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Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Zeitzeuginnen und Zeugen gesucht

Seit März 2023 untersuchen Dissens – Institut für Bildung und Forschung e. V. und das IPP – Institut für Praxisforschung und Projektberatung den Umgang der GEW mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche von 1950 bis heute.

Helga Dill ist Geschäftsführerin des IPP – Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (Foto: privat)

E&W sprach mit IPP-Geschäftsführerin Helga Dill über die Zwischenergebnisse.

  • E&W: Welche Ziele verfolgen Dissens und IPP mit der Untersuchung?

Helga Dill: Zum einen geht es darum, wie in der GEW im Zeitverlauf mit Diskursen umgegangen wurde, die Pädosexualität propagiert haben. Zum anderen wollen wir erfahren, in welchem Umfang es Fälle gab, bei denen Täter den gewerkschaftlichen Rechtsschutz in Anspruch genommen haben. Zudem interessieren wir uns dafür, welche Unterstützung die Opfer sexualisierter Gewalt in Bildungseinrichtungen von der GEW erhalten haben, sei es juristischer oder psychologischer bzw. pädagogischer Art.

  • E&W: Gibt es bereits Zwischenergebnisse?

Dill: Bislang konnten wir Archive und Akten studieren, zum Beispiel Zeitschriften und andere GEW-Veröffentlichungen, Vorstandsprotokolle, Geschäftsberichte. Hierbei ist der Unterschied im Umgang mit sexualisierter Gewalt im Laufe der Jahrzehnte bemerkenswert. Das gilt vor allem für das Kinderbild. In den 1950er- bis 1960er-Jahren wurden Aussagen von Kindern per se angezweifelt; sexualisierte Gewalt galt als eine Tat, die ausschließlich außerhalb der Familien bzw. des sozialen Nahfelds wie der Schule vorkommt. Relativ häufig war vom „gefährdeten Lehrer“ die Rede, der den „Verlockungen der weiblichen Reize der Schülerinnen“ erlegen sei.

  • E&W: Für die Studie werden noch Zeitzeuginnen und -zeugen gesucht. Welchen Personenkreis sprechen Sie an?

Dill: Wir sind auf der Suche nach Menschen, die entweder selbst in ihrem beruflichen bzw. gewerkschaftlichen Umfeld sexualisierte Gewalt erlebt oder beobachtet haben und Auskunft darüber geben können, wie in der GEW damit umgegangen wurde. Zum anderen sind wir an Zeitzeuginnen und -zeugen interessiert, die Diskussionen über die Liberalisierung der Pädosexualität im GEW-Umfeld mitbekommen haben oder daran beteiligt waren; solche Diskussionen wurden in den 1970ern und 1980ern in vielen Bereichen der Politik und der Gesellschaft geführt. Interessant sind für uns auch Fälle, in denen aufgrund pädosexueller Handlungen bei der GEW Rechtsschutz beantragt wurde.

  • E&W: Wie können sich Auskunftswillige bei Ihnen melden?

Dill: Entweder per E-Mail über gew@ipp-muenchen.de oder telefonisch beim IPP über die Nummer (089) 54359770 oder bei den Kolleginnen und Kollegen von Dissens über die Nummer (030) 54987534.