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Mangel an Lehrkräften

„Wie gehabt - nur schlimmer“

Der Lehrkräftemangel hat sich noch einmal verschärft. Bundesweit fehlten zum Start in das neue Schuljahr zwischen 20.000 und 25.000 Lehrkräfte.

Leerstelle im System: Die Kultus- und Bildungsministerien in den Ländern bilden seit Jahren zu wenig Lehrerinnen und Lehrer aus. (Foto: IMAGO/photothek)

Wie gehabt – nur schlimmer.“ Mit dieser Überschrift titelte die GEW Sachsen ihre Pressemeldung zum Schuljahresbeginn Ende August. Es gelinge nicht einmal, die altersbedingt ausscheidenden Lehrkräfte zu ersetzen, so die GEW-Landesvorsitzende Uschi Kruse – und das angesichts steigender Schülerinnen- und Schülerzahlen. Derzeit fehlt nach Berechnungen der GEW Sachsen jede zehnte Lehrkraft an öffentlichen Schulen. In Sachsen-Anhalt musste das Bildungsministerium bereits Ende 2021 auf eine Parlamentarische Anfrage hin eine Unterrichtsversorgung von lediglich 92 Prozent einräumen, dieses Jahr dürfte der Wert noch schlechter sein.

Besonders dramatisch ist es in Berlin

Besonders dramatisch sieht es in Berlin aus, wo zum laufenden Schuljahr nur noch ein knappes Drittel der neu eingestellten Lehrkräfte eine abgeschlossene Lehramtsausbildung hat. Rund 10 Prozent der Neueinstellungen sind Quereinsteigende, die berufsbegleitend nachqualifiziert werden. Über die Hälfte der eingestellten Lehrkräfte hat keine oder keine vollständige Lehramtsausbildung und wird überwiegend befristet beschäftigt. Etwa 600 Vollzeitstellen waren zum Schuljahresbeginn gänzlich unbesetzt.

Valide Zahlen für das gesamte Bundesgebiet zu bekommen, ist allerdings schwierig. Eine vorsichtige Zusammenfassung der nur lückenhaft vorliegenden Daten deutet auf 20.000 bis 25.000 Stellen hin, die nicht mit Laufbahnbewerberinnen und -bewerbern besetzt werden konnten.

Die Antwort auf die spannende Frage, wie viele Stellen durch befristete Vertretungsverträge abgedeckt werden, bleibt im Dunkeln.

Manche Zahlen eignen sich dennoch als Indikator, um zu erfassen, wie groß der Lehrkräftemangel ist: Wie viele Planstellen konnten nicht mit Laufbahnbewerberinnen und -bewerbern besetzt werden? Wie hoch ist die Zahl der Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger in den Schuldienst? Welcher Anteil an Unterrichtsstunden wird durch befristete Vertretungen abgedeckt? Das sind jedoch verwaltungsinterne Daten, die kaum zu bekommen sind.

Immerhin veröffentlicht die Kultusministerkonferenz (KMK) seit 2011 die Zahl der „durch Seiteneinsteiger besetzten Stellen“, wenn auch mit einer zeitlichen Verzögerung von neun Monaten. 2013 gab es bundesweit knapp 700 Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, der Spitzenwert lag 2018 bei 4.500, im vergangenen Jahr waren es gut 3.000. Allerdings werden auch hier nur unbefristete Einstellungen gezählt. Die Antwort auf die spannende Frage, wie viele Stellen durch befristete Vertretungsverträge abgedeckt werden, bleibt im Dunkeln.

Insbesondere im Süden und Westen der Republik beobachtet die GEW, dass es im Bereich Gymnasium mehr Bewerberinnen und Bewerber als Stellen gibt, während an anderen Schulformen viele Stellen unbesetzt bleiben. Daher ist die GEW-Forderung nach A13/E13 für alle Lehrämter unverändert richtig und wichtig, um den Lehrkräfteberuf für junge Menschen attraktiver zu machen. Die GEW begrüßt es sehr, dass sich mit Nordrhein-Westfalen das neunte Bundesland zu diesem Ziel bekennt, und macht sich für eine zügige Umsetzung durch die neue Landesregierung stark.