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Impfpflicht für Lehrkräfte

Warum die Debatte um eine Impfpflicht die wirklichen Probleme verdeckt

Die Corona-Fallzahlen schießen in die Höhe, die Impfquote dagegen stagniert. Nun werden erneut Forderungen nach einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen laut – auch für Lehrkräfte. Doch die würde kaum etwas ändern.

Foto: GEW/Shutterstock
Foto: GEW/Shutterstock

303 – so hoch ist laut Robert Koch-Institut die aktuelle bundesweite 7-Tage-Inzidenz (Stand: 15.11.2021). 251.939 Menschen haben sich in den vergangenen 7 Tagen mit dem Coronavirus infiziert. Die Fallzahlen von Covid-19 Erkrankungen schnellen wieder in die Höhe. Der Weg aus der Pandemie ist die sogenannte Herdenimmunität, auch Gemeinschaftsschutz genannt. Über die Herdenimmunität und die dafür wichtige Impfquote wird seit Tagen wieder verstärkt in den Medien diskutiert. Was steckt dahinter und was würde es bringen, bestimmte Berufsgruppen – zum Beispiel Lehrkräfte – zu einer Impfung zu verpflichten?

Herdenimmunität wird erzielt, wenn möglichst viele durch Impfung oder Genesung immun gegen die Krankheit geworden sind, sodass sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten kann. Das Robert-Koch Institut hat für die Herdenimmunität gegen SARS-CoV-2 eine Impfquote von mindestens 85 Prozent errechnet. In Deutschland sind nach aktuellen Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit mindestens 56,1 Millionen -Menschen vollständig geimpft, das entspricht 67,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Es fehlen also noch etwa 17,5 Prozent zur Herdenimmunität. Oder besser gesagt: Noch etwa 14,54 Millionen Menschen in Deutschland benötigen zum Erreichen der Herdenimmunität einen vollständigen Impfschutz.

„Die Debatte über eine Impfpflicht in den Schulen zu führen, geht an der Realität vorbei.“ (Maike Finnern)

Zum Vergleich: 95 Prozent der Lehrkräfte an Schulen sind laut einer Erhebung zur Impfquote der Robert-Bosch Stiftung im Rahmen des Schulbarometers vollständig geimpft. „Die Debatte über eine Impfpflicht in den Schulen zu führen, geht an der Realität vorbei“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Montag im Hessischen Rundfunk. Die Lehrkräfte wurden zu Beginn der Impfungen im Frühling priorisiert. Die überwältigende Mehrheit der Lehrkräfte hat das Angebot angenommen und sich impfen lassen. „Die Impfquote von 95 Prozent bei Lehrkräften zeigt, dass Pädagoginnen und Pädagogen Verantwortung übernehmen – und alle Diskussionen über eine Impfpflicht von Lehrkräften an den Problemen vorbeigehen“, sagte Finnern weiter. „Den Lehrkräften, die bereits geimpft sind, muss jetzt so schnell und unbürokratisch wie möglich, das Angebot einer Booster-Impfung gemacht werden.“ Was also bringt die Debatte um eine Impfpflicht für Lehrkräfte?

Es fehlen an vielen Schulen immer noch Luftfilter.

Das statistische Bundesamt gibt an, dass in Deutschland etwas mehr als 790.000 Lehrkräfte unterrichten. Da bereits 95 Prozent von ihnen vollständig geimpft sind, bleiben noch etwa 39.500 Lehrkräfte, für die eine Impfpflicht gelten würde. Das sind 0,27 Prozent der noch fehlenden 14,54 Millionen Geimpften. Von dieser Gruppe müssen zudem noch diejenigen Lehrkräfte abgezogen werden, die aus medizinischen/gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. „Es bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Forderung nach einer Impfpflicht für Lehrkräfte verdeckt die wirklichen Probleme an Schulen“, sagte GEW-Chefin Finnern. Sie machte sich erneut dafür stark, die Schulen besser auszustatten. „Leider sind zu viele Schulen immer noch nicht ausreichend auf die Coronapandemie vorbereitet. Es fehlen an vielen Schulen immer noch Luftfilter. Auch wenn es an einigen Schulen nun Filtergräte gibt, sind es insgesamt noch viel zu wenige“, kritisierte GEW-Chefin Finnern.

Schulen sollen geöffnet bleiben

Die GEW wolle, dass die Schulen geöffnet bleiben. „Gerade deshalb, das zeigt die aktuell steigende Zahl der Infektionen in Schulen, müssen die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz weiter strikt beachtet werden. Dazu zählen nach wie vor die AHA-Regeln, regelmäßige Tests, der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen an den Schulen – eingebettet in vorhandene Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte“, so Finnern.