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Die Corona-Verschwörung – Teil 3

Was hilft gegen Corona-Leugner?

Seit einiger Zeit versammeln sich Tausende zu sogenannten „Anti-Corona-Demos“, um für schnelle Lockerungen in der Coronakrise zu demonstrieren. Was können wir dagegen tun? Teil 3 des Debattenbeitrages der GEW Studis.

In der Diskussion über den richtigen Umgang mit Verschwörungsideologien wird immer wieder hervorgehoben, wie notwendig gute politische Bildung ist. Gerade der GEW als Bildungsgewerkschaft ist das ein sehr wichtiges Anliegen. Aber man sollte differenzieren: zwischen dem harten Kern der verschwörungsgläubigen Szene und sympathisierenden Mitläufern. Überzeugte Verschwörungsideologen sind mit Argumenten und Fakten nicht zu erreichen.

Politische Bildung hat jedoch bei den Sympathisantinnen und Sympathisanten eine Chance, diese sind für Fakten und andere Ansichten (noch) empfänglich. Hier müssen Grundzüge der politischen Ordnung erklärt und Verschwörungsideologien durch immanente Kritik auseinander genommen werden. Um deutlich zu machen, wie gefährlich solche Ideologien sind, hilft auch ein Blick in die Geschichte. Dieses Bildungsprogramm darf sich aber nicht nur auf Bildungsinstitutionen wie die Schule beschränken, es muss gerade in den Betrieben, Wohnvierteln und Seniorencafés verankert werden.

Auch wir müssen unseren Anteil leisten und versuchen, Menschen in Gesprächen Raum zu geben, um ihre Ängste zu artikulieren und Fragen zu stellen. Medien müssen Verantwortung übernehmen und in einer sachlichen, verständlichen Sprache Aufklärung betreiben - auch wenn sich dies schlechter verkauft als reißerische Schlagzeilen.

Immer wichtiger wird die Schulung im Umgang mit sozialen Medien: Der Vorteil, dass alle Menschen über soziale Medien ihre Meinung einbringen können, ist auch gleichzeitig eine große Gefahr. Denn hier gelten keine Standards mehr, etwa Aussagen durch Fakten belegen zu müssen.

Gegen diese gefühlte Verlorenheit gegenüber dem bürokratischen Staatsapparat kann der weitere Ausbau der gesellschaftlichen Mitbestimmung helfen: Wenn Menschen sich nicht mehr nur regiert fühlen, sondern merken, dass ihr Engagement ausschlaggebend für ihr Leben sein kann, ändern sich auch Einstellungen und das Interesse für politische Vorgänge wächst. Die „große Politik“ muss dafür stärker bereit sein, Mitbestimmungsorganen wie Betriebs-, Personal-, Schüler-, Eltern- und Studierendenräten noch viel mehr Entscheidungsmacht zu geben – und deren Tätigkeit mehr wertschätzen, statt diese wie in der Corona-Krise zu ignorieren.

Dass es in modernen Gesellschaften ein „Unbehagen in der Kultur“ gibt, hat Sigmund Freud schon 1930 herausgearbeitet. Die Aktualität dieser These zeigt sich eindrucksvoll bei den „Hygienedemos“. Es ist unsere Aufgabe als Gewerkschaft, dieses aufzugreifen und in Bahnen zu lenken, die nicht in Paranoia und Hetze münden. Hierfür brauchen wir endlich wieder ein positives und erstrebenswertes Bild einer Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt.