fair childhood
Ziegelsteine, Sand und Geld für eine Schule
Viele Schulen in Malawi sind so schlecht ausgestattet, dass keine Lehrkraft dort arbeiten kann und möchte. Die GEW-Stiftung fair childhood unterstützt Projekte, die Schulen für Pädagoginnen und Pädagogen attraktiver machen.
Kein Strom, keine Toiletten, kein Dach, kein sauberes Wasser – in vielen Regionen Malawis ist der Zustand der Schulen eine Mitursache des immensen Lehrkräftemangels. „Es ist wahnsinnig schwierig, Lehrkräfte für die entlegenen Schulen zu gewinnen und diese dort zu halten, viele kündigen gleich wieder“, sagt Pilirani Kamaliza, der die Programme der Teachers Union of Malawi (TUM) koordiniert, einem Partner der GEW-Stiftung fair childhood in Afrika.
Die meisten Regionen, in denen die Schulinfrastruktur am Boden liegt, sind extrem arm. Laut einer Regionalstudie von Education International (EI) leben dort jedoch die meisten Menschen. Es fehlt an privaten Räumen für die Lehrkräfte aus der Stadt. Diese haben dann keinen Platz zum Schlafen, zum Kochen, zum Essen – und müssen täglich stundenlang zur Schule pendeln, auf oft beschwerlichen Wegen und eigene Kosten. „Oder sie wohnen in Bruchbuden mit einem Metalldach, in denen es unerträglich heiß wird“, sagt Kamaliza. Häufig finden Lehrkräfte auch kein Umfeld vor, in dem sie gut mit den Mädchen und Jungen arbeiten können: „Mitunter sitzen die Kinder auf dem Boden oder in der prallen Sonne.“ Weil sich nicht ausreichend Lehrerinnen und Lehrer finden, muss manche Lehrkraft in Malawi bis zu 200 Kinder betreuen; 70 bis 80 sind die Regel, 50 auf dem afrikanischen Kontinent der Schnitt.
„Wir müssen die Schulen nicht nur attraktiver für die Kinder machen, sondern auch für die Lehrerinnen und Lehrer.“ (Pilirani Kamaliza)
„Wir müssen die Schulen nicht nur attraktiver für die Kinder machen, sondern auch für die Lehrerinnen und Lehrer“, fordert Kamaliza. Daran arbeiten in mehreren Ländern Afrikas die Partnergewerkschaften der GEW-Stiftung. In Malawi etwa hat die Gewerkschaft TUM im Projektgebiet die Dorfältesten, religiösen Führer, Mitarbeitenden der Provinzregierung und einer Bank sowie Eltern an einen Tisch gebracht. Gemeinsam haben sie überlegt, wie die Schulen so attraktiv gestaltet werden können, dass die Lehrkräfte, die die Regierung in die Region entsendet, auch gerne bleiben.
„Wir haben Geld gesammelt und beim Bezirk Ziegelsteine und Sand eingefordert, um Lehrerwohnungen und Toiletten zu bauen.“ Für das Trinkwasser haben sie Brunnen ausgehoben oder die Lieferung von Tanks organisiert. Früher mussten sich die Lehrkräfte mit dem Wasser aus dem Fluss versorgen, aus dem auch die Tiere tranken. „Viele sind dadurch krank geworden“, sagt Kamaliza. Heute haben sie dank des Projekts sauberes Trinkwasser.
„Fehlen Lehrerinnen und Lehrer, kommen die Schülerinnen und Schüler nicht in die Schulen. Bleiben die Kinder zu Hause, werden die Eltern sie zum Arbeiten schicken.“
Ein wichtiger Schlüssel für bessere Schulen auf dem Land ist auch das Gehalt, für das die Partnergewerkschaften der GEW-Stiftung über ihre Lobbyarbeit kämpfen. In Malawi zahlt die Regierung den Lehrkräften, die sie an ländliche Schulen schickt, zwar einen monatlichen Bonus in Höhe von 10.000 Kwacha, umgerechnet fünf Euro. „Das ist aber durch die Inflation und die gestiegenen Lebensmittelpreise heute quasi nichts“, sagt Kamaliza. Er fordert: „Je entlegener die Schule, desto höher muss die Zulage sein.“
Erst wenn die Infrastruktur an den Schulen stimmt, könnten die Bildungsziele erreicht werden, wie sie die Vereinten Nationen in den Sustainable Development Goals (SDG) festgeschrieben haben, betont die African Union, der Zusammenschluss von 55 afrikanischen Staaten, in der Continental Education Strategy for Africa, kurz CESA. Und nur dann werde auch Kinderarbeit eingedämmt, ist Kamaliza überzeugt. „Fehlen Lehrerinnen und Lehrer, kommen die Schülerinnen und Schüler nicht in die Schulen. Bleiben die Kinder zu Hause, werden die Eltern sie zum Arbeiten schicken.“