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AGAL-Fachtagung

Wie steht es um die Mitbestimmung an Deutschen Auslandsschulen?

Die GEW fordert, an Deutschen Auslandsschulen (DAS) eine Personalvertretung nach deutschem Vorbild durchzusetzen. Damit befasste sich die 23. Fachtagung der GEW-Arbeitsgruppe Auslandslehrerinnen und –lehrer (AGAL).

Foto: GEW/Shutterstock
Die GEW fordert, an Deutschen Auslandsschulen (DAS) eine Personalvertretung nach deutschem Vorbild durchzusetzen. (Foto: GEW/Shutterstock)

Auswärtiges Amt lobt aktuelle Lehrerbeiräte

Das Thema Personalvertretung sei „von grundsätzlicher Bedeutung“, sagte Guido Kemmerling, Referatsleiter beim Auswärtigen Amt, zum Auftakt der dreitägigen Tagung. Die DAS hätten auch die Aufgabe, Werte zu vermitteln, einschließlich einer demokratischen Grundhaltung. Allerdings müssten die DAS selbstverständlich die Gesetze des jeweiligen Gastlandes beachten. Daher könne man ihnen nicht einfach deutsche Regeln vorgeben. Es gelte deshalb, so Kemmerling, „eine Balance zu finden“. Man habe den Auslandsschulen deshalb „nahegelegt“, Lehrerbeiräte zu schaffen. Guido Kemmerling betonte: Diese Beiräte funktionierten „recht gut“.

25 Prozent der Auslandsschulen ohne Lehrerbeirat

Auch Thilo Klingebiel, Geschäftsführer des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen (WDA), hält die jetzige Regelung für ausreichend. Die Mitwirkung von Lehrkräften sei bereits in Paragraph 8, Absatz 3 des Auslandsschulgesetzes verankert. Demnach ist eine DAS nur dann förderfähig, wenn sie „den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und den Lehrkräften eine angemessene Beteiligung am Schulleben sichert“.  Das Auslandsschulgesetz schreibe ferner vor, dass jeweils „das Recht des Sitzlandes“ zu beachten ist. Laut Heike Toledo, Leiterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), haben drei Viertel der weltweit 140 DAS einen Lehrerbeirat. Dieser bringe sich zum Beispiel  ein, wenn eine neue Schulleitung ausgewählt werde. Oder „wenn es um Schulentwicklung geht“.


GEW untermauert Forderung

Während der virtuellen Herbsttagung nutzten viele der 50 Teilnehmenden die Gelegenheit, per Chat zu kommentieren. Eine Lehrerin berichtete, dass an ihrer Schule der Lehrerbeirat vom Schulleiter gemobbt wurde.  „Wie sollen sich Kolleginnen und Kollegen wehren, wenn ihnen unverblümt angedroht wird, dass Verträge nicht verlängert werden oder die Kündigung folgen wird?“, fragte AGAL-Vorstandsmitglied Thomas Rosenbaum.

Lehrkräfte an Auslandsschulen sollten „ohne Angst ihre Meinung sagen können und angstfrei agieren können“, forderte der AGAL-Vorsitzende Günther Fecht. Dies sei oft nicht der Fall. Das belegten E-Mails und Telefonanrufe, die er von DAS-Lehrkräften erhalte. Auch Carmen Ludwig, beim GEW-Hauptvorstand für Internationales zuständig, verwies auf Probleme an Auslandsschulen. „Personalvertretung kann dazu beitragen, dass Konflikte vor Ort gelöst werden und nicht eskalieren“, betonte die GEW-Referentin. Mitbestimmung könne im Konfliktfall helfen, „Image-Schaden von Auslandsschulen abzuwenden“.

Auswärtiges Amt: Personalvertretung sei teuer

„Wir nehmen das ernst“, erklärte Guido Kemmerling vom AA. Er wisse von „Einzelfällen, die in der Tat besorgniserregend waren“. Betroffen seien zumeist Ortslehrkräfte. Diese Lehrkräfte sind beim Schulträger angestellt, oft unter prekären Bedingungen. Kemmerling zeigte sich überrascht, dass die GEW Mitbestimmung nur für das pädagogische Personal fordere. Vermittelte Lehrkräfte an den DAS für Personalvertretung freizustellen, sei zudem teuer. Guido Kemmerling erklärte abschließend: „Dass wir über Mindeststandards nachdenken, die diese Aspekte berücksichtigen, will ich nicht ausschließen.“

„Die Förderung von Auslandsschulen muss davon abhängig werden, dass die Schulen Lehrerpersonalräte einrichten.“ (Marlis Tepe)

Auch die Abschlussrunde griff das Thema auf. Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe fragte die ZfA-Chefin Heike Toledo: „Was passiert, wenn die Bund-Länder-Kommission bei einer Inspektion der Schulleitung schlechte Noten gibt? Wie entscheiden Sie in so einer Situation?“. Toledo antwortete: Das Ergebnis einer Schulinspektion werde „nicht personalisiert“. Es gehe „immer um die Schule als Ganzes.“ Sie verwies auf einen Fall aus der jüngeren Vergangenheit. „Da haben wir den Dienstvertrag eines Schulleiters nicht verlängert – obwohl der Schulvorstand das wollte.“ Aber dies seien „extreme Einzelfälle“. Heike Toledo räumte ein: Es müsse Strukturen geben, „dass eine Lehrkraft der Schulleitung und dem Schulvorstand nicht ausgeliefert ist“. Das werde die ZfA „aufnehmen“. Eine echte  Personalvertretung in den Gastländern einzufordern, das sei allerdings „diplomatisch sehr schwierig“. Marlis Tepe stellte klar, dass die GEW ihr Ziel weiter verfolgt: „Die Förderung von Auslandsschulen muss davon abhängig werden, dass die Schulen Lehrerpersonalräte einrichten.“