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Studie belegt erneut ungleiche Bildungschancen

Nach wie vor lernen viele Kinder in der für sie falschen Schulform. Eine jetzt veröffentlichte Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) weist nach, dass der Bildungsstand der Eltern großen Einfluss auf die Schullaufbahn ihrer Sprößlinge hat.

Insgesamt besuchten 30 Prozent der rund 900 repräsentativ ausgewählten Schülerinnen und Schüler eine Schulform, die sie unter- (Underachievement) oder überforderte (Overachievement). Bei 17 Prozent der Befragten war der gewählte Schultyp nicht dazu geeignet, das individuelle Leistungspotenzial auszuschöpfen. Für manchen Hauptschüler wäre sogar der Besuch eines Gymnasiums möglich gewesen.

Vor allem Kinder aus Nichtakademiker-Familien wechseln laut Studie trotz guter Noten nach der Grundschule oft nicht auf eine Realschule oder ein Gymnasium. Die WZB-Forscher Heike Solga und Johannes Uhlig sowie Jürgen Schupp vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wiesen nach, dass ihr Risiko, eine unterfordernde Schulform zu besuchen, zweieinhalb Mal so groß ist wie für Kinder aus Akademikerhaushalten.

Die systematische Unterforderung könne fatale Folgen haben, so die Wissenschaftler: Die betroffenen Kinder lernten jahrelang unterhalb ihres Leistungsniveaus, könnten ihr Potenzial nicht ausschöpfen, ihre Motivation in Bezug auf Bildung werde nicht genug gefördert. Vielen Kindern würden die Chancen auf ein späteres Studium frühzeitig verbaut.

Die Studie zeige, wie wenig begründbar "das deutsche Schulsystem mit seinen Zuweisungspraktiken zu unterschiedlichen, für den weiteren Lebensverlauf folgenschweren Bildungskarrieren ist". Eine Lösung könne sein, Jugendliche möglichst spät auf unterschiedliche Bildungswege zu schicken.

Die aktuelle WZB-Studie bestätigt andere Studien - beispielsweise IGLU 2006 -, die ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen waren, dass Kinder aus Nichtakademiker-Familien im Vergleich zu Akademikerkindern deutlich bessere Noten haben müssen, um ein Gymnasium zu besuchen (siehe Infokasten). GEW-Schulexpertin Marianne Demmer hatte bereits in diesem Zusammenhang gefordert, die frühe Aufteilung zehnjähriger Kinder in unterschiedliche Schulformen zu beenden. "Die jungen Leute müssen bis zum Ende der Pflichtschulzeit miteinander und voneinander lernen können", so Demmer.