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Tarifrunde Bund und Kommunen 2025

Warnstreikwelle vor der zweiten Tarifrunde

Nachdem die Arbeitgeber beim ersten Tariftreffen am 24. Januar in Potsdam kein Angebot vorgelegt hatten, wird am Montag und Dienstag weiterverhandelt. Unterdessen fanden diese Woche in vielen Ländern wieder Warnstreiks statt.

Überschattet werden die Warnstreiks und die Tarifverhandlungen von dem islamistischen Anschlag auf einen Demonstrationszug unserer Schwestergewerkschaft ver.di am 13.2. in München. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Die GEW ist bestürzt und steht solidarisch an der Seite der Kolleg*innen von ver.di.

Vor dem zweiten Treffen in der Tarifrunde öffentlicher Dienst (TVöD) 2025 sind nochmal tausende Beschäftigte für ihre Forderungen nach mehr Geld und mehr Freizeit auf die Straße gegangen. 

„Ein guter Abschluss ist notwendig, um neue Fachkräfte für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, dem bundesweit etwa 500.000 Beschäftigte fehlen.“ (Farina Semler)

In Baden-Württemberg streikten am Donnerstag rund 7.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen, darunter viele Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen. „Ein guter Abschluss ist notwendig, um neue Fachkräfte für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, dem bundesweit etwa 500.000 Beschäftigte fehlen“, sagte die stellvertretende Landesvorsitzende Farina Semler beim Streik in Stuttgart.

GEW-Landeschefin Monika Stein betonte: „Wir wissen, dass jeder Tag, an dem Kitas geschlossen sind, für Kinder und Eltern eine Herausforderung ist. Wenn aber Kitas dauerhaft ihre Öffnungszeiten reduzieren müssen, ist das viel schwieriger. Ein guter Tarifabschluss nützt auch den Eltern. Dann können wir mehr Personal gewinnen und mit Entlastungsmaßnahmen werden weniger Kolleg*innen krank oder verlassen ganz den Beruf.“

In den Tarifverhandlungen mit dem Bund und den Kommunen fordern die Gewerkschaften kräftige Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten sowie wirksame Maßnahmen zur Entlastung:

  • 8 Prozent mehr Gehalt – mindestens 350 Euro
  • höhere Zuschläge für Überstunden und besondere Arbeitszeiten
  • drei zusätzliche freie Tage pro Jahr
  • ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen
  • einen weiteren freien Tag pro Jahr für Mitglieder
  • eine Wiederaktivierung der Regelungen zur Altersteilzeit

Damit der öffentliche Dienst attraktiv bleibt, müssen die Gehälter rauf und die Arbeitsbedingungen stimmen. Die Beschäftigten haben immer noch an der Belastung durch die hohe Inflation zu knabbern. Gerade im Sozial- und Erziehungsdienst gibt es bundesweit einen großen Fachkräftemangel. Um für junge Fachkräfte attraktiv zu sein, brauchen wir dringend wirksame Entlastung, damit die Kolleginnen und Kollegen gesund bis zur Rente arbeiten können.

„Durch die vielen nicht besetzten Stellen werden die arbeitenden Kolleg*innen stark unter Druck gesetzt. Dabei sind sie es, die unsere Gesellschaft am Laufen halten.“ (Tilo Hartmann)

In Frankfurt legten am Mittwoch rund 5.500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen in Hessen die Arbeit nieder. Aufgerufen waren die Kommunalbeschäftigten aus Frankfurt und den Kommunen der angrenzenden Kreise, außerdem die Beschäftigten des AWO-Kreisverbands Frankfurt und der AWO Hessen Süd. 

Der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, sagte: „Durch die vielen nicht besetzten Stellen werden die arbeitenden Kolleg*innen stark unter Druck gesetzt. Dabei sind sie es, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben deshalb eine bessere Bezahlung und mehr freie Zeit verdient.“

In Leipzig folgten am Mittwoch rund 800 Beschäftigte der Stadt Leipzig dem Aufruf der Gewerkschaften zum Warnstreik. Pädagogische Fachkräfte aus dem städtischen Betrieb Behindertenhilfe (SEB) und dem Verbund Kommunaler Kinder- und Jugendhilfe (VKKJ) sowie weiteren Bereichen der Stadtverwaltung versammelten sich zu einer gemeinsamen Streikkundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz.

Hunderte Streikende in weiteren Bundesländern

Im bayerischen Kösching gingen rund 300 Kolleg*innen in den Ausstand. GEW-Gewerkschaftssekretärin Gabriele Albrecht-Thum betonte in ihrer Rede die Notwendigkeit von Entgeltsteigerungen im Volumen von 8 Prozent, mindestens aber 350 Euro. Die stellvertretende Vorsitzende der GEW Oberbayern, Andrea Oberhofer, warb dafür, sich durch eine Gewerkschaftsmitgliedschaft auch zwischen den Tarifrunden für bessere Bedingungen in der Bildung starkzumachen.

In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt wurde am 11. Februar ganztägig gestreikt. Nach einer Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz zogen die Streikenden Richtung Anger, wo die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum eine Rede hielt. 

Arbeitskämpfe gab es in dieser Woche auch in Calw und Tübingen (Baden-Württemberg), Erlangen (Bayern), Wiesbaden, Offenbach und Gießen (Hessen) sowie dem Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

Insgesamt drei Verhandlungsrunden

In der Tarifrunde wird für rund 2,5 Millionen Tarif-Beschäftigte verhandelt, die im öffentlichen Dienst beim Bund und in den Kommunen arbeiten. In der GEW gilt das beispielsweise für Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen sowie Sozialpädagog*innen.

Verhandlungsauftakt war am 24. Januar 2025 in Berlin. Die zweite Runde ist für den 17./18. Februar in Potsdam geplant, die dritte Runde soll vom 14. bis 16. März stattfinden, ebenfalls in Potsdam.