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Wirtschaftsstudierende gegen einseitige Lehre

Immer mehr Studierende der Wirtschaftsfakultäten fordern ein Ende des einseitig neoliberalen Blickwinkels der Volkswirtschaftslehre. Sie fordern, der Vielfalt ökonomischer Theorien Raum zu geben, die Lösung realer Probleme in den Vordergrund zu stellen sowie Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der VWL zu fördern.

"Hunger, Umweltzerstörung, Klimawandel, Finanzmarktkrise, soziale Ungleichheit oder Arbeitslosigkeit – die (ökonomischen) Probleme unserer Zeit sind vielfältig und komplex. Die Antworten der akademischen VWL, privaten Forschungsinstituten und der Presse sind hingegen meist eindimensional", erklärt das "Netzwerk Plurale Ökonomik e.V." auf seiner Website.

Junge NachwuchsökonomInnen bekämen in Ihrer Ausbildung meist nur ein Denkmuster – die neoklassische Modellökonomik – vermittelt, auch danach seien DoktorandenInnen, Postdocs und ProfessorenInnen der VWL einem hohen Konformitätsdruck ausgesetzt. Die Lösung realer gesellschaftlicher Probleme rücke dabei im Schein mathematischer Objektivität und eines überhöhten Dogmatismus in den Hintergrund.

Dies sei nicht nur das interne Problem einer akademischen Disziplin, warnt das Netzwerk. Es wirke sich darüber hinaus über Expertisen und wirtschaftspolitische Empfehlungen von ÖkonomInnen an die Politik auf die ganze Gesellschaft aus, betreffe also alle Menschen.

Um dies zu ändern, haben sich junge WirtschaftswissenschatlerInnen aus 19 Ländern in der "International Student Initiative for Plural Economics" (ISIPE) zusammengeschlossen und fordern eine offene, vielfältige und plurale Volkswirtschaftslehre. Ihr Aufruf für eine Plurale Ökonomik kann online unterzeichnet werden (siehe Links im Infokasten).

Im Wirtschaftsteil der Druckausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 16.6.2014 fordert die Ökonomin und Philosophin Silja Graupe: "Die ökonomische Lehre darf sich nicht blind einer Weltsicht verschreiben." Sie verlangt „Perspektiv- und Methodenvielfalt" und wendet sich gegen die "extreme Einseitigkeit der ökonomischen Lehre", die Folge des "ökonomischen Imperialismus" sei. Schon am 26.5.2014 berichtete Süddeutsche.de über "kritische Wirtschaftsstudenten", die sich "wider die traditionelle Lehre" wenden. Mehr auf den Seiten der Initiative für eine bessere ökonomische Bildung (17.6.2014, siehe Link im Infokasten).