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Impfungen für Kinder und Jugendliche

„Sorgfalt geht vor Schnelligkeit“

Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern warnt die GEW davor, Kinder und Jugendliche nur zügig impfen zu wollen, um den Präsenzunterricht an Schulen wieder aufzunehmen. Sie mahnt eine gründliche Prüfung der Impfstoffe an.

Foto: GEW/Shutterstock
Foto: GEW/Shutterstock

Die GEW warnt mit Blick auf die geplanten schnellen Impfangebote für Kinder und Jugendliche vor überstürztem Handeln. Zwar sei es grundsätzlich richtig, auch jungen Menschen durch eine Impfung wieder mehr Freiheiten zurückzugeben, sagte die Vorsitzende Marlis Tepe vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Kinder und Jugendliche dürften aber nicht nur geimpft werden, damit sie Schulen zum Präsenzunterricht zurückkehren könnten.

„Kinder und Jugendliche haben bisher besonders stark unter den Einschränkungen in der Corona-Pandemie gelitten. Sie konnten sich kaum mit ihren Freunden treffen, sportliche und künstlerische Aktivitäten sind bis heute drastisch eingeschränkt. Und natürlich fehlen ihnen Kita und Schule als Lern-, aber auch Lebensort. Das wirkt sich negativ auf kognitive und motorische Fähigkeiten sowie die psychische und physische Gesundheit aus“, betonte Tepe.

Positive Empfehlungen abwarten

Dennoch dürften Kinder und Jugendliche nur geimpft werden, wenn die Prüfungen der Impfstoffe für sie zu positiven Empfehlungen durch die Europäische Gesundheitsbehörde EMA und die Ständige Impfkommission (StiKo) führten. Da Kinder seltener als ältere Erwachsene schwere Covid-19-Verläufe hätten, müsse die Verwendung eines noch nicht lange geprüften Impfstoffs besonders gründlich abgewogen werden.

Vorsicht vor Schnelligkeit

„Die Begründung für das schnelle Impfen der Kinder und Jugendlichen, die sich allein auf die notwendige Öffnung der Schulen und Kitas und damit auf Präsenzunterricht stützt, greift zu kurz“, sagte Tepe. „Für dieses grundsätzlich richtige Ziel müssen zudem die Hygienekonzepte vor Ort so gestaltet sein, dass sie den Gesundheitsschutz aller Lehrenden und Lernenden sicherstellen.“

Zusätzlich müsse geklärt werden, bis wann die Lehrkräfte und die Eltern der Kinder und Jugendlichen geimpft würden. Bisher seien viele Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulpersonal, die zur Priorisierungsgruppe 3 gehörten, noch nicht geimpft worden. „Sorgfalt geht vor Schnelligkeit“, unterstrich die GEW-Vorsitzende.

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.