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Vertretungslehrkräfte geben 458.000 Unterrichtstunden

Rund jede zehnte Unterrichtsstunde in Berlin wird von VertretungslehrerInnen erteilt. Diese erhalten oft extrem kurz befristete Arbeitsverträge und werden deutlich schlechter bezahlt als andere Lehrkräfte.

Im Schuljahr 2014/15 konnten laut Berliner Senatsverwaltung 10,8 Prozent aller Schulstunden nicht regulär gehalten werden – 8,8 Prozent wurden vertreten, 2 Prozent fielen komplett aus. Die statistischen Werte sind seit Jahren stabil. Würde die Personalausstattung an den Schulen generell mindestens 110 Prozent des Bedarfs betragen, könnte man den Vertretungsbedarf kompensieren und sich den bürokratischen Aufwand mit dem PKB-System sparen, sagt der Leiter des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW Berlin, Udo Mertens.

PKB steht für Personalkostenbudgetierung – über dieses System organisieren die Berliner Schulen selbstständig die Vertretung längerfristig ausfallender KollegInnen. Der Senat stellt ihnen dafür zusätzlich Geld zur Verfügung. Laut Senatsverwaltung wurden im vergangenen Jahr rund 3 700 Vertretungsverträge mit einem Umfang von annähernd 458 000 Unterrichtstunden abgeschlossen.

Von einer „belastenden Situation für die Beschäftigten“ spricht Christoph Wälz vom Schulpersonalrat des Bezirks Pankow. Er hat 2013 zusammen mit Betroffenen die PKB-Initiative in der Berliner GEW ins Leben gerufen, nachdem immer deutlicher geworden war, dass das PKB-System für viele zu einer Beschäftigungsfalle wird. Vereinzelt seien KollegInnen sechs oder sieben Jahre lang als Vertretungskraft eingesetzt worden, ohne jede Aussicht, sich weiterzuqualifizieren. Die GEW-Initiative löste sich 2014 auf, als der Senat ein Quereinsteigerprogramm startete. Das Problem der prekären Beschäftigung sei damit aber noch nicht aus der Welt. Für den Senat sei es nach wie vor „finanziell attraktiv, über das PKB-System Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung befristet einzustellen“.

Dass es auch anders geht, zeigt Schleswig-Holstein. Dort dürfen Schulen Mittel aus dem Vertretungsfonds für unbefristete Einstellungen nutzen; Aushilfslehrkräfte können daher nach zwei Jahren auf eine Planstelle wechseln. Ähnliches fordert die Berliner GEW im aktuellen Tarifstreit mit dem Senat. PädagogInnen ohne volle Lehrausbildung sollen mit ausgebildeten Lehrkräften gleichgestellt werden, wenn sie mindestens zwei Jahre an einer Schule unterrichtet haben.

Der komplette Artikel von Jürgen Amendt ist in der Maiausgabe der "E&W" abgedruckt.