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Feministische Zeitpolitik

Wandel ist weiblich

Zeit, Geld, Infrastruktur sind die entscheidenden Stellschrauben einer erfolgreichen Politik der Umverteilung von Sorgearbeit, für bessere Erwerbschancen der Frauen, ein entspannteres Familienleben und die Bildungschancen der Kinder.

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Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der GEW, Arbeitsbereich Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik (Foto: GEW)

Wir sprechen davon, Sorgearbeit umzuverteilen, und nicht mehr von der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn die Vereinbarkeitsfalle kennen wir mittlerweile zur Genüge: Die Risiken tragen Frauen im Lebensverlauf, sie haben geringere Aufstiegschancen im Beruf, geringere Einkommen und geringere Renten, wenn sie die Hauptverantwortung für die Sorgearbeit übernehmen. Je mehr Sorgearbeit Frauen übernehmen, desto weniger Zeit bleibt ihnen, ein auskömmliches eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Viele junge Menschen erwarten heute, dass sie nicht nur gleichberechtigt im Berufsleben tätig werden können, sondern auch, dass der Beruf das Private nicht vollständig dominiert.

Väter besonders in den Blick nehmen

Ziel ist es, Erwerbs- und Sorgearbeit besser zu verbinden, die Sorgearbeit partnerschaftlich über den Lebensverlauf hinweg zu teilen. Der Weg dorthin liegt in Zeit, Geld, Infrastruktur: kürzere Erwerbsarbeitszeiten, befristete Auszeiten vom Job oder vorübergehende Reduzierung der Wochenarbeitszeit, bezahlte Eltern- und Pflegezeit, der Ausbau der Pflegeinfrastruktur, haushaltsnahe Dienstleistungen. Bei der Weiterentwicklung von Elternzeit und Elterngeld sind Väter besonders in den Blick zu nehmen. Je früher sie Verantwortung in der Kinderbetreuung übernehmen und in der Elternzeit auch ein paar Monate mit ihren Kindern allein zu Hause sind, desto eher werden sie auf Dauer zu aktiven Vätern. Und wenn mehr und mehr Väter sich von Anfang an in der Familie engagieren, wird auch am Arbeitsplatz klar, dass Väter nach der Geburt eines Kindes zunächst nicht verfügbar sind oder auch weniger als bisher arbeiten möchten. Das wäre auch ein Beitrag dazu, dass Elternschaft mittelfristig kein Karrierehemmnis mehr ist.

Ganztag ausbauen

Zur Infrastruktur gehört auch der Ausbau des Ganztags sowie ausreichend Bildungs- und Betreuungsangebote für die Kleinsten und Schulkinder. Ganztagsangebote verbessern Bildungschancen und leisten einen Beitrag, der sozialen Spaltung der Gesellschaft zu begegnen. Der Bildungsauftrag steht für die GEW im Vordergrund, ob in Kita oder Ganztagsgrundschule. Ganztagsbildungsangebote erleichtern Eltern, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen; wichtige Voraussetzung für Eltern ist, dass die Qualität stimmt. Der Einsatz der GEW für gute Qualität und gute Arbeitsbedingungen im Ganztag ist also auch ein Beitrag zur feministischen Zeitpolitik.