Dieser Tage werden an viele Grundschulen im Bundesgebiet wieder Vergleichsarbeiten in Form von Tests durchgeführt. Diese sollen flächendeckend und jahrgangsbezogen untersuchen, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben.
„Die meisten Lehrkräfte sehen in den derzeit durchgeführten Vergleichsarbeiten an Grundschulen eine Zusatzbelastung ohne einen Mehrwert für den eigenen Unterricht und den Umgang mit der sozialen Realität an den Schulen“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Schulen anlässlich des diesjährigen Durchgangs der Vergleichsarbeiten in der dritten Jahrgangsstufe der Grundschulen (VERA-3). Da die Vergleichsarbeiten die soziale Realität in den Schulen zu wenig in den Blick nähmen, würden sie oft als reines Kontrollinstrument und nicht als Unterstützung der eigenen Arbeit gesehen, ergänzte die Schulexpertin.
Die Umsetzung landesweiter Vergleichsarbeiten in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland ist Teil der Gesamtstrategie, die die Kultusministerkonferenz (KMK) 2006 zum Bildungsmonitoring verabschiedet hat. Ziel des Bildungsmonitoring ist, die Kompetenzorientierung im Bildungssystem zu stärken. Die KMK verbindet mit den VerA-Untersuchungen auch das Ziel, Schulentwicklungen anzustoßen. Ob diese KMK-Ziele mit VerA erreicht werden können, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht worden.
Eine zentrale Zukunftsaufgabe von Schule ist es jedoch, professionell mit der Vielfalt der Kinder und Jugendlichen umzugehen und Kindern mit Behinderungen, aus Armutsverhältnissen sowie geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die bestmögliche Bildung zu bieten. Leider gehen die VERA-Vergleichsuntersuchungen weiterhin an diesem Ziel vorbei. Sie beschreiben lediglich, ob die Bildungsstandards erreicht wurden, bieten keinerlei Hinweise für die inklusive Unterrichtsentwicklung und keine Unterstützung für die individuelle Beurteilung der Leistungen. Diese ist aber notwendig, um jalle Schülerinnen und Schüler in der individuellen Lernentwicklung zu unterstützen. Auch die offiziellen Ziele der VerA-Tests – die Entwicklung und Qualitätsverbesserung der Schulen – werde verfehlt.
Die GEW fordert aus diesem Grund die Kultusministerkonferenz auf umzusteuern: weg von der Dominanz flächendeckender, standardisierter Tests hin zu Stichprobentests und einem Repertoire von flexiblen Evaluationsinstrumenten und Aufgaben, die alltagstauglich und nachhaltig und den Lehrkräften eine wirkliche Hilfe bei der individuellen Förderung sind. Hierbei sollten auch Fragen der Antidiskriminierung, der LehrerInnenbildung sowie der Rahmenbedingungen für das Lernen einbezogen werden. Zentral ist und bleibt jedoch, dass die Schulen Zeit und Ressourcen für Maßnahmen haben, ihre Schule und die individuelle Förderung weiter zu entwickeln.
Der diesjährige Erhebungsdurchgang in Mathematik und Deutsch an Grundschulen läuft noch bis zum 3. Mai. Allen Schulen, die VerA trotz der Konstruktionsfehler gemeinsam reflektieren und die Tests zumindest möglichst ohne Schaden durchführen wollen, verweist die GEW auf die "Empfehlungen zu VerA 2016" des Grundschulverbands.