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Warnstreiks erreichen vorläufigen Höhepunkt: 100.000 legen Arbeit nieder

104.000 im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigte haben sich am Donnerstag an den Warnstreiks beteiligt. Damit erreichte die zweite Warnstreikwoche, in der somit bereits mehr als 200.000 Kolleginnen und Kollegen die Arbeit nieder gelegt haben, ihren vorläufigen Höhepunkt. Im Zentrum der Warnstreiks stand heute Nordrhein-Westfalen.

Fotos: Bert Butzke, Claus Scharschuch, Jens Kastner, GEW

Allein in Nordrhein-Westfalen legten in Dortmund, Köln, Duisburg und Bielefeld 60.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. In Dresden kamen 12.000 Kolleginnen und Kollegen zur Kundgebung. Landesweit blieben in Sachsen über 250 Kitas geschlossen, allein in Dresden 110. Kiel meldete 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demonstration. In Hamburg beteiligten sich über 3.000 Beschäftigte an den Aktionen der Gewerkschaften, in Schwerin mehr als 1.000. In Baden-Württemberg streikten 8.000 Kolleginnen und Kollegen, in Magdeburg und Halle waren es gut 1.000.

Aus dem Organisationsbereich der GEW beteiligten sich tausende Erzieherinnen und Erzieher sowie viele Sozialarbeiter an den Aktivitäten."Mit ihren Aktionen haben die Beschäftigten ein klares Zeichen gesetzt. Sie erwarten, dass sich die Arbeitgeber bewegen und als Verhandlungsergebnis eine deutliche Steigerung der Gehälter herauskommt", sagte GEW-Vorstandsmitglied und Tarifexperte Andreas Gehrke am Donnerstag in Frankfurt.

Gehrke unterstrich, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gegenüber der Wirtschaft in der Gehaltsentwicklung weiterhin Nachholbedarf hätten. Auch aus diesem Grund habe der öffentliche Dienst in vielen Bereichen wie bei den Erzieherinnen und Erziehern große Probleme, ausreichend gut qualifizierte Fachkräfte und Nachwuchs zu gewinnen. "Diese Berufe müssen besser bezahlt werden, um sie attraktiver zu machen. Wir müssen finanzielle Anreize setzen, damit sich mehr junge Menschen für soziale Berufe entscheiden", betonte Gehrke. "Für viele Erzieherinnen, die in Teilzeit arbeiten müssen und oft befristete Verträge haben, gilt: kein Auskommen mit dem Einkommen. In der vergangenen Woche hat das Statistische Bundesamt gemeldet, dass die Steuerquellen sprudeln. Die Beschäftigten haben ein Recht darauf, ihren Anteil an dieser positiven Entwicklung zu erhalten."

Brauchen ein neues Finanzierungssystem von Bund, Ländern und Kommunen

GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke, verantwortlich für Jugendhilfe und Sozialarbeit, sagte während der Kundgebung in Dresden: "Das starke Signal von Dresden wird in Potsdam ankommen. Wir brauchen ein neues Finanzierungssystem von Bund, Ländern und Kommunen, um überall in Deutschland gleiche Lebensverhältnisse zu sichern. Die hohe Qualität der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder ist der Verdienst der Erzieherinnen, deshalb haben sie ein Recht auf gute Bezahlung".

Die Gewerkschaften ver.di, GEW und GdP sowie die Tarifunion des dbb verlangen 100 Euro Sockelbetrag und 3,5 Prozent mehr Gehalt für die rund 2,1 Millionen bei Bund und Kommunen Beschäftigten sowie die zeit- und inhaltsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamtinnen und Beamten. Die dritte und letzte Verhandlungsrunde findet am 31. März/1. April in Potsdam statt.