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Jahresbericht 2021 von jugendschutz.net

Vorsorge zum Schutz auf vielen Plattformen nicht ausreichend

Im Netz gibt es immer mehr Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. In beliebten Spielen werden manipulative Designs zur Falle. Viele Betreiber von Onlineangeboten kümmern sich zu wenig um den Schutz Minderjähriger.

Wenn junge Menschen beliebte Internetdienste nutzen, sind sie schnell gefährlichen Inhalten ausgesetzt. (Foto: Pixabay / CC0)

Viele Betreiber beliebter Onlineangebote treffen keine ausreichenden Vorsorgemaßnahmen, um Minderjährige gut zu schützen. Zu diesem Ergebnis kommt jugendschutz.net in seinem Jahresbericht 2021.

In Kurzvideos bei TikTok und Instagram, Mitmach-Challenges und Funktionen wie Livestreaming lauerten Gefahren wie extremistische Hetze, Anmache oder Gewaltinhalte, sagte der Leiter von jugendschutz.net, Stefan Glaser. „Wir stoßen bei unseren Recherchen immer wieder auf Fälle, in denen Tötungsvideos verbreitet werden. In beliebten Formaten wie Let’s Play-Videos werden Chats für Hassbeiträge und zur Beeinflussung mit antidemokratischen Verschwörungsideologien instrumentalisiert.“ Auch Bilder und Videos von Missbrauchshandlungen an Minderjährigen würden massenhaft online geteilt und vervielfältigt, vor allem über Filehoster.

Sexualisierte Gewalt stark verbreitet

2021 bearbeitete jugendschutz.net insgesamt 6.865 Verstoßfälle (2020: 5.056). 58 Prozent waren thematisch sexualisierter Gewalt zuzuordnen. Politischer Extremismus folgte mit 15 Prozent. Auf Pornografie entfielen 14 Prozent, auf Selbstgefährdung 6 Prozent, auf Gewalt 5 Prozent und auf Cybermobbing 2 Prozent. 132 Fälle gab jugendschutz.net zur Einleitung von Aufsichtsverfahren, 385 weitere zur Anregung einer Indizierung an die Kommission für Jugendmedienschutz ab. Bei 84 Prozent aller Fälle waren die Verstöße zum Jahresende beseitigt.

Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) betonte: „Wir dürfen nicht nachlassen, für mehr Sicherheit und Schutz von unseren Kindern im Netz zu sorgen.“ Mit dem im vergangenen Jahr in Kraft getretenen reformierten Jugendschutzgesetz würden große Onlineanbieter erstmals verpflichtet, Kinder und Jugendliche vor Interaktionsrisiken zu bewahren. 

Moderne Technologie stärker nutzen

Die für den Jugendschutz der Länder federführend zuständige rheinland-pfälzische Jugendministerin Katharina Binz (Grüne) forderte, Eltern und Heranwachsende gleichermaßen über die Mechanismen digitaler Angebote aufzuklären. Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Jan Eumann, verwies darauf, dass es vielen Diensten schon an einer verlässlichen Altersprüfung fehle, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Moderne Techniken wie maschinelles Lernen würden noch zu selten für den Jugendschutz eingesetzt.

Jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können.