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Rackles-Studie zum Lehrkräftemangel

Studienplätze und Quereinstieg ausbauen

Mit der Expertise „Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel 2024“ hat der ehemalige Berliner Bildungsstaatssekretär Mark Rackles existierende Maßnahmen evaluiert, mit denen der Bedarf an Pädagog*innen gedeckt werden könnte.

Mark Rackles empfiehlt einen Mix aus Maßnahmen, um mehr Lehrkräfte in die Schulen zu bekommen. (Foto: colourbox.com)

Vom Ausbau der Studienplätze über die Einbindung von Fachhochschulen bis zur Senkung der Teilzeitquote: Um dem massiven Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, liegen die unterschiedlichsten Vorschläge auf dem Tisch, und die Bundesländer experimentieren mit einer Vielzahl von Maßnahmen. Die GEW legte 2022 ein „15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ vor. Schwierigkeiten, die vielen offenen Stellen mit voll ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen, gibt es derweil nach wie vor nahezu überall.

„Wir brauchen Lösungen, die sowohl die Attraktivität des Berufs als Lehrkraft stärken als auch allen Kindern und Jugendlichen ermöglicht, ihre Potenziale voll zu entwickeln.“ (Maike Finnern) 

Mit der von der Max-Traeger-Stiftung geförderten Expertise „Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel 2024“ schaltet sich nun der ehemalige Berliner Bildungsstaatssekretärs Mark Rackles in die Debatte ein. Bisherige Vorschläge und Praxisansätze werden in seiner knapp 70 Seiten langen Analyse systematisiert; für 20 Einzelmaßnahmen versucht er, diese nach sieben Kriterien auf einer Skala von eins bis fünf zu bewerten.

„Wir brauchen Lösungen, die sowohl die Attraktivität des Berufs als Lehrkraft stärken als auch allen Kindern und Jugendlichen ermöglicht, ihre Potenziale voll zu entwickeln“, betont die GEW-Vorsitzende Maike Finnern im Grußwort. 

Zu den untersuchten Einzelmaßnahmen gehören auch: eine Reduzierung der Ausbildungsdauer, der Ausbau von Quer- und Seiteneinstieg, die Anerkennung von Auslandslehrkräften, eine Kürzung der Stundentafel sowie eine Erhöhung der Arbeitszeit. 

Fazit und Handlungsempfehlungen

Rackles kommt zu elf Schlussfolgerungen. Hier eine Auswahl: 

  • Kapazitär unwirksam sind Maßnahmen, die nur auf eine Umverteilung von bestehenden Ressourcen ausgerichtet sind: Dazu gehören die Abwerbung von Lehrkräften aus anderen Ländern, die Verbeamtung zur Erhöhung der Standortattraktivität, die Abordnung von Lehrkräften von weiterführenden Schulen an Grundschulen oder die Weiterbildung von Bestandslehrkräften in Mangelfächern.
  • Ein substanzieller Effekt an zusätzlichen Lehrkräften kann derweil durch die Reduzierung der Ausbildungsdauer gewonnen werden. Allerdings ist dieser Effekt in der Höhe bis zu 6.400 Vollzeiteinheiten (VZE) einmalig und erst mit einer Verzögerung von einigen Jahren wirksam.
  • Am relevantesten nach Volumen ist die Einbindung der Fachhochschulen in die Lehramtsausbildung mit gut 2.500 VZE pro Jahr. Dahinter kommt der Quereinstieg mit rund 1.400 VZE sowie der Seiteneinstieg bzw. Direkteinstieg mit 2.700 VZE.
  • Bei den schulorganisatorischen Maßnahmen ist die nach Volumen relevanteste die Kürzung der Stundentafel, die bei Kürzung um eine Wochenstunde alleine in der Allgemeinbildung den Bedarf um 4.000 VZE dauerhaft senkt.
  • Mittelfristig ist das Lehrkräftedefizit auch vollständig auflösbar durch gezielte Einstellungen nicht-pädagogischen Personals im Umfang von knapp 20.000 VZE. 

„In der Regel reicht die Kombination von drei bis vier Maßnahmen, um landesweit eine ausgeglichene Bedarfssituation an Lehrkräften zu gewährleisten.“ (Mark Rackles)

Abschließend bilanziert der Experte, angesichts des föderalen Systems und der komplexen Zusammenhänge werde ein Mix aus Maßnahmen empfohlen. „In der Regel reicht die Kombination von drei bis vier Maßnahmen, um landesweit eine ausgeglichene Bedarfssituation an Lehrkräften zu gewährleisten.“

Priorisiert werden könnten Maßnahmen, die keine negative Wirkung auf die Qualität hätten. Empfehlenswert seien neben dem Ausbau von Studienplätzen und der Erhöhung der Studienerfolgsquote die Einbindung von Fachhochschulen und der weitere Ausbau des Quereinstiegs.