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Umfrage nach Veranstaltung „Werbung in der Schule“

Verdeckte Einflussnahme auf Inhalte befürchtet

Obwohl bildungspolitisch Einigkeit darüber herrscht, dass Werbung gewinnorientierter Unternehmen nichts an Schulen zu suchen hat, sind Wirtschaftsakteure im Klassenzimmer sehr aktiv. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat sich umgehört.

Unternehmen nutzen Schulen, um ihre Marke dort zu platzieren und damit die junge Zielgruppe schon früh zu beeinflussen. (Foto: Pixabay / CC0)

Im Anschluss an die Veranstaltung „Werbung in der Schule“ hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Teilnehmenden online zu ihren eigenen Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema befragt. Ein Ergebnis: Für 20 von 57 Befragten überwiegen eindeutig die Nachteile der Wirtschaftsaktivitäten in der Schule. Als Nachteile werden vor allem verdeckte Einflussnahme auf Bildungsprozesse und -inhalte, kritische Einordnung und Filterung von Informationen sowie Markenprägung am Bildungsort Schule genannt.

Zudem berichtete ein Drittel der Befragten (17 von 57 Befragten) von einer Zunahme von Werbung in der Schule während der Coronapandemie und des digitalen Fernunterrichts. Die meisten Befragten (36 von 57 Befragten) sehen die Aktivitäten von Wirtschaftsakteuren in Schulen eindeutig oder mindestens teilweise als Lückenfüller bei finanziellen Engpässen oder fehlendem Bildungsmaterial.

Transparenzregister erforderlich

Mehrheitlich (40 bis 48) stimmten die Befragten in der anonymen und nicht repräsentativen Umfrage den Forderungen des vzbv zu. Diese lauten:

  1. Die Kultusministerkonferenz (KMK) muss handeln, um Standards für einen wirtschaftsinteressenfreien Lernort Schule zu etablieren.
  2. Die Schulgesetze und Regelungen in den Bundesländern müssen nachgebessert werden.
  3. Die Aktivitäten von Wirtschaftsakteuren müssen über ein Transparenzregister offengelegt werden.
  4. Verpflichtende Aus- und Fortbildungsangebote für Pädagoginnen und Pädagogen von öffentlicher Seite müssen angeboten werden, damit diese sich mit Einflussnahme durch Wirtschaftsakteure an Schulen auseinandersetzen können.
  5. Unternehmen sollten über ihre Spenden in eigenen Medien sprechen – aber damit keine „Werbefläche“ in Schulen kaufen dürfen

US-Konzerne in den Startlöchern

Durch den Digitalpakt Schule könnten gewinnorientierte Unternehmen nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlers Tim Engartner noch stärker in die Klassenzimmer vordringen und ihren Einfluss ausbauen. Mit Apple, Samsung und Microsoft träten sehr wirkmächtige US-Konzerne auf den Plan, warnte der Direktor der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei der Onlineveranstaltung „Werbung in der Schule – Wie Wirtschaft das Klassenzimmer erobert“.