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Reallohnentwicklung

Teilzeiteffekt verzerrt Berechnungen

Das Buch „Irrtum und Wahrheit über die Reallohnentwicklung seit 1990“ erläutert: Die Reallöhne seien in den vergangenen Jahren nicht gesunken, sondern gestiegen. Gegenteilige Aussagen beruhen ihm zufolge auf statistisch-methodischen Fehlern.

Der Finanzexperte Hartmut Görgens weist Aussagen wissenschaftlicher Publikationen und der Bundesregierung zurück, die Reallöhne der Arbeitnehmer seien heute nicht höher als vor 20 oder 25 Jahren – die unteren 40 Prozent der realen Stundenlöhne seien sogar deutlich gesunken. Diese Aussagen sind Görgens zufolge falsch, wie er in seinem Buch „Irrtum und Wahrheit über die Reallohnentwicklung seit 1990: Gegen den Mythos einer jahrzehntelangen Reallohnstagnation“ erläutert. 

Sie beruhen demnach auf statistisch-methodischen Fehlern bei der Bildung von Zeitreihen und auf Fehlinterpretationen von Daten. Görgens argumentiert, dass die Zeitreihen durch die rasant gestiegene Zahl der Teilzeitbeschäftigten der vergangenen Jahrzehnte massiv verzerrt seien, da deren niedrigere Verdienste den gesamtwirtschaftlichen Durchschnittslohn nach unten drückten, selbst wenn die Löhne aller Beschäftigten erhöht würden. Der Autor entwickelte ein Verfahren, mit dem dieser negative Teilzeiteffekt ausgeschaltet werden kann. Danach ergibt sich eine deutliche Steigerung der Realverdienste, auch die Aussage, die unteren Löhne seien sogar gesunken, bestätigt sich nicht.

Görgens studierte Volkswirtschaftslehre und war danach wissenschaftlicher Referent für öffentliche Finanzwirtschaft im Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung, Essen. 1968 sprang er als Fachassistent der SPD-Bundestagsfraktion für die damalige Finanzreform ein. Von 1969 bis 1998 war er Leiter der Sachgebiete Konjunktur- und Beschäftigungspolitik, Außenwirtschaftspolitik, Einkommensentwicklung beim DGB-Bundesvorstand. 

Hartmut Görgens, „Irrtum und Wahrheit über die Reallohnentwicklung seit 1990: Gegen den Mythos einer jahrzehntelangen Reallohnstagnation“, Verlag: metropolis, Januar 2018, ISBN 978-3-7316-1309-1, 14,80 Euro.