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Zeit für eine neue Zeitpolitik

Job, Familie, soziales Engagement, eigene Bedürfnisse: In einem erfüllten Leben brauchen wir Zeit für vieles – und diese Zeit ist oft knapp. Insbesondere für Frauen ist ein Neudenken bei der Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit gefragt.

GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow (Foto: Kay Herschelmann)

Zeit ist ein zentrales Frauen-, Gleichstellungs- und geschlechterpolitisches Thema. Etliche Übergangsphasen und Entscheidungssituationen im Lebensverlauf haben Auswirkungen auf das individuelle Zeitbudget und die Balance der vier Aspekte von Zeit: Zeit für Erwerbsarbeit, Zeit für Familie und Freunde, Zeit für politisches, gesellschaftliches, kulturelles oder soziales Engagement - und nicht zuletzt Zeit für einen selbst.

Berufseinstieg, Karriereentscheidungen und Berufsaufstieg, das Leben mit Kindern, der Eintritt eines Pflegefalls in der Familie, Wiedereinstieg nach sorgebedingter Unterbrechung, Trennung oder Scheidung, die eigene Pflegebedürftigkeit, Berufsausstieg und Alterssicherung: All diese Stichworte verdeutlichen, wie viele unterschiedliche Lebensphasen es geben kann, die alle verschiedene Zeitbedürfnisse erforderlich machen.

Die GEW will mit ihrer Zeitpolitik die Verwirklichung der eigenen Lebenspläne unabhängig vom Geschlecht fördern.

Für Gewerkschaften geht es nicht nur darum, die Erwerbsarbeit neu zu gestalten, sondern auch die Sorgearbeit. Die Gleichstellungsorientierung macht hier zeitpolitisch den Unterschied: Sie denkt Erwerbs- und Sorgearbeit zusammen, nimmt auch unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie in den Blick. Die GEW will mit ihrer Zeitpolitik die Verwirklichung der eigenen Lebenspläne unabhängig vom Geschlecht fördern, Chancen und Risiken im Lebensverlauf gerechter auf Männer und Frauen verteilen. Erwerbs- und Sorgearbeit müssen gleichberechtigt und partnerschaftlich gestaltet werden. Für Frauen bedeutet das mehr Teilhabe an der Erwerbsarbeit, für Männer mehr Engagement in der privaten Sorgearbeit.

Mit dem Gewerkschaftstagsbeschluss „Zeit zu leben, Zeit zu arbeiten“ aus dem Mai 2017 ist die GEW die einzige Gewerkschaft, die thematisiert, dass Demokratie aktive Demokratinnen und Demokraten braucht. Zeit für Engagement ist für die GEW daher genauso wichtig wie Zeit für Erwerbs- und Sorgearbeit. Jede und jeder sollte sich einmischen können - ob innerhalb der GEW oder anderswo.

Mit dem Workshop „Keine Zeit! Pädagogische Arbeit im Uhrzeigersinn“ haben wir Ende Januar mit 30 GEW-Kolleginnen eine intensive Diskussion über das Thema Zeit eröffnet. Ich bin gespannt, wo die Reise für die weitere „Zeit-Arbeit“ der GEW hingeht!