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Multiprofessionelle Teams

Verschieden – gleich – gemeinsam

Ob Ganztag, Inklusion oder individuelle Förderung: Die vielen Anforderungen an Bildungseinrichtungen lassen sich nur durch verschiedene Kompetenzen und Sichtweisen meistern. Die Idee: multiprofessionelle Teams.

Auf einer zweitätigen GEW-Tagung in Kassel mit knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass Kitas und Schulen den Herausforderungen nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Professionen gerecht werden können. Seit Jahren arbeiten Pädagoginnen und Pädagogen aus Schule, Jugendhilfe und Sozialarbeit zusammen. Nicht immer reibungsfrei. In Stresssituationen knirsche es ab und zu, berichtete GEW-Schulexpertin und Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann. Deshalb sei es wichtig, an einem gegenseitigen Verständnis zu arbeiten, „zum Wohle der Kinder“. Ob Ganztag, Inklusion oder individuelle Förderung: Die vielen Anforderungen an Bildungseinrichtungen ließen sich nur durch verschiedene Kompetenzen und Sichtweisen meistern, sagte Hoffmann. „Das Zauberwort lautet: multiprofessionelle Teams.“ Ziel der GEW-Konferenz am 25. und 26. Januar war es, den Austausch zu fördern – und gemeinsame Perspektiven zu stärken. „Damit die Zusammenarbeit gelingt, braucht es einen gemeinsamen Kompass“, so die Gewerkschafterin.

Professorin Andrea Platte von der Technischen Hochschule Köln warnte davor, den Fokus zu sehr auf die Unterschiede zu richten. Viel wichtiger wäre ihrer Meinung nach, das Gemeinschaftliche zu fördern. Eine gute Hilfestellung sei der „Index für Inklusion“: Der Leitfaden biete dem Kollegium eine gute Möglichkeit, um ins Gespräch zu kommen und mit einer Bestandsaufnahme zu beginnen. Eine Frage lautet zum Beispiel: „Zeigen Mitglieder des Schulpersonals echtes Interesse an neuen Kolleginnen und Kollegen und daran, was sie zur Schule beitragen können?“

Referentin Rosa Anna Ferdigg von der Freien Universität Bozen zeigte auf, welches „komplexe Geflecht“ an Kooperationen notwendig sei, damit die inklusiven Schulen in Südtirol – einer autonomen Provinz in Italien – funktionieren. Dort wurden 1977 alle Sonderschulen abgeschafft. Die Folge: „Schule muss sich ans Kind anpassen“, sagt Ferdigg, „und alles möglich machen.“ So eine Aufgabe könne nicht von einzelnen Lehrkräften in geschlossenen Klassenzimmern bewältigt werden. Doch die multiprofessionelle Zusammenarbeit sei eine große Herausforderung, gibt Ferdigg zu bedenken. Eine Kooperation, „die über bloße Arbeitsteilung hinausgeht“, müsse höchst anspruchsvoll entwickelt werden. Dafür brauche es viel Mühe und Langfristigkeit.