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Film des Monats

Universelle Geschichte über Leistungsdruck und Ausbeutung

In „Sorry We Missed You“ thematisiert Ken Loach erneut die Missstände unserer modernen Welt. Am Beispiel eines selbstständigen Kurierfahrers erzähl er von Leistungsdruck und Ausbeutung - aber auch Kampfgeist und Zusammenhalt.

Ricky, Abby und ihre zwei Kinder leben in Newcastle. Sie sind eine starke, liebevolle Familie, in der jeder für den anderen einsteht. Während Ricky sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, arbeitet Abby als Altenpflegerin. Egal, wie sehr die beiden sich jedoch anstrengen, wissen sie, dass sie niemals unabhängig sein oder ihr eigenes Haus haben werden. Doch dann heißt es: Jetzt oder nie.

Die zunehmende Digitalisierung scheint Ricky eine Chance zu bieten, und Abby und er setzen alles auf eine Karte: Sie verkauft ihr Auto, damit Ricky sich einen Lieferwagen leisten und als selbständiger Kurierfahrer durchstarten kann. Doch der Preis für Rickys Selbstständigkeit erweist sich als wesentlich höher als gedacht. Die Familie muss enger zusammenrücken und um ihren Zusammenhalt kämpfen.

Missstände der modernen Welt

Ken Loachs neues Sozialdrama „Sorry We Missed You“ (Kinostart 30. Januar 2020), das im Wettbewerb des 72. Filmfestivals in Cannes uraufgeführt wurde, erzählt eine universelle Geschichte über Leistungsdruck und Ausbeutung, über Pflegenotstand und Nächstenliebe, über Kampfgeist und Zusammenhalt. Damit thematisieren der britische Regisseur und sein Drehbuchautor Paul Laverty erneut die Missstände unserer modernen Welt.  

Loach selbst sagt über seinen Film, bei den Recherchen für sein vorheriges Werk „Ich, Daniel Blake“ habe er Essensausgaben besucht. „Dabei wurde uns erst so richtig klar, wie viele der Menschen, die dorthin kommen, eigentlich ‘Arbeit’ haben. Teilzeitarbeit, kleine Jobs, Zeitarbeit, Ich-AGs, Provisionsjobs, oft so schlecht bezahlt und auf eigenes Risiko, dass es nicht fürs Leben reicht. Das ist eine neue Form der Ausbeutung.“  Die sogenannte Gig Economy mit Honoraraufträgen, Kleinjobs oder Beschäftigung über Agenturen sei danach immer wieder und immer häufiger in den Gesprächen mit Laverty aufgetaucht. Daraus habe sich Stück für Stück die Idee für „Sorry We Missed You“ entwickelt. 

Unterrichtsmaterialien

Kinofenster.de wählte das Drama zum Film des Monats Februar und bietet neben einer Kritik ein Interview mit dem Sozialwissenschaftler Stefan Sell an, der erklärt, warum auch in Deutschland Paketboten und andere selbständige Dienstleister unter prekären Bedingungen arbeiten. Außerdem gibt es einen Hintergrund zu Loach, der sich seit Jahrzehnten in seinen Spielfilmen der Arbeitssituation der Working Class in seiner Heimat England, aber auch über die Grenzen hinweg widmet. Darüber hinaus werden ein Arbeitsblatt mit Aufgaben zum Film für die Fächer Deutsch, Englisch, Ethik, Sozialkunde, Geografie und Politik ab Klasse 8 sowie Anregungen für die außerschulische Filmarbeit mit „Sorry We Missed You“ zur Verfügung gestellt.