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E&W 10/2020

Tarifrunde Bund und Kommunen 2020

In der Coronakrise ist das Ungleichgewicht zwischen gesellschaftlicher Bedeutung und angemessener Bezahlung der Sozial- und Erziehungsberufe deutlich geworden. Die E&W beleuchtet, was hinter der aktuellen Tarifforderung von 4,8 Prozent steckt.

Im aktuellen Tarifkonflikt spielen die Sozial- und Erziehungsberufe eine wichtige Rolle. Gerade die Kolleginnen und Kollegen in Kitas und sozialen Diensten waren im Corona-Lockdown für andere da – doch ihr Gehalt reicht manchmal kaum für den Lebensunterhalt. Betroffene erzählen

Stefan Kähler etwa ist Kita-Leiter aus Rendsburg und GEW-Vertreter Schleswig-Holsteins in der Tarifkommission. Nach elf Jahren im Beruf ist er „immer noch völlig zufrieden, nur am Monatsende, wenn ich auf mein Gehalt schaue, nicht so ganz“. Sabine Lafrentz ist Betriebsrätin bei Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten. Sie sagt: „Die Arbeitsbelastungen in Kitas haben sich in der Corona-Zeit potenziert, der Job ist heute noch unattraktiver.“

„Die Corona-Auswirkungen, die uns ja mit Sicherheit in unserer täglichen Arbeit noch einige Monate begleiten werden, haben noch einmal gezeigt, wie wichtig der öffentliche Dienst, besonders auch die Arbeit der im Sozial-und Erziehungsdienst Tätigen ist“, betont Linda Engels, Vorsitzende der Bundesfachgruppe Sozialpädagogische Berufe der GEW.

„Mehr denn je ist der Staat gefordert, die Lücke zwischen überschüssigem Sparen und den realwirtschaftlichen Investitionen zu schließen. Also, die Forderung zur Gehaltserhöhung im öffentlichen Dienst ist in Corona-Zeiten gut begründet und auch finanzierbar“, schreibt auch unser Gastkommentator, der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel. „Wir stehen vor neuen Umverteilungskämpfen, vor der Frage, wer die Folgen der Abmilderung der Corona-Krise bezahlen soll“, analysiert Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied Tarif- und Beamtenpolitik.

Unterdessen legten die Arbeitgeber auch in der zweiten Verhandlungsrunde über den Tarifvertrag für die im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigten kein Angebot vor. Auf diese Blockadehaltung antworteten die Gewerkschaften Ende September sofort mit ersten Warnstreiks. Diese sollen mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde am 22./23. Oktober in Potsdam ausgeweitet werden.

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