Zum Inhalt springen

Verträge mit Verfallsdatum

In der Zentrale des Goethe-Instituts und an den Goethe-Instituten in Deutschland begegnet man vielen jungen neuen Kolleginnen und Kollegen. Diese auf den ersten Blick positive Entwicklung ist auf den zweiten Blick äußerst problematisch: Neue Verträge sind grundsätzlich befristet!

Möglich macht dies das Teilzeit- und Befristungsgesetz, das drei sachgrundlose Befristungen innerhalb von zwei Jahren zulässt. Der alte Rechtsgrundsatz, dass befristete Arbeitsverträge nicht ohne Begründung geschlossen werden durften, wurde so ausgehebelt. Insgesamt, so meldet das Statistische Bundesamt, hat inzwischen jeder elfte Vertrag ein Verfallsdatum. Besonders betroffen sind Frauen und junge Arbeitnehmer.

Nicht nur für die Betroffenen selbst ist die Befristungspraxis problematisch, auch die Kolleginnen und Kollegen, die mit den Betroffenen im Team arbeiten, bedeuten die Befristungen besondere Belastungen. Durch ständigen Wechsel auf den vorhandenen Stellen, immer wieder neuen Einarbeitungsbedarf, wird die kontinuierliche Arbeit eines Teams durch Reibungsverluste und Unruhe behindert und zerstört. Auch für Leitungen an GID's oder einer Arbeitseinheit in der Zentrale ist die Befristungsproblematik durch immer wieder neue Personalauswahl und das zähe Ringen mit übergeordneten Arbeitseinheiten um eine eventuelle Verlängerung bzw. Entfristung eine zusätzliche Belastung.

Am problematischsten sind die Befristungen jedoch für die Betroffenen selbst: Immer wieder neue Bewerbungen schreiben, immer wieder Angst vor Arbeitslosigkeit. Auch die persönliche Lebensperspektive wird durch eine "Befristungskarriere" bestimmt. Wer gründet schon eine Familie in München, wenn der nächste befristete Vertrag möglicherweise nur in Berlin zu ergattern ist? Durch übergroßes Engagement in der aktuell ausgeübten Tätigkeit versuchen viele befristet Beschäftigte die Chancen auf Dauerbeschäftigung zu verbessern. Dass dabei das Engagement für die Arbeitnehmerinteressenvertretung zu kurz kommt, egal ob im Betriebsrat oder in der Gewerkschaft, wundert nicht.

Diese Situation muss sich ändern! Deshalb fordert die GEW die Besetzung von Dauerarbeitsplätzen mit unbefristet Beschäftigten! Junge Menschen brauchen eine Perspektive auch im Goethe-Institut. Davon profitieren alle: Die jungen Kolleginnen und Kollegen, die "Stammbelegschaft" und nicht zuletzt das Goethe-Institut selbst!