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GEW fordert

Wohlbefinden als Schlüssel zur Digitalisierung an Schulen

Die GEW kritisiert das Gutachten der SWK zur Digitalisierung: Es verenge den Blick auf informatische Bildung und Datafizierung. Lehrende und Lernende bräuchten stattdessen eine inklusive Digitalisierung, die das Wohlbefinden stärke.

Die GEW warnt in einer Stellungnahme, dass das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Konferenz (SWK) zur „Digitalisierung im Bildungssystem“ den Einsatz digitaler Medien auf das technisch Machbare sowie das Messen und die Ökonomisierung der Bildung fokussiere. „Den Lehr- und Lernprozess auf eine messbare und optimierbare Input-Output-Maschinerie zu verkürzen, wird den Anforderungen guter Bildung in der digitalen Welt nicht gerecht“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule. Denn eine demokratische und inklusive Digitalisierung im Bildungsbereich müsse das Wohlbefinden der Lernenden und Lehrenden und einen umfassenden Bildungsanspruch ins Zentrum stellen.

In ihrer Stellungnahme formuliert die GEW Prämissen für die Digitalisierung des Bildungsbereichs aus, übt Kritik an der Engführung des Gutachtens auf Datafizierung, Optimierung und Lernwirksamkeit und geht ausführlich auf die Empfehlungen der SWK zu den einzelnen Bildungsbereichen ein.

„Digitalisierung muss in allen Bildungsbereichen (...) bearbeitet werden.“ (Anja Bensinger-Stolze)

In Bezug auf den Schulbereich kommentiert Bensinger-Stolze: „Digitalisierung muss in allen Bildungsbereichen und Fächern bearbeitet werden. Die Forderung der SWK nach einem Pflichtfach Informatik ab der Sekundarstufe I verengt dagegen den Blick auf informatische Bildung. Die vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen Bezüge gehen verloren.“ Informatische Bildung brauche „einen Ort an der Schule und sollte als Teil eines umfassenden medienpädagogischen Konzepts strukturell verankert werden“. Das müsse jedoch nicht zwingend in Form eines verpflichtenden Faches Informatik ab der fünften Klasse, verortet im MINT-Bereich, umgesetzt werden.

Kinder würden in eine digitalisierte Gesellschaft hineingeboren und benötigten umfassende – auch gesellschaftliche, historische und musische – Kenntnisse. Nur so könnten sie an Gesellschaft teilhaben, diese aktiv gestalten und politisch partizipieren. Informatische Bildung, insbesondere Wissen über Algorithmen, sei Teil einer Bildung in der digitalen Welt, die medienpädagogisch und gesellschaftlich-kulturell eingebettet werden müsse, begründete Bensinger-Stolze die Position der GEW.

GEW hält am Primat der Pädagogik fest

„Digitalisierung muss in den Schulentwicklungsprozess eingebettet werden. Dabei sind die Schulgemeinschaft und insbesondere die Lehrkräfte vor Ort einzubinden. Dafür muss das Land personelle und zeitliche Ressourcen für Fortbildung und didaktische Weiterentwicklung bereitstellen“, betonte die GEW-Expertin. Es gelte das Primat der Pädagogik.

Deshalb weise das SWK-Gutachten in die falsche Richtung. Es formuliere das Ziel, möglichst viele digitale Tools einzusetzen und Klausuren oder Prüfungen zu digitalisieren. „Dies sollte nicht die Triebfeder einer Digitalisierungsstrategie der KMK werden. Um die Blackbox Digitalisierung zu decodieren und zu beherrschen, benötigen Kinder und Jugendliche nicht nur informatisches Wissen, sondern auch instrumentelles, analytisches und strukturelles Wissen über die steuernden Prozesse und Akteure der Digitalisierung einerseits. Andererseits braucht Schule Zeit und Möglichkeiten, um kreativ mit Medien zu experimentieren.“