsätzlich eine Vollzeitbeschäftigung angeboten werden, sagte Keller und verwies auf die Empfehlungen des von der GEW ausgearbeiteten Herrschinger Kodex „Gute Arbeit in der Wissenschaft“. Unlängst hatte sich auch der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz und Rektor der Universität Duisburg-Essen Ulrich Radtke dafür ausgesprochen, Doktorandinnen und Dokotoranden grundsätzlich ganze Stellen anzubieten.

Besonders bunt treiben es die von Bund und Ländern finanzierten außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Mit Billigung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden Doktorandinnen und Doktoranden auf Vollzeitstellen eingestellt, erhalten aber nur das halbe Gehalt. Möglich ist das, weil sich die Forschungseinrichtungen standhaft weigern, einen Tarifvertrag zu unterschreiben oder einem tarifgebundenen Arbeitgeberverband beizutreten. „Es ist skandalös, dass Bund und Länder die Tarifflucht und Dumping-Löhne an öffentlichen Wissenschaftseinrichtungen nicht nur dulden, sondern mit Steuergeldern finanzieren. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz muss dem Treiben ein Ende machen und Max Planck, Helmholtz, Fraunhofer und Leibniz an den Verhandlungstisch mit den Gewerkschaften zwingen“, sagte Keller. Hierzu gibt es auch einen Bericht von Spiegel Online.