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Zukunft durch gute Bildung: Kapstadt – hier bildet sich was

Kern gewerkschaftlichen Engagements im Bildungsbereich ist der Kampf um bessere Bedingungen und Konzepte. In Südafrika sind die zwei Seiten der gleichen Medaille besonders kontrastreich und existenziell aufgeladen.

Foto: M. Brinkmann

Die Anreise nach Kapstadt war ein Weg der multikulturellen Vielfalt. Von Hamburg über Amsterdam nach Kapstadt war eines unübersehbar und allgegenwärtig: die Menschen in der Welt sind näher zusammengerückt, leben gemeinsam trotz unterschiedlicher Herkünfte an einem Ort und haben demnach faktisch gemeinsame Fragen zu beantworten. Eine der zentralen ist die Frage nach ihrer Bildung und der Bildung ihrer Kinder. Der sechste Kongress der Bildungsinternationale soll an dieser Stelle aus Sicht der in Gewerkschaften organisierten Pädagoginnen und Pädagogen einen Beitrag leisten und nach Abstimmung der 1.500 Delegierten und der sie entsendenden Organisationen Impulse zur Lösung drängender Probleme liefern. Bevor am Freitag der offizielle Teil des Kongresses startet, waren erst einmal 9.700 km zu überwinden. Die Anreise unserer GEW-TeilnehmerInnen aus Hamburg, Berlin, Köln, München und Frankfurt verlief - von einigen Verspätungen und Umbuchungen abgesehen – ohne große Probleme. In Kapstadt angekommen fuhren wir die dreißig Kilometer zwischen Flughafen und Hotel auf Strassen, die in Folge der Fußballweltmeisterschaft 2010 ausgebaut worden waren. Verschiedentlich waren sie von den kleinen Blechhütten der Townships gesäumt, in denen immer noch Millionnen Südafrikaner leben müssen. Nach und nach waren am Samstag, Sonntag und Montag große Teile unserer GEW-Delegation in Südafrika eingetroffen. Am Montag Nachmittag haben wir dann die erste gemeinsame Vorbesprechungsrunde und die Verabredung über das Vorprogramm des Kongresses absolviert.

 Auf dem Plan steht u.a. der Besuch von durch die GEW unterstützten Projekten in den Townships und die Besichtigung der Deutschen Schule Kapstadt. Dankenswerterweise haben wir auf Einladung der Deutschen Botschaft in Südafrika am ersten gemeinsamen Abend den deutschen Generalkonsul im Westkap, Herrn Bussmann, im Rahmen eines Empfangs treffen können. Die DGB-Kollegin Monika Sommer, die als Referentin für Arbeit und Soziales an der Deutschen Botschaft in Pretoria arbeitet, hat dazu eingeladen und zudem zusammen mit dem Konsul eine politische und soziale Einführung in die derzeitigen Verhältnisse in Südafrika und dabei insbesondere im Westkap und dessen Hauptstadt Kapstadt geleistet. Deutlich wurde, dass die Frage nach dem Verhältnis von Arbeitsbedingungen und Bildungserfolg sich in grundsätzlicherer Art und Weise auch in Südafrika stellt. Das pädagogische Thema ist vor allem Grundbildung für alle. Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen geht es um existenzerhaltende Löhne. In den gewerkschaftlichen Kämpfen in Südafrika, die von den drei Mitgliedsgewerkschaften der Bildungsinternationale SADTU, NAPTOSA und SAOU geführt werden, wird seitens der Politik das gleiche argumentative Muster benutzt, dass wir auch in Deutschland antreffen. Mit Verweis auf die problematische Bildungssituation von Kindern und Jugendlichen wird versucht, Forderungen der Gewerkschaften nach notwendigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen abzuwehren. Auch hier wird nicht zur Kenntnis genommen, dass Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen und die Qualität von Bildungsprozessen untrennbar miteinander verbunden sind. Der Abend war eine gelungene Einstimmung auf die Gespräche mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Teilen der Welt, die nun vor uns liegen.